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Amphibien fördern im Wasserbau

Rufen wir uns kurz die ursprünglichen Lebensräume der Amphibien in Erinnerung: Grosse Überschwemmungsflächen im Bereich von Seen und Flüssen, Flachmoore, temporär wasserführende Gewässer und Tümpel im Einflussbereich dynamischer Flüsse und Bäche, Grundwasser gespeiste Gewässer mit schwankendem Wasserstand, natürliche Fliessgewässer, Bruch- und Auenwälder mit Altwässern, usw.

Schnell wird klar, dass diese Lebensräume heute durch Gewässerkorrektionen, ein stabilisiertes Wasserregime, einen abgesenkten Grundwasserspiegel, Drainagen und Entwässerungen nur noch zu einem Bruchteil des ursprünglichen Ausmasses vorhanden sind. Die natürlichen Wasserstandsschwankungen sind stark abgeschwächt worden.

Dem Wasserbau kommt deswegen mit der Renaturierung und vor allem mit der Revitalisierung dynamischer Fliessgewässer und der zugehörigen Auen ein grosses Potential zur Amphibienförderung zu. Wichtig ist, dass bei der Renaturierung nicht nur das Gerinne des Fliessgewässers revitalisiert wird, sondern gleich auch die angrenzende Aue miteinbezogen wird. Einige wenige Amphibienarten nutzen renaturierte Fliessgewässer als Fortpflanzungsgewässer, die Mehrheit der Amphibien profitiert aber von neu geschaffenen Tümpeln, Weihern und überschwemmten Flächen im renaturierten, angrenzenden (Auen-)Bereich des Fliessgewässers. Ein stark schwankender Wasserstand und damit ein gelegentliches Austrocknen der Laichgewässer zwischen Spätsommer und Winter sind für diverse seltene Amphibienarten – sowie für viele weitere Lebewesen – essentiell!

Bei der Renaturierung von Fliessgewässern kommt dem Biber als Lebensraumgestalter eine besondere Bedeutung zu: durch ihn werden strukturreiche Stillwasserbereiche geschaffen, angrenzende Flächen werden überflutet und durch die gefällten Bäume werden die Landlebensräume besser besonnt „Biber und Biodiversität“.

Bei der Umsetzung der Fördermassnahmen für Amphibien im Auenwald, an Fliessgewässern oder Seen neben Laubmischwäldern, ist eine enge Zusammenarbeit mit Wasserbau und Forst anzustreben.

Welche Arten können gefördert werden?

In der Hügelzone, den Voralpen und im Juramassiv bilden natürliche und dynamische Bäche wichtige Lebensräume für die Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans), welche ihre Larven in Bachkolken, Felstümpel, zufliessende Rinnsale oder in Altwässer von Auen abgibt.
Ein grosses Potential zur Förderung der Geburtshelferkröte liegt in der Renaturierung von Fliessgewässern. Ein natürlicher, strukturreicher Untergrund (Steine, Felsen, Wurzeln, etc.) bietet den Kaulquappen Schutz vor Verdriftung und vor Fressfeinden.
Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) besiedelt sowohl sonnige, flache und schlammige Stillwasserbereiche und Nebengewässer im Einflussbereich von Geschiebeumlagerungen, als auch besonnte Felstümpel im eher selten überfluteten Auenbereich.

Den Fliessgewässern kann heute oftmals nicht mehr in ausreichender Breite Platz gegeben werden, damit im Umlagerungsbereich genügend Tümpel gebildet werden. Deshalb müssen zur Erhaltung der Gelbbauchunke in Auen oft auch gezielt geeignete Tümpel erstellt werden. Gerade bei Renaturierungen kleiner Bäche können mit wenig Zusatzaufwand Tümpelgruppen erstellt werden.
Für den Kammmolch (Triturus cristatus und Triturus carnifex) und den Teichmolch (Lissotriton vulgaris) bilden Altarme und Tümpel in Auen und Auenwäldern wichtige Laichgewässer und Landlebensräume.

Die typischen Kamm- und Teichmolchgewässer liegen im Grundwasserbereich, erfahren aber keine stärkere Flusswasserinfiltration und Durchströmung. Durch den stark schwankenden Wasserstand können und sollen die Gewässer bei Grundwassertiefstand jährlich oder alle paar Jahre austrocknen.
Die ursprünglichen Lebensräume der Kreuzkröte (Bufo calamita) sind Überschwemmungsflächen (Kiesschwemmebenen) in Flussauen im Tiefland. Hier entstehen nach Hochwasser direkt im Umlagerungsbereich des Flusses zwischen Kies- und Sandbänken günstige Kreuzkrötengewässer.

Da heute eine umfassende und grossflächige Revitalisierung der Flüsse in der Schweiz selten möglich ist, können im Rahmen von Renaturierungen Grundwasser gespeiste Senken angelegt werden, deren Wasserstand mit dem Grundwasserspiegel schwankt und die Gewässer bei niedrigem Wasserstand austrocknen lässt. Eine weitere Möglichkeit ist die Schaffung von Tümpeln auf staunassem Untergrund entlang des Fliessgewässers. Diese Gewässer benötigen aufgrund der fehlenden Dynamik des Fliessgewässers regelmässigen Unterhalt.

Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) lebt in feuchten Laubmischwäldern (besonders in Eschen- und Buchenwäldern).  Als Fortpflanzungsgewässer nutzt er hauptsächlich kleine Fliessgewässer im Wald, Waldnähe oder z.B. Wiesen und Weiden, welche fischfrei und kaum verschmutzt sind.

Zur Förderung des Feuersalamanders sollen neben der Erhaltung naturnaher und fischfreier Fliessgewässer in Waldnähe auch der Anteil Totholz erhöht werden.

Auen bieten dem Laubfrosch (Hyla arborea und Hyla intermedia) einen geeigneten Lebensraum. Die für den Laubfrosch geeigneten Gewässer liegen häufig im oder am Rande von Auenwald oder Flachmooren und weisen einen stark schwankenden Wasserstand auf, sodass die Gewässer ab Spätsommer bis Winter jährlich oder alle paar Jahre trockenfallen. Indem im Auenbereich oder in ehemaligen Auen zusätzliche Stillgewässer geschaffen werden, kann wesentlich zur Förderung des Laubfrosches und weiterer Amphibienarten beigetragen werden.

Der Springfrosch (Rana dalmatina) nutzt oftmals Auengewässer zur Fortpflanzung. Bevorzugt werden dabei wärmere Alt-und Totarme, welche im Grundwasserbereich liegen, aber keine stärkere Flusswasserinfiltration und Durchströmung erfahren.
Durch die Förderung von Auengewässern, die bei jährlichem Grundwassertiefststand austrocknen und ausserhalb des unmittelbaren Überschwemmungsbereiches des Flusses liegen, kann auch der Springfrosch (sowie weitere Amphibienarten) gefördert werden.

Auen- und Bruchwälder sind von sehr grosser Bedeutung als Land- und Wasserlebensräume von Amphibien. Abgesehen vom Alpensalamander kommen alle einheimischen Amphibienarten regelmässig in diesen Lebensräumen vor. Indem verschiedene Gewässer in Auen- und teilweise Bruchwäldern erhalten sowie neu geschaffen werden, können gleich zahlreiche Arten davon profitieren. Neben den bereits separat beschriebenen Arten kommen in diesem Lebensraum auch Fadenmolch (Lissotriton helveticus), Bergmolch (Ichthyosaura alpestris), Erdkröte (Bufo bufo), Grasfrosch (Rana temporaria), Italienischer Springfrosch (Rana latastei) und Wasserfrösche (Pelophylax sp.) vor.

Welche Gewässer sind in Auen geeignet?

Details zur Erstellung von Fortpflanzungsgewässern und zum Unterhalt von Gewässern und Landlebensraum sind den Praxismerkblättern zu entnehmen.
 

In aller Regel reicht bei einer Revitalisierung die wiederhergestellte Dynamik nicht aus, damit von selbst abgetrennte Stehgewässer, Stillwasserbereiche und zeitweise durchflossene Gewässerstellen (Bachkolke, Felstümpel, Rückstaubereiche) entstehen, welche von Amphibien als Laichgewässer genutzt werden können. Deshalb sollen im Rahmen von Renaturierungen (oder von Erneuerungen von Bachverbauungen) gezielt Tümpel- und Gewässergruppen ausserhalb des jährlichen Hochwasserbereichs angelegt und unterhalten werden.
Diese Gewässer können mit dem Fliessgewässer in Verbindung stehen, oder aber durch kleine Seitenzuflüsse, Hangwasser oder Rinnsale gespeist werden. Zusätzliche Stillwasserbereiche können durch Totholz in selten durchströmten Nebengerinnen gefördert werden.

Künstlich angelegte und bewirtschaftete Geschiebesammler können Amphibien als Laichgewässer dienen, sofern sie eher selten ausgeräumt werden (max. einmal jährlich, besser alle 2-5 Jahre).
Der beste Zeitpunkt der Ausräumung ist im Spätherbst, wobei nicht das gesamte Geschiebe entnommen werden soll, damit voneinander abgetrennte Gewässer, Flachwasserzonen und Tümpel bestehen bleiben.

Für Amphibien und andere Kleintiere sind Ausstiege in Form von Rampen oder Natursteinmauern zu gewährleisten.

Im Hügelland und voralpinen Gebieten können Quellaufstösse v.a. für den Feuersalamander und die Gelbbauchunke Lebensraum bieten. Solche Quellaufstösse sollen von selbst Tümpel und Rinnale bilden können. Sie sollen deshalb nicht in Brunnen gefasst oder unterirdisch abgeleitet werden.
 

Auf Böden mit Grundwasservorkommen (d.h. in Auen) können bei Grundwassertiefstand (i. d. Regel im Herbst und Winter) Vertiefungen bis knapp über den Grundwasserspiegel ausgehoben werden. Mit diesem Vorgehen entstehen Gewässer, die jeweils bei jährlichem Grundwassertiefstand austrocknen und fischfrei bleiben.

Wenn die Möglichkeit besteht, dass bei Hochwasser Fische in das Gewässer eingeschwemmt werden und das Gewässer nicht regelmässig austrocknet, kann der Gewässerboden (auch nachträglich) durch Aufschütten leicht erhöht werden, damit das Gewässer jährlich bis alle paar Jahre trockenfällt. Als hilfreich hat sich auch das Aufschütten eines Kieswalls erwiesen, welcher einen flachgründigen und damit jährlich austrocknenden Amphibienbereich vom restlichen Gewässer abtrennt. Diese beiden Massnahmen können auch in bestehenden, tiefgründigen Gewässern mit Fischbestand (Altarme, Weiher) sinnvoll sein.

Den grössten Erfolg versprechen Gewässer, die nicht in unmittelbarer Nähe zum Fluss ausgehoben werden, da hier die Flusswasserinfiltration in der Regel geringer ist und sich das Wasser somit leichter erwärmt.

Landlebensraum in der Aue

Landlebensraum in der Aue

Die Landlebensräume in Auenbereichen sind vielfältig und sehen je nach Gewässersituation wieder anders aus.
Die Geburtshelferkröte kann z.B. vegetationsarme, besonnte Uferböschungen oder lückenreiche Uferverbauungen als Landlebensraum nutzen, während der Laubfrosch Auen-/Bruchwaldgehölze, (Weiden-) Gebüsche, Ufervegetation und Hochstaudenfluren nutzt. Und für Molche sind vor allem Versteckmöglichkeiten im Gewässer (liegendes Totholz, Äste, Wurzelstock) und in deren Umgebung (< 50-200m) wichtige Elemente des Lebensraumes.

Weiterführende Informationen

  • SN 640696: Fauna und Verkehr. Fauna gerechte Gestaltung von Gewässerdurchlässen (2011). Diese Norm kann beim Schweizerischen Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute VSS, Sihlquai 255, 8005 Zürich,  www.vss.ch , bestellt werden.
  • Bericht: Faunagerechte Gestaltung von Gewässerdurchlässen (2011) PDF
  • Biber und Biodiversität