Nicht einheimische Reptilienarten
Neben den 14 einheimischen Reptilienarten leben auch einige mehr oder weniger exotische Arten im Land. Unter ihnen mag die Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans) die auffälligste und am weitesten verbreitete sein. Diese nordamerikanische Wasserschildkröte wurde für den Heimtierhandel massenhaft in die Schweiz importiert, und viele Tiere landeten später illegalerweise in Schweizer Gewässern, nachdem sie ihren Besitzerinnen oder Besitzern lästig geworden waren. Die meisten in der Schweiz beobachteten Schildkröten gehören zu dieser Art. Daneben werden vereinzelt auch andere Wasserschildkröten beobachtet, meistens Arten aus Nordamerika, die auch in unserem Klima unter Umständen Jahrzehnte überleben können. Die Fortpflanzung in freier Wildbahn von Rotwangen-Schmuckschildkröten ist aktuell an mehreren Orten (Tessin, Bodensee, Westschweiz) nachgewiesen, und die Auswirkung dieser Art wurde noch nicht beurteilt. Ein vom BAFU finanziertes Projekt untersucht derzeit die Auswirkungen dieser Art auf die einheimische Fauna und erforscht die am besten geeigneten Methoden, um diese begrenzen zu können.
Schmuckschildkröte Trachemys scripta
Mit Material- oder Pflanzentransporten gelangen dann und wann Eidechsen in die Schweiz, vor allem aus Südeuropa. Vorab entlang von Bahnlinien und auf Bahnhofsarealen können vereinzelt Exemplare südeuropäischer Arten oder Unterarten beobachtet werden. Die Ruineneidechse (Podarcis siculus), natürlicherweise in Italien und entlang der dalmatinischen Küste verbreitet, bildet seit über 30 Jahren einen kleinen Bestand in der Stadt Rapperswil (SG). In der Stadt Thun (BE) und im botanischen Garten Basel haben sich grünrückige Mauereidechsen der mittelitalienischen Unterart Podarcis muralis nigriventris etabliert, und weitere Vorkommen an anderen Standorten sind wahrscheinlich. Teilweise wurden standortfremde Mauereidechsen auch illegalerweise ausgesetzt, um den eigenen Garten zu „bereichern“. Derartige Aktionen sind strikte abzulehnen.
Ruineneidechse Podarcis siculus
Daneben werden in seltenen Fällen auch andere europäische oder exotische Reptilienarten gesichtet. Häufig handelt es sich um unabsichtliche Verschleppungen durch Materialtransporte aller Art. Als aktuelle Beispiele seien der Mauergecko (Tarentola mauritanica) oder die Girondische Schlingnatter (Coronella girondica) erwähnt, die beide schon mehrfach aus Italien oder Südfrankreich in die Schweiz verfrachtet wurden. Erst kürzlich wurde eine kleine Population des Mauergeckos aus dem Tessin gemeldet. EInzelfunde des Mauergeckos und auch des Europäischen Halbfingergeckos (Hemidactylus turcicus) gibt es neben dem Tessin auch aus anderen Regionen der Schweiz. Dabei dürfte es sich fast immer um verschleppte Individuen handeln. Es ist aber nicht auszuschliessen, dass sich die beiden Arten wie auch die Ruineneidechse (Podacis siculus) künftig in der Schweiz vermehrt etablieren.
Nur anekdotisch, aber häufig sehr medienwirksam ist das Auftauchen von exotischen Findeltieren, die aus der Terrarienhaltung entwichen sind. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die völlig harmlose Kornnatter (Pantherophis guttatus), die aus den USA stammt und verbreitet als Anfängerschlange als Heimtier gehalten wird. Immer handelt es sich um Einzeltiere, und auch wenn die Tiere eine gewisse Zeit im Freiland überleben können, besteht kaum Gefahr, dass es zu einer Fortpflanzung kommt und sich Populationen etablieren.