Schlingnatter
Coronella austriaca austriaca Laurenti, 1768
Die Schlingnatter, Coronella austriaca, ist unsere kleinste Schlangenart. Sie ist völlig harmlos und wird nur selten über 70 cm lang. Von den Wassernattern und Vipern unterscheidet sie sich durch die glatte Beschuppung, von der Aeskulap- und Gelbgrünen Zornnatter durch Zeichnung, Färbung und Anzahl Rücken-schuppenreihen.
Die Schlingnatter führt ein sehr diskretes Leben. Ausserhalb ihres Schlupfwinkels bewegt sie sich fast nur im Schutz der Pflanzendecke. Ihre Bewegungen sind langsam und derart geschmeidig, dass man selbst in trockenem Laub kriechende Tiere kaum hört. Bei Störungen verharrt sie in der Regel unbeweglich und wird daher oft übersehen. Schlingnattern findet man nur bei hoher Luftfeuchtigkeit und milden Temperaturen oder allenfalls noch zu den Randzeiten des Tages völlig frei liegend im Gelände. An warmen Tagen bleiben die Tiere oft ganztätig in der Krautschicht oder unter Steinen verborgen. Bei kühler Witterung oder trockener Hitze verlassen meist nur Individuen, die kurz vor der Häutung stehen, ihr Versteck, sind dann aber verhältnismässig leicht zu entdecken.
Die Gesamtverbreitung erstreckt sich von der Iberischen Halbinsel bis nach Mittelschweden, im Osten bis in die Steppen von Kasachstan und die Türkei. Das nördlichste Vorkommen liegt auf Aland (Finnland), das südlichste auf Sizilien. In Irland fehlt sie, in England leben nur ganz im Süden eine Populationen, in Dänemark wurde sie in diesem Jahrhundert ausgerottet.
Die ökologischen Ansprüche der Schlingnatter sind hoch. Eine intakte Echsenpopulation als Nahrungsgrundlage ist vielerorts unerlässlich, so dass von Ansiedlungsversuchen im Privatgarten abgeraten werden muss. Dagegen müssen sämtliche Lebensräume des Mittellandes, in welchen noch Schlingnattern vorkommen, unverzüglich unter Schutz gestellt und gepflegt, die Bestände in ihrer Entwicklung überwacht werden.
Folgende Massnahmen sind angezeigt:
- Erhalt offener, sich gut erwärmender Flächen (Schutthalden und Felsfluren, Schotter, Kies, Blockwürfe, Steinbefestigungen, Steinkörbe, Trockenmauern, Lesesteinhaufen etc.), wenn nötig auch durch Entfernen grösserer schattenwerfender Bäume und Sträucher
- Kleinstrukturen aller Art (Trockenmauern, Lesesteinwälle, Steinhaufen, Holz-, Gras- und Komposthaufen etc.) in potenziellen Lebensräumen erhalten, pflegen oder neu anlegen.
- Mauern im Rebgelände nicht zumörteln oder durch Beton ersetzen (wichtige Schlupfwinkel, auch für Beutetiere)
- Krautschicht im Sommerhalbjahr möglichst unberührt lassen (nur einmal mähen, auf keinen Falls abflämmen, auf Herbizide verzichten); besonders wichtig an Bahndämmen!
- Einschränkung des Chemieeinsatzes im Rebgelände und an Bahndämmen (die Schlingnatter frisst dort bevorzugt Eidechsen, welche ihrerseits auf Insekten als Nahrung angewiesen sind)
- An Waldrändern und auf Lichtungen Förderung eines stufigen Gebüschsaumes mit breiter Krautschicht; Baumstrünke und Altholzhaufen nicht entfernen.
- Im Siedlungsgebiet in Bereichen, wo regelmässig Schlingnattern beobachtet werden, Störungen vermeiden und Katzen fernhalten, Kleinstrukturen fördern. Aussetzungen unterlassen!
Die Schlingnatter besiedelt die ganze Schweiz von den Niederungen bis auf etwa 2'100 m Höhe. Essentiell für ihr Vorkommen scheint die Beschaffenheit des Untergrundes zu sein. Das Tier bevorzugt rasch abtrocknende, sich stark erwärmenden Böden. In der Schweiz sind dies vor allem steinige oder felsige Flächen und flachgründige Hanglagen. In stärker durchnässtem Gelände findet man Schlingnattern nur, wenn Steinhaufen, Legsteinmauern, Felskuppen oder ähnliche Strukturen vorhanden sind, die den Tieren erlauben, die optimale Körpertemperatur raschmöglichst zu erreichen.
Adulte Schlingnatter
Portrait einer Schlingnatter. Charakteristisch ist das dunkle Band vom Nasenloch zu den Mundwinkeln
Schlingnattern kommen bevorzugt an trockenwarmen Standorten mit steinigen Strukturen vor, wie z.B. in Rebbergen
Steckbrief
- Gestalt schlank
- Kopf klein, rundlich, abgeflacht, schwach vom Hals abgesetzt
- Rückenschuppen sehr glatt, ungekielt
- Grundfarbe grau, braun oder rötlich
- Rücken mit dunklen, meist paarigen Flecken
- markanter dunkler Fleck am Hinterkopf
- charakteristisches Band von Nasenloch über Augenunterkante zum Mundwinkel
- Kopfschilder gross
- eine Schuppenreiche zwischen Auge und Mundspalte
- Verwechslungsarten: Aspisviper, Kreuzotter, Blindschleiche
- Status Rote Liste: verletzlich (VU) (Zur Roten Liste)
- Beobachtung melden
Downloads
- Merkblatt: Die Schlingnatter (pdf)
Weiterführende Informationen
- Bestimmungshilfe: Faden- und Teichmolch-Weibchen, Braunfrösche, Wasser- oder Grünfrösche, Eidechsen, Schlingnatter und Kreuzotter, Ringelnatter-Unterarten. Rundbrief zur Herpetofauna von Nordrhein-Westfalen Nr. 28 (2005). Bearbeitet von Martin Schlüpmann.