Italienischer Springfrosch
Rana latastei Boulenger, 1879
Die Sommerlebensräume des Italienischen Springfrosches liegen oft bis einige hundert Meter vom Laichgewässer entfernt, durchschnittlich wohl weniger weit als beim Springfrosch. Beobachtungen deuten aber darauf hin, dass diese auch in annähernd einem Kilometer Entfernung liegen können. Über die Herbstwanderung ist wenig bekannt; im Herbst können aber je nach Gewässer schon Tiere im Wasser beobachtet werden, die hier auch überwintern, und mit etwas Glück kann bereits der typische Ruf gehört werden. Viele Tiere ziehen jedoch erst im Februar oder sogar im März zum Laichgewässer, oft gemeinsam mit dem Springfrosch.
Wie beim Springfrosch warten die Männchen am Gewässergrund auf die Weibchen, die später eintreffen. Am Gewässergrund können dann öfters wartende Tiere des Italienischen Springfrosches und des Springfrosches durchmischt und gleichzeitig rufend beobachtet werden; Fehlpaarungen sind gar nicht so selten, zu erfolgreichen Kreuzungen kommt es jedoch nicht.
Der Ruf des Italienischen Springfrosches erinnert etwas an ein feines Miauen einer Katze. Das einzeln ausgestossene "ää” wird in Abständen von mehreren Sekunden wiederholt, fast ausschliesslich unter Wasser von sich gegeben und ist nur am Gewässer zu hören. Ins Wasser springende Weibchen werden sofort erhascht und bis zur Besamung des Laichballens hinter den Vorderbeinen festgehalten.
Ein Weibchen produziert zwischen 400 und 1’200 Eier und gibt diese in Form eines kompakten Ballens ab, der durch die kleinen, nur etwa 6 bis 7 mm messenden Gallerthüllen von den andern Braunfroschlaichballen unterschieden werden kann. Die Ballen werden in 5 bis 30 cm Wassertiefe einzeln oder in ganzen Trauben an Ästchen und anderen Pflanzenteilen befestigt, wobei schräg vom Ufer ins Wasser ragende Ästchen besonders günstig zu sein scheinen. Ab und zu gelangen die Ballen später an die Wasseroberfläche. Die Laichzeit verteilt sich in der Südschweiz über beinahe zwei Monate, von Mitte Februar bis in den April hinein; innerhalb des gleichen Laichgewässers dauert die Fortpflanzungszeit aber meist kaum länger als drei Wochen. Der Höhepunkt des Laichgeschehens wird in der ersten Märzhälfte erreicht. Während die Weibchen das Wasser nach der Eiablage wieder verlassen, bleiben die Männchen noch einige Tage im Wasser, ab anfangs April können aber kaum mehr Adulte im Wasser beobachtet werden.
Die rund 250 bekannten Vorkommen konzentrieren sich hauptsächlich auf die nördliche Hälfte der Italienischen Poebene. Das kleine Gesamtverbreitungsgebiet erstreckt sich von Turin und Cuneo im Westen, östlich über die ganze Poebene, über Venezien, das Friaul, das westlichste Slowenien bis in das Kroatische Istrien.

Mit nur etwa 250 bekannten Vorkommen gehört der Italienische Springfrosch zu den seltensten Amphibienarten Europas. Da sich die Verbreitung auf das Tiefland konzentriert, das auch durch den Menschen am intensivsten genutzt wird, ist der Italienische Springfrosch besonders stark durch direkte Zerstörung der Laich- und Sommerhabitate bedroht. So sind von den grossflächigen, ursprünglichen Auen der Poebene nur noch Relikte vorhanden. Zudem führte die Grundwasserabsenkung mancherorts zur Austrocknung der Laich- und Landhabitate. In der Schweiz hat die Art sehr positiv auf Habitatsaufwertungen reagiert. Trotzdem verdient diese Art wegen des kleinen Verbreitungsgebietes unsere besondere Aufmerksamkeit.
Im Gegensatz zu Spring- und Grasfrosch ist der Italienische Springfrosch eine Charakterart von weiten Tiefebenen in Gebieten mit hohem Grundwasserspiegel. Damit kann er als typischer Auen- und Riedbewohner bezeichnet werden. Die Palette der Fortpflanzungsgewässer reicht von Tümpeln über Weiher bis zu Flüsschen. In der Poebene nutzt er teilweise auch Reisfelder. Die stehenden Gewässer sind meist durch Grundwasser gespeist. Optimal scheinen leicht fliessende Gewässer wie Entwässerungsgräben und -Kanäle sowie Altläufe zu sein. In Bächen und kleinen Flüssen wird öfters in Kolken und ruhigen Partien abgelaicht, wobei die Konkurrenz durch Fische in solchen Gewässern oft gross ist. Der Italienische Springfrosch pflanzt sich sowohl in besonnten wie auch in beschatteten Wasserstellen fort.
Ein Italienischer Springfrosch
Frische Laichballen des Italienischen Springfrosches (vermutlich in der vergangenen Nacht abgelegt). Typisch ist, dass die Laichballen unter Wasser an Ästchen oder Pflanzenteilen befestigt werden.
Bereits vor einigen Tagen abgelegte Laichballen des Italienischen Springfrosches
Steckbrief
- Gestalt grazil
- Hinterbeine auffällig lang
- Grundfarbe bräunlich, rötlich, beige oder gräulich
- Körperoberseite schwach gezeichnet
- Schnauze stumpf, auf Höhe Nasenöffnung abgeknickt
- dunkler, auffälliger Schläfenfleck
- Brunstschwielen beim Männchen braun bis schwarz
- Helles Oberlippenband endet abrupt unter dem Auge
- Verwechslungsarten: Springfrosch, Grasfrosch, Wasserfrösche (v.a. Jungtiere)
- Status Rote Liste: verletzlich (VU) (Zu Rote Liste)
- Amphibienrufe
- Beobachtung melden
Downloads
- Italienischer Springfrosch - ein Sonderfall in der Schweiz (PDF)
- Der Italienische Springfrosch in den Medien: "Ein Frosch, der miaut" (Tierwelt, 9.4.2015), "Die Laichballenzähler im Mendrisiotto" (Tessiner Zeitung, 27.03.2015)