Mauereidechse
Podarcis muralis (Laurenti, 1768)
Mauereidechsen, Podarcis muralis, werden meist nicht länger als 20 cm, wobei der Schwanz ungefähr doppelt so lange wie der Körper ist. Auf der Oberseite sind die Tiere je nach Herkunft grau, braun oder auch grünlich. Jungtiere und Weibchen besitzen ein durchgezogenes dunkelbraunes Flankenband. Meist ist auch ein mehr oder weniger durchgehender dünner Rückenstreifen vorhanden. Beim Männchen ist dieser Streifen deutlich netz- oder flekkenartig aufgelöst. Einige Tiere besitzen an der Unterseite der Flanke oder oberhalb der Vorderextremitäten leuchtend blaue Flecken. Die Unterseite kann weiss, rosa, gelb oder ziegelrot sein und ist mit dunklen Punkten oder Flecken durchsetzt.
Mauereidechsen werden durchschnittlich 4 bis 6 Jahre, maximal 10 Jahre alt. Ihre zierliche flache Gestalt ist ganz dem Leben an senkrechten Flächen und in engen Spalten angepasst. Die Tiere verbringen viel Zeit mit Sonnenbaden, vorzugsweise von einem erhöhten Punkt aus oder an einer Stelle, von wo aus die nähere Umgebung überblickt werden kann. Fühlen sie sich bedroht, so flüchten sie blitzschnell in die nächstgelegene Spalte, um kurze Zeit darauf wieder ihren Sonnenplatz einzunehmen. Bezüglich der Nahrung ist die Mauereidechse nicht wählerisch: Alle überwältigbaren Insekten, Spinnen und Würmer gehören auf den Speisezettel. Selbst vor den eigenen Jungtieren macht sie nicht Halt.
Als Feinde der Mauereidechse gelten neben dem Menschen die Hauskatze sowie verschiedene Schlangen- und Vogelarten. Als Aussenparasit wurden vielfach Zecken beobachtet.
In der Schweiz gibt es zwei Verbreitungsschwerpunkte der Mauereidechse: In der Südschweiz (Tessin, südliches Graubünden) ist sie sehr häufig und kann bis in Höhen von 1770m angetroffen werden. Im westlichen Teil der Schweiz als zweitem Schwerpunkt besiedelt sie das Rhônetal, das Genferseegebiet, die Jurasüdhänge nordostwärts bis etwa auf die Höhe von Baden (AG) und nordwestlich davon den Jura zwischen St. Ursanne (JU) und Basel, wo sich ihr Verbreitungsgebiet entlang des Rheingrabens fortsetzt.
Östlich des Jura und im Mittelland ist sie nur inselartig verbreitet,im Kanton Bern z.B. an Thuner- und Brienzersee, im Sense- und Schwarzwassergraben, an Bahndämmen und Flühen und im Gebiet der Stadt Bern. Vereinzelte Populationen in der Zentral- und Ostschweiz (Goldau, Frauenfeld, Zürich, Romanshorn) gehen vermutlich auf Aussetzungen oder Einschleppen der Tiere zurück. An Bahndämmen werden auffallend häufig Tiere gefunden, deren Zeichnung sich von derjenigen heimischer Tiere unterscheidet und daher die Annahme rechtfertigt, dass sie aus südlicheren Breiten per Bahn hierher verschleppt wurden.
1990
2012
Status und Gefährdungsgrad der Art sind regional unterschiedlich: Während sie in der Südschweiz sicher nicht bedroht ist, müssen die isolierten Populationen im Mittelland als gefährdet eingestuft werden. Wahrscheinlich führten Aufforstungen ehemaliger Weiden um die Jahrhundertwende oder klimatische Einflüsse zu einer Aufsplitterung des Ver-breitungsgebietes. Ihr Gefährdungsgrad im Areal Rhônetal-Jura-Rheingraben ist schwierig abzuschätzen. Einerseits sind viele ehemals individuenstarke Populationen in Rebbergen und Steinbrüchen durch Zumörteln von Mauern bzw. Zuschütten stark dezimiert worden, andererseits entstanden beispielsweise durch Anlegen von Bahndämmen neue Biotope.
- Einschränkung des Chemieeinsatzes im Rebgelände und an Bahndämmen
- Freihalten sonnenexponierter Flächen von übermässigem Pflanzenwuchs
- Trockenmauern wenn möglich nicht zumörteln oder zumindest einige Schlupflöcher erhalten; nicht durch Betonmauern ersetzen
- Sonnenexponierte Steinbrüche nicht als Deponie missbrauchen
- Erhalten bzw. Schaffen von Strukturelementen wie Steinhaufen und Legsteinmauern in sonnigen Lagen (auch in Gärten!)
- Trockenmauern sollten nicht mit Humus, sondern mit Sand hinterfüllt werden
Portrait einer Mauereidechse
Ein Mauereidechsen-Paar. Hinten ein Weibchen, vorne ein Männchen
Mauereidechsen-Weibchen haben dunkle Flanken, welche von hellen Längslinien eingefasst sind. Der Rücken ist im Gegensatz zum Männchen nur schwach gefleckt
Der Lebensraum der Mauereidechse ist oftmals steinig (wie hier z.B. Trockenmauern eines Rebberges). Solange ein Standort genügend besonnt ist, nimmt die Mauereidechse aber auch viele andere Lebensräume an
Steckbrief
- Gestalt schlank & grazil
- Kopf lang und spitz, abgeflacht
- Rumpf abgeflacht
- Zehen lang und fein
- Schwanz etwa doppelt so lang wie Kopf und Rumpf zusammen
- Beschuppung sehr fein wirkend
- Grundfarbe grau oder braun
- Männchen: Flanken meist stärker gefleckt als Rücken, mit hellen Flecken durchsetzt, teilweise blaue Bauchrandschuppen
- Weibchen: Flanken dunkel und von paarigen, hellen Längslinien eingefasst, Rücken nur schwach gefleckt
- Verwechslungsarten: Waldeidechse, Zauneidechse
- Status Rote Liste: nicht gefährdet (LC) (Zu Rote Liste)
- Beobachtung melden
Downloads
- Merkblatt: Die Mauereidechse (pdf)
Weiterführende Informationen
- Bestimmungshilfe: Faden- und Teichmolch-Weibchen, Braunfrösche, Wasser- oder Grünfrösche, Eidechsen, Schlingnatter und Kreuzotter, Ringelnatter-Unterarten. Rundbrief zur Herpetofauna von Nordrhein-Westfalen Nr. 28 (2005). Bearbeitet von Martin Schlüpmann.