Steinfliegen (Plecoptera)

Die Steinfliegen, lateinisch Plecoptera genannt, gehören zur Klasse der Insekten. Sie führen eine 'merolimnische' Lebensweise, das heisst, dass die Larven im Wasser und die erwachsenen Steinfliegen an Land leben. Dadurch werden sie zusammen mit den Köcherfliegen, den Eintagsfliegen und den Libellen zu den Wasserinsekten gezählt. Andere Bezeichnungen sind auch Wasserwirbellose (Wasserinvertebraten), Makroinvertebraten (von Auge sichtbare Wirbellose) oder Makrozoobenthos (Makro = von Auge sichtbar; -zoo = Tier; -benthos = Gewässergrund).

Foto Steinfliege Brachyptera risi

Adulte Steinfliegen sind oft im Uferbewuchs anzutreffen.
Abgebildet ist "Brachyptera risi" aus der Familie der Taeniopterygidae


Ökologische Merkmale: Plecoptera besiedeln Fliessgewässer der Tieflagen bis zur alpinen Stufe. Einige Ausnahmen sind jedoch auch in stehenden Gewässern zu finden. Steinfliegen bevorzugen hauptsächlich sauerstoffreiche Gewässer, weshalb sie als Bioindikatoren für eine sehr gute Gewässerqualität gelten. 

Lebenszyklus: Die Larven der Plecoptera führen eine ausschliesslich aquatische Lebensweise und verweilen zwischen ein bis drei Jahren in diesem Stadium. Während dieser Zeit durchleben die Steinfliegen mehrere Larvenstadien, in denen sie die körperliche Entwicklung vollziehen. Dazu gehören unter anderem das Grössenwachstum, die Entwicklung von Flügeln und des Sexualorgans. Zwischen den Larvenstadien häuten sich die Steinfliegen, um dem grösser werdenden, weichen Körper in der stabilen Aussenhaut (Exoskelett) Platz zu verschaffen. Ältere Larvenstadien werden an einer stärkeren Ausprägung der Flügelscheiden (Vorstufen der zukünftigen Flügel) erkannt. Bei Individuen, die kurz vor dem Schlupf stehen, sind die Flügelscheiden dunkel gefärbt und fleischiger. In diesem letzten Larvenstadium verlässt die Steinfliege das Gewässer und häutet sich im ufernahen Bewuchs oder unter Steinen zum erwachsenen Insekt (Imago).
Ausgewachsene Steinfliegen leben nur wenige Wochen und nutzen diese Lebensphase einzig zur Fortpflanzung.

Die Flugfähigkeit der ausgewachsenen Plecoptera variiert von Art zu Art. Einige Steinfliegen sind kurzflügelig, wobei diese Eigenschaft sich teilweise nur auf das Männchen reduziert. Die Männchen von vielen Steinfliegenarten besitzen eine Bauchblase, die zur Anlockung des Weibchens durch arttypische Trommelsignale dient.

Kenntnisstand: Mittelmässig. Wenig weiterführende Literatur, jedoch einige nationale und kantonale Projekte über die Artengruppe.

Anzahl nachgewiesene Arten: 111, alle einheimisch (autochthon)

Anzahl Arten auf der Roten Liste: 63 Steinfliegen (Lubini, Knispel, 2011)


Foto Habitat Steinfliegen

Hauptsächliche Gefährdungen der Steinfliegen:

  • Gewässerverschmutzung
  • Begradigung der Fliessgewässer
  • Wasserkraftwerke / Wasserentnahmen
  • Quellfassungen


Rote Liste:  Rote Listen Eintagsfliegen, Steinfliegen, Köcherfliegen (2012), pdf hier

Projekte : 

  • IBCH: Projekt zur Aufwertung des Materials, das im Rahmen der kantonalen Überwachungsprogramme zusammengetragen wird


Bestimmung: Zur Artbestimmung von Plecoptera eignet sich am besten das adulte Insekt. Bei einigen Arten lässt sich nur das Männchen mit Sicherheit bestimmen. Zur Absicherung der Bestimmungen (insbesondere für die des Weibchens), stellt das Auffinden von Männchen und Weibchen somit den Idealfall dar. Im Larvenstadium können nur 64 % der Schweizer Steinfliegenarten bestimmt werden, für den Nachweis der restlichen 36 % der Arten ist das Sammeln von Imagines notwendig (eine Ausnahme stellen genetische Methoden dar). Für die Artbestimmung der Larven sollten die Flügelscheiden bereits gut entwickelt sein. Denn bei zu jungen Larvenstadien, die durch fehlende oder wenigentwickelte Flügelscheiden erkannt werden,sind die zur Bestimmung erforderlichen Merkmale teilweise noch nicht ausgebildet.

Melden von Steinfliegen-Daten: Das Bestimmen von Steinfliegen erfordert viel Übung und Erfahrung. Wir empfehlen den Aufbau einer verifizierten Vergleichssammlung und den regelmässigen Austausch mit anderen Fachpersonen (interessierte Personen können sich gerne bei uns melden). Daten werden nur in der Datenbank von info fauna erfasst, wenn die Individuen in einer Sammlung aufbewahrt werden. Für die Datenvalidation ist es hilfreich, wenn Sie uns Ihre bisherigen Erfahrungen in der Bestimmung von Plecoptera mitteilen und die durch einen Spezialisten verifizierten Individuen in der Datentabelle kennzeichnen (mit dem Namen der Person, die eine Zweitbestimmung vorgenommen hat).

Kontaktperson

Ad interim:
Sekretariat
info fauna - Schweizerisches Zentrum für die Kartografie der Fauna
Tel: +41 (0)32 560 31 10
Email

 

 

Literaturhinweis

  • Aubert J., 1959. Plecoptera, Insecta. Helvetica, Fauna, 1
  • Lubini V., Knispel S. Vinçon G. 2012. Plecoptera. CSCF&SEG, Fauna helvetica 27.
  • Zwick P. 2004. Key to the West Palaearctic genera of stoneflies (Plecoptera) in larval stage. Limnologica 34: 315-348

Ausbildung / Information

Certificate of Advanced Studies (CAS) Macrozoobenthos :

Nachdiplom-Ausbildung und „à la carte“ Kurse über die aquatischen Organismen:

ZHAW-Wädenswil et Hepia Genève

Beobachtungsdaten abfragen

Kartenserver info fauna - CSCF&karch
 

Listenserver info fauna - CSCF&karch

 

Bestimmung

Der Bestimmungsschlüssel «Plecoptera: Die Steinfliegen der Schweiz - Bestimmung und Verbreitung / Les Plécoptères de Suisse - Identification et distribution» der Serie Fauna Helvetica ermöglicht die Artbestimmung von Imagines und Larven der Steinfliegen in der Schweiz.

Plecoptera - Fauna Helvetica

Datenbank Makrozoobenthos

Die indizesbezogene Datenbank MIDAT (Makroinvertebraten-Datenbank) umfasst Daten der kantonalen und nationalen Makrozoobenthos-Untersuchungen der Fliessgewässer und Quellen.

Weitere Informationen