Fermer
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Wasserfrosch-Komplex

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Jeder kennt die Wasserfrösche, denn es sind die grünen Frösche, die im Sommer an Teichen und Weihern Froschkonzerte veranstalten. Aber die Bestimmung dieser Frösche war schon immer schwierig und ist heute wegen zahlreichen invasiven Arten nahezu unmöglich geworden. Dies hat Konsequenzen für die Meldung von Beobachtungen von Wasserfröschen, auch Grünfrösche genannt:
Alle Wasserfrösche können sich untereinander kreuzen. Die einzelnen Wasserfrosch-Arten lassen sich kaum mehr sicher unterscheiden. Die karch listet deshalb bei den Fundmeldungen die „Art“ „Pelophylax aggr.“. Dieser etwas sperrige Begriff steht für „Wasserfrosch-Aggregat“. Wir bitten Amphibienfreunde, uns die Wasserfrösche als „Pelophylax aggr.“ zu melden; es sei denn, eine der Arten habe sicher durch den Ruf (oder genetisch) bestimmt werden können. Bei der Gruppe des Seefroschs ist oft eine Artbestimmung über das „lachende“ Quaken möglich.


​Geschichte der Wasserfrösche in der Schweiz

Früher gab es zwei Wasserfrösche, deren deutsche Namen nicht immer eindeutig sind. Es gab den Wasserfrosch (mit wissenschaftlichem Namen Pelophylax esculentus; früher Rana esculenta) und den Kleinen Wasserfrosch (Pelophylax lessonae; früher Rana lessonae). Der Wasserfrosch ist ein Hybrid aus Kleinem Wasserfrosch und dem ursprünglich in der Schweiz nicht heimischen Seefrosch (Pelophylax ridibundus). Er hat eine komplizierte Genetik bei der Bildung von Eiern und Spermien. Diese wird Hybridogenese genannt und ist eine Spezialform des „meiotic drive“, einer unfairen Bildung der Geschlechtszellen. Unfair deshalb, weil der Wasserfrosch nur das Erbgut des Seefrosches an seine Nachkommen weiter gab. Das Erbgut des Kleinen Wasserfrosches wurde eliminiert. Damit nicht genug: das verbleibende Seefrosch-Erbgut wies einen Gendefekt auf, so dass sich der Wasserfrosch nur fortpflanzen kann, wenn er sich mit einem Kleinen Wasserfrosch paart. Paarungen Wasserfrosch x Wasserfrosch waren meist nicht lebensfähig.

Durch die Einschleppung des Seefrosches (ursprünglich als Lieferant für Froschschenkel) hat sich im Wasserfrosch-Komplex einiges geändert. Er hat aufgrund des neuen genetischen Materials – ohne Gendefekt – und auch aufgrund seiner Konkurrenzstärke und seiner Gefrässigkeit die beiden andern vielerorts verdrängt; dies vor allem im Welschland.

Neue Forschungsresultate von Sylvain Dubey von der Universität Lausanne haben gezeigt, dass die Situation mit den Wasserfröschen noch viel unübersichtlicher ist als bisher bekannt. Dubey konnte zeigen, dass nicht nur der Seefrosch in die Schweiz eingeschleppt wurde, sondern zusätzlich etliche andere, ähnlich aussehende Wasserfrosch-Arten aus der weiteren Seefrosch-Verwandtschaft. Diese Arten stammen vom Balkan und aus der Türkei. Ohne genetische Analysen ist der Seefrosch heute nicht mehr eindeutig zu bestimmen. 

Besonders spannend war ein weiteres Resultat von Sylvain Dubey: Ein aus Norditalien eingeschleppter Vetter Pelophylax bergeri hat den Kleinen Wasserfrosch fast überall in der Schweiz verdrängt. Morphologisch sind die zwei Arten kaum zu unterscheiden, aber genetisch sind sie verschieden.


In der Schweiz sind folgende Wasserfroscharten/-taxa nachgewiesen:

 

Die nachfolgende Zusammenstellung (© Sylvain Dubey) zeigt morphologische Variationen von P. lessonae und P. bergeri an verschiedenen Standorten sowie von P. ridibundus und von Hybriden. Morphologisch können die Wasserfrösche in der Schweiz nicht sicher bestimmt werden.  

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