Westliche Blindschleiche
Anguis fragilis Linnaeus, 1758
Die Blindschleiche wird höchstens 50 cm lang. Es sind glattschuppige, glänzende Echsen, als Erwachsene von grauer bis brauner, als Jungtiere aber von silbriger bis goldiger Grundfärbung. Während sich ältere Männchen mehrheitlich einfarbig hell präsentieren, sind die meisten Weibchen und alle Jungtiere an Bauch und Flanken dunkel gefärbt und längs der Rückenmitte zudem mit einem dunklen Aalstrich geziert. Vor allem ältere Männchen zeigen bisweilen blaue Tupfen. Von oben erkennt man an einer Blindschleiche weder Hals noch Schwanzansatz.
Dementsprechend wirkt der Körper walzenförmig, zumal sein Querschnitt rund ist. Die Bauchschuppen sehen ungefähr gleich aus wie die Rückenschuppen, im Unterschied zu den Schlangen. Ein Blindschleichenschwanz kann in unversehrtem Zustand fast doppelt so lang wie sein Körper sein. Einmal abgeworfen, wächst der Schwanz allerdings nicht mehr nach wie bei Eidechsen, sondern verheilt lediglich zu einem unschönen Stumpf. Den Blindschleichen bei uns in Westeuropa fehlt gewöhnlich eine sichtbare äussere Ohröffnung; in dieser Hinsicht gleichen sie den Schlangen. Sind bei diesen die Augen lidlos, vermag die Blindschleiche zu blinzeln wie die Eidechsen.
Einen grossen Teil ihres Lebens, das über 40 Jahre dauern kann, verbringt die lebendgebärende Blindschleiche unterirdisch. Dazu ist sie mit ihrem walzenförmigen Körper und den hautknochengestützten, rund um den Leib gleichmässig kleinen Schuppen bestens ausgerüstet. Junge Blindschleichen, bei Geburt nur 7 bis 9 cm lang, scheinen sich vorwiegend in bereits vorhandenen Gängen zu bewegen, während Erwachsene wohl öfter selbst wühlen und zur Winterruhe bis zu 1.5 m unter die Erdoberfläche dringen können. Es wurden schon bis zu hundertköpfige Ansammlungen überwinternder Blindschleichen in verlassenen Kleinsäugerbauten ausgegraben, deren Eingänge sorgfältig mit Gras, Moos und Erde zugestopft wurden.
Im Sommer entdeckt man unter Brettern, Fallholz, Geröll, Stein- und Blechplatten sowie in Heu-, Laub-, Kompost- und Misthaufen nicht selten gleich mehrere Blindschleichen der verschiedensten Altersklassen zusammen. Es sind wohl weniger soziale Bedürfnisse, welche die Tiere zusammenführen, als vielmehr die günstigen lokalen Bedingungen.
In der Schweiz ist die Blindschleiche in tiefen und mittleren Lagen allgemein verbreitet und kann in den Alpen wenigstens 2'100 m hoch steigen.
In der Schweiz ist die wenig Ansprüche stellende Blindschleiche das wohl häufigste Reptil und gilt vorläufig noch nicht als bedroht. Dennoch dürfte auch sie unter der immer intensiveren Landnutzung und Bautätigkeit der letzten Jahrzehnte gelitten haben. Solange man aber die Verbreitung der Blindschleiche – namentlich auf Gemeindeebene – nicht besser kennt, wird es auch in Zukunft schwer fallen, Arealverluste auch nur nachzuweisen, geschweige denn zu vermeiden und flächenbezogene Schutzmassnahmen zu ergreifen.
Die Blindschleiche erträgt ein breites Substratspektrum, das von Moorerde bis mindestens zu Trockenrasenuntergrund reicht. So trifft man denn Blindschleichen in nicht zu nassen Bereichen von Mooren und Ufern, in lichten Wäldern, in Femel- und Saumschlägen, an Waldrändern, in Feldgehölzen, Hecken, an Feld-, Strassen- und Autobahnrainen sowie ähnlich brachliegenden Randbereichen, in selten und nicht zu tief gemähten Wiesen, in extensiv genutzten Weiden und Weinbergen, ebenso in Ruderal- und Hochstaudenfluren von unversiegelten Industriegeländen wie Bahnarealen, Materialdepots, Kies- und Lehmgruben. Ferner lebt die Blindschleiche auf Schiessplätzen und anderem militärischem Übungsgelände. Wie kein anderes einheimisches Reptil vermag sich die Blindschleiche in Siedlungen, darunter selbst in Städten, zu halten. Dort bewohnt sie nebst den bereits zuvor erwähnten Biotopen auch Familiengärten, Pärke, Friedhöfe und extensiv gepflegte Hausgärten.
Portrait eines Weibchens der Westlichen Blindschleiche
Juvenile Blindschleichen sind hell gefärbt, haben einen deutlich ausgeprägten Rückenstrich und eine dunkle Flanke
Blindschleichen kommen in verschiedensten Lebensräumen vor, wie z.B. in Feuchgebieten, Siedlungsräumen, Waldrändern, Wiesen etc.. Mit Vorliebe halten sich die Blindschleichen in kraut- und altgrasreichen Bereichen auf.
Steckbrief
- Körper lang gestreckt
- Kopf klein und stumpf, nicht vom Körper abgesetzt
- Auge klein und unauffällig
- Beschuppung sehr glatt und glänzend
- Adulte Männchen: oft einfarbig grau oder braun
- Weibchen und Jungtiere: mit dunklen Flanken und Rückenstrich
- Jungtiere sehr hell gefärbt, Grundfarbe kupfern, golden oder silbern
- Verwechslungsarten: Italienische Blindschleiche, Schlingnatter
- Status Rote Liste: nicht gefährdet (LC)
- Beobachtung melden
Downloads
- Merkblatt: Die Blindschleiche (pdf)