Kleiner Wasserfrosch und Teichfrosch
Pelophylax lessonae (Camerano, 1882) und Pelophylax esculentus (Linnaeus, 1758)
Die Wasserfrösche gehören wohl zu den auffälligsten und bestbekannten Amphibien. Sie sind verantwortlich für die lauten Froschkonzerte, welche im Frühling und Sommer an Weihern und Teichen zu hören sind. Tagsüber sonnen sie sich oft am Gewässerrand, von wo sie sich bei Störung mit einem grossen Sprung ins Wasser retten. Dank kräftig entwickelter Schwimmhäute an den Hinterfüssen sind sie gute Schwimmer.
Die europäischen Wasserfrösche bilden einen Komplex mehrerer nah verwandter Arten und Mischformen, wovon in der Schweiz jedoch nur zwei einheimisch sind: der Kleine Wasserfrosch, Pelophylax lessonae , und der Teichfrosch, Pelophylax esculentus. Der Kleine Wasserfrosch stellt eine eigenständige Art dar, der Teichfrosch jedoch ist ein Hybrid oder Bastard zwischen dem Kleinen Wasserfrosch und dem Seefrosch, Pelophylax ridibundus.
Der Seefrosch kam in der Schweiz ursprünglich nicht vor, wurde im 20. Jh. aber vielerorts eingeschleppt. Fast immer treten der Kleine Wasserfrosch und der Teichfrosch gemeinsam an einem Gewässer auf, ihre Unterscheidung ist jedoch nicht ganz einfach. Der Teichfrosch ist die grössere der beiden Formen, wobei die Männchen ca. 55 – 75 (max. 100) mm Körperlänge erreichen, die Weibchen sogar 65 – 85 (max. 120) mm. Der Kleine Wasserfrosch bleibt mit 45 – 55 (max. 65) mm für Männchen und 50 – 65 (max. 75) mm für Weibchen deutlich kleiner.
Die Grundfärbung beider Formen ist meist grasgrün, seltener gelb- oder blaugrün, manchmal auch bräunlich. Rücken und Flanken sind dunkel gefleckt, an den Schenkeln laufen die Flecken zu Bändern zusammen. Häufig zieht sich ein hellgrüner Streifen über die Rückenmitte. Charakteristisch für den Kleinen Wasserfrosch sind kräftig gelbe Flecken in der Leistengegend, welche beim Teichfrosch meist fehlen.
Der eingeschleppte Seefrosch ist grösser als beide einheimischen Wasserfrösche, zudem ist er meist dunkler und weniger kontrastreich gefärbt. Als sicherstes Unterscheidungsmerkmal hat sich der innere Fersenhöcker herausgestellt, welcher sich in Gestalt und Grösse zwischen den drei Formen unterscheidet. Gute Bestimmungsbücher enthalten Abbildungen dieses Merkmals, welche bei der Unterscheidung sehr hilfreich sind.
Den Winter verbringen die meisten Kleinen Wasserfrösche an Land, während zumindest ein Teil der Teichfrösche in Gewässern überwintert. Von März bis April erfolgt die Rückwanderung ans Laichgewässer, wo die Paarungsaktivität frühestens Ende April beginnt und sich bis in den frühen Juli erstrecken kann. Auf dem Höhepunkt der Paarungszeit im Mai oder Juni finden sich Männchen oft zu Rufgemeinschaften an seichten Stellen des Gewässers zusammen und veranstalten die bekannten Froschkonzerte. Angelockte Weibchen werden angesprungen und hinter den Vorderbeinen umklammert.
Die Eiablage erfolgt in mehreren kleinen Klümpchen, die bevorzugt an Pflanzen im seichten Wasser geheftet werden. Nach nur wenigen Tagen schlüpfen die Kaulquappen, die sich abhängig von Temperatur und Nahrungsangebot nach ca. 5 bis 12 Wochen zu kleinen Fröschchen umwandeln. Viele der Kaulquappen fallen Fischen, Molchen oder räuberischen Insekten zum Opfer. Den Fröschen stellen Raubtiere wie Fuchs und Marder, Vögel wie Reiher und Störche, aber auch grosse Raubfische und die Ringelnatter nach. Wasserfrösche sind aber nicht nur die Beute vieler Tiere, sondern selbst erfolgreiche Räuber. Ihre Nahrung besteht zum grössten Teil aus Insekten, doch fressen sie auch Schnecken, Würmer und sogar andere Amphibien.
Die Verbreitungsgebiete des Teich- und des Kleinen Wasserfrosches sind beinahe identisch und erstrecken sich praktisch über das gesamte gemässigte Europa. In der Schweiz sind die Wasserfrösche typische Bewohner der Tieflagen und steigen nicht über 1000 m. ü. M.
Entsprechend findet man sie im gesamten Mittelland, in den Tieflagen der nördlichen Alpentäler, entlang des Juras, im Tessin, im Wallis und um den Genfersee. In der Westschweiz und im Wallis mussten die einheimischen Wasserfrösche jedoch einen dramatischen Arealverlust zu Gunsten des eingeschleppten Seefrosches hinnehmen.
Hauptsächlich zwei Gründe tragen dazu bei, dass die Wasserfrösche als gefährdet anzusehen sind: Lebensraumverlust und die Einbürgerung des Seefrosches. Mit dem Verschwinden von 90 % der Feuchtgebiete aus den Tieflagen der Schweiz sind auch viele Wasserfrosch-Populationen erloschen. Noch vorhandener Lebensraum muss daher konsequent geschützt werden.
Vielversprechend ist auch die Neuschaffung geeigneter Gewässer. Wasserfrösche besiedeln neue Lebensräume rasch und können in wenigen Jahren beachtliche Populationen aufbauen.
Weniger einfach ist der Bedrohung durch den Seefrosch zu begegnen. Er ist ein unwillkommener Konkurrent, durch seine Grösse aber auch ein ernst zu nehmender Fressfeind der einheimischen Wasserfrösche. Als zweite Elternart des Teichfrosches könnte er auch einen negativen Einfluss genetischer Art ausüben, indem er neue, intakte Seefrosch-Erbsubstanz in die Populationen einschleust, wodurch mit der Zeit auch Paarungen zwischen Teichfröschen lebensfähige Seefrösche erzeugen könnten. Der Seefrosch hat sich in der Westschweiz beängstigend rasch durchgesetzt, und es ist nicht auszuschliessen, dass sich dieser unerfreuliche Vorgang in der Deutschschweiz fortsetzt.
Die weitere Aussetzung von Seefröschen muss daher unter allen Umständen verhindert werden. Weiter könnte sich auch die Bereitstellung von besonders auf den Kleinen Wasserfrosch zugeschnittenen Lebensräumen positiv auswirken. Diese würden die weitere Ausbreitung des Seefrosches nicht verhindern, könnten aber als Refugien für die einheimischen Wasserfrösche dienen.
Im Gegensatz zu anderen Froschlurchen der Schweiz, welche das Wasser nur zur Fortpflanzung aufsuchen, sind die Wasserfrösche sehr eng ans Wasser gebunden. Bezüglich der Art ihres Wohngewässers sind sie jedoch nicht besonders wählerisch. Permanente Gewässer aller Art werden besiedelt, bevorzugt vegetationsreiche Weiher und Teiche, Kleinseen und Moorgewässer, aber auch Altwasser und bewachsene Flachufer grosser Seen. Sonnige Standorte werden schattigen vorgezogen.
Da sich die Habitatansprüche des Kleinen Wasserfrosches und des Teichfrosches unterscheiden, treten sie je nach Lebensraum in verschiedenen Verhältnissen auf. Der Kleine Wasserfrosch ist häufiger in kleineren, vegetationsreichen, eher nährstoffarmen und sauren Gewässern wie Moorweihern, während in grösseren und nährstoffreicheren Gewässern der Teichfrosch dominiert.
Der Seefrosch hat grundsätzlich eine Vorliebe für grosse und tiefe Gewässer (daher der Name), doch wo er eingeschleppt wurde, tritt er an fast allen Gewässertypen auf.
Teichfrosch - Pelophylax esculentus
Kleiner Wasserfrosch - Pelophylax lessonae
Steckbrief
- kräftig grün gefärbte Frösche mit duklem bis schwarzem Fleckenmuster
- Augen leicht nach oben gerichtet
- Schnauze spitz
- kräftige Arme und Beine
- gut ausgebildete Schwimmhäute an Hinterfüssen
- Trommelfell nicht dunkel umgeben
- Haut glatt
- Männchen: paarige Schallblasen, Brunstschwielen an den Daumen
- Pelophylax lessonae : Iris goldgelb ohne dunkle Pigmentierung, Männchen: paarige Schallblasen weiss, obere Rückenpartie & Kopf ohne Flecken, zitronengelbe Partien um Hüfte und Kopf
- Pelophylax esculentus : Iris goldgelb mit dunkler Pigmentierung, Männchen: paarige Schallblasen leicht gräulich, dunkle bis schwarze Flecken auf Rücken, keine zitronengelbe Partien
- Verwechslungsarten: Seefrosch, Braunfrösche wie Grasfrosch, Springfrosch und Italienischer Springfrosch. Zur Unterscheidung s. auch Paarungsrufe von Kleinem Wasserfrosch, Teichfrosch und Seefrosch
- Status Rote Liste: potentiell gefährdet (NT) (Zu Rote Liste)
- Amphibienrufe
- Beobachtung melden
Downloads
- Merkblatt: Die Wasserfrösche (pdf)
Weiterführende Informationen
- Bestimmungshilfe: Faden- und Teichmolch-Weibchen, Braunfrösche, Wasser- oder Grünfrösche, Eidechsen, Schlingnatter und Kreuzotter, Ringelnatter-Unterarten. Rundbrief zur Herpetofauna von Nordrhein-Westfalen Nr. 28 (2005). Bearbeitet von Martin Schlüpmann.