Flachmoore, Feuchtwiesen
Überschwemmungsflächen im Seeuferbereich oder in Tümpeln und Flachmoore liegen auf stark vernässten Böden, deren Wasserhaushalt vor allem durch den hoch stehenden Grundwasser- oder Seespiegel reguliert wird. Zu den Flachmooren rechnet man beispielsweise Gross- und Kleinseggenriede oder und Übergangsmoore. Sie können über eine lange Zeit Wasser führen, trocknen aber von Zeit zu Zeit aus, wobei der Boden allerdings immer feucht bleibt.
Feuchtwiesen findet man meist im Randbereich von Feuchtgebieten. Sie sind ebenfalls wechselfeucht, aber etwas trockener als die Flachmoore, was auf den nährstoffreichen Böden das Wachstum von Büschen und Bäumen ermöglicht. Deshalb unterliegen Feuchtwiesen in der Regel einer landwirtschaftlichen Nutzung, meist einer Beweidung. Besonders wertvoll sind Feuchtwiesen mit Senken, Geländemulden, Suhlen oder Trittsiegeln, da dort das Wasser länger liegen bleibt.
Für die Amphibien sind Überschwemmungsflächen, Flachmoore und Feuchtwiesen wichtige Fortpflanzungsgewässer. Durch das Trockenfallen werden zahlreiche aquatische Fressfeinde eliminiert. Allerdings sollten die temporären Gewässer nur dann austrocknen, wenn sich kein Laich und keine Larven darin befinden, idealerweise also erst im Spätsommer, Herbst oder Winter. Solche Gewässer bieten Amphibien weitere Vorteile: Sie sind in der Regel nicht sehr tief und gut besonnt, entsprechend sind die Wassertemperaturen verhältnismässig hoch. In Flachmooren verhindern die vernässten Böden das Aufkommen von Bäumen. Zahlreiche Amphibienarten profitieren von Überschwemmungflächen, Flachmooren und Feuchtwiesen, darunter auch seltene Arten. Man findet dort beispielsweise den Laubfrosch und die Gelbbauchunke, den Teichmolch, den Fadenmolch, den Springfrosch. Falls die Wasserkörper tief genug sind, trifft man auch auf die Kammmolche. Wasserfrösche, Grasfrosch, Erdkröte und Bergmolch laichen ebenfalls an solchen Standorten ab. Wahrscheinlich aus mikroklimatischen Gründen werden während der Laichzeit Standorte mit spärlicher oder niedriger Vegetation bevorzugt, ausgedehntes Röhricht und Grossseggenriede dagegen gemieden. Falls die Vegetation nicht zu dicht steht, dürfen Flachmoore sogar zu den Primärhabitaten der Kreuzkröte gerechnet werden.
Flachmoore und Feuchtwiesen stellen aber auch ausserhalb der Laichzeit wichtige Amphibienlebensräume dar. Sie bieten eine reichhaltige Nahrungsgrundlage, zahlreiche Versteckmöglichkeiten und ein feuchtes Mikroklima. Oft weisen diese Habitatstypen eine enorme Amphibiendichte auf. Neben Auenwäldern dürften es die artenreichsten Standorte in der Schweiz sein. Leider findet man sie viel zu selten in unserer Landschaft. Die landwirtschaftliche Nutzung vieler Flachmoore und Feuchtwiesen zur Streuproduktion oder durch extensive Beweidung erfolgte früher aus wirtschaftlichen Gründen. Heutzutage stehen bei einer Mahd oder Beweidung solcher Flächen häufig naturschützerische Überlegungen im Vordergrund, denn ohne eine behutsame Nutzung drohen vor allem die trockeneren Partien zu verbuschen und zu verwalden.
Für Reptilien haben Flachmoore und Feuchtwiesen nicht die gleiche Bedeutung wie für Amphibien. Nicht zuletzt wegen der hohen Dichte an Amphibien nutzen aber Reptilien, allen voran die Ringelnatter, Flachmoore und Feuchtwiesen gerne als Jagdgebiet. Wenn ausreichend Versteck- und Überwinterungsquartiere wie Totholz- oder Schilfhaufen vorhanden sind, dienen sie sogar als Jahreslebensraum, insbesondere für die Waldeidechse. Vor allem im trockeneren Randbereich von Flachmooren trifft man auch auf die Zauneidechse und die Blindschleiche, auf der Alpensüdseite noch auf weitere Reptilienarten, falls steinige Strukturen vorhanden sind.