Aktuelles aus der Schweizer Fauna
- 2022
- 2021
- 2020
- 2019
- 2018
- 2017
- 2016
- 2015
- 2014
- 2013
- 2012
- 2011
- 2010
- 2009
- 2008
- 2007
- 2005
- 2004
- 2003
- 2002
- 2001
- 1999
Schweizer Fauna Aktuell 2022
- 12.12.2022 - Klimaerwärmung verändert die Insektenfauna in der Schweiz
- 15.08.2022 - Rezension eines neuen Buches über Spinnen
- 17.02.2022 - Neue Rote Listen Libellen, Singzikaden und Säugetiere
- 11.02.2022 - Bildung Artenkenntnisse - eine nationale Strategie
12.12.2022 - Klimaerwärmung verändert die Insektenfauna in der Schweiz
Wie hat sich die Verbreitung von Insekten in der Schweiz in den letzten 40 Jahren verändert? Für viele Arten nahm sie zu, für fast gleich viele ab. An Boden verloren vor allem kälteliebende Arten. Diese Resultate haben Fachleute von 4 Organisationen im Fachjournal «Nature Communications» publiziert.
Der Hochalpen-Perlmuttfalter (Boloria pales) ist ein kälteadaptierter Tagfalter, dessen Verbreitung in den
letzten 40 Jahren zurückgegangen ist. Bild: Felix Neff, Agroscope
Verschiedene Studien im In- und Ausland geben Anlass zur Sorge, dass die Insektenfauna stark unter dem Klima- und Landnutzungswandel leidet («Insektensterben»). Deshalb haben die Forschungsinstitute Agroscope, WSL, FiBL sowie das Schweizerische Informationszentrum für die Fauna «info fauna» das Projekt INSECT ins Leben gerufen. Darin analysieren sie, weshalb und nach welchem Muster sich die Verbreitung der Insektenfauna in der Schweiz in den letzten 40 Jahren veränderte. Die Forschenden präsentieren in der Fachzeitschrift «Nature Communications» erste Resultate (Link). Dafür werteten sie 1,5 Millionen Meldungen aus, die insektenkundige Laien und Fachleute seit 1980 zum Vorkommen von Tagfaltern, Heuschrecken und Libellen schweizweit erhoben haben.
Keine generelle Abnahme festzustellen
Die Resultate zeigen: In der Schweiz gibt es bei den untersuchten Insektenarten sowohl Gewinner als auch Verlierer. Jene Arten, die sich am stärksten ausgebreitet haben, konnten ihren Lebensraum im Schnitt um über 70% vergrössern. Jene Arten, die am stärksten zurückgingen, verloren im Schnitt knapp 60% ihres Verbreitungsgebiets. Zur Menge (Biomasse) der beobachteten Insekten macht die Studie allerdings keine Aussage.
Seltene Arten gehen weiter zurück
An Boden verloren insbesondere spezialisierte, kälteliebende Arten aus den Voralpen und Alpen der Schweiz. Wärmeliebende Arten aus dem Tiefland konnten ihre Verbreitungsgebiete erhalten oder ausweiten. «Dies hat zur Folge, dass seltene Arten noch seltener werden und bereits verbreitete Arten weiter zunehmen», sagt der Erstautor der Studie, Felix Neff von Agroscope. Die Resultate deuten nach Ansicht der Forschenden zudem auf eine Trendwende hin: Waren bis anhin Lebensraumverluste und die Landnutzungsänderungen die Hauptgründe für das lokale Verschwinden von Insektenarten, hat mittlerweile ebenso die Klimaerwärmung einen grossen Einfluss auf die Insektenfauna der Schweiz.
Klimaerwärmung erklärt Veränderungen
Die Kombination von zwei Faktoren – Klima- und Landnutzungswandel – kann für die Insektenfauna speziell ungünstig sein. Dafür fanden die Forschenden zahlreiche Indizien. Zum Beispiel scheint sich die Intensivierung der Grünlandnutzung bei zunehmender Sommertrockenheit besonders negativ auf Insekten auszuwirken. Statistisch lässt sich über die vergangenen 40 Jahre besonders die Klimaerwärmung direkt mit den beobachteten, langfristigen Veränderungen der Insektenfauna in der Schweiz verknüpfen. Die Forschenden erwarten deshalb, dass sich die Insektenpopulationen mit der fortschreitenden Klimaerwärmung weiter grossflächig verändern werden.
Kontakt
Felix Neff
Agroscope
Reckenholzstrasse 191, 8046 Zürich
Mediendienst Agroscope
media@agroscope.admin.ch
+41 58 466 88 62
Kurt Bollmann
Gruppe Naturschutzbiologie
Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
kurt.bollmann@wsl.ch
+41 44 739 24 11
Franziska Hämmerli
Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL
Ackerstrasse 113, Postfach 219, 5070 Frick, Schweiz
franziska.haemmerli@fibl.org
+41 62 865 72 80
Emmanuel Rey
info fauna
emmanuel.rey@infofauna.ch
+41 32 560 35 69
Publikation: Different roles of concurring climate and regional land-use changes in past 40 years’ insect trends
15.08.2022 - Rezension eines neuen Buches über Spinnen
Wolfgang Nentwig, Jutta Ansorg, Angelo Bolzern, Holger Frick, Anne-Sarah Ganske, Ambros Hänggi, Christian Kropf, Anna Stäubli. 2022. Spinnen - Alles, was man wissen muss. Springer. 265 pp.
Die herausragendsten Expertinnen und Experten der deutschsprachigen Arachnologie, die über den «Förderverein für Spinnenforschung» miteinander vernetzt sind, haben sich zusammengefunden, um gemeinsam dieses neue Werk über die faszinierende und unbekannte Welt der Spinnen zu verfassen. Der rote Faden des Buches ergibt sich durch die Zielsetzung der Autorinnen und Autoren, diese Artengruppe bei einem möglichst breiten Publikum zu rehabilitieren, indem sie auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse mit den extravaganten Gerüchten und Legenden aufräumen, die über sie kursieren.
Nebst einer Danksagung sowie einer kurzen Vorstellung des Werdegangs der einzelnen Autorinnen und Autoren und der Beschreibung des Fördervereins, umfasst dieses Werk, das auf Deutsch und Englisch erhältlich ist, 20 Kapitel, die in drei Hauptteile gegliedert sind.
Der erste Teil, "Fakten zu Bau und Funktion von Spinnen", stellt die Morphologie und Anatomie männlicher und weiblicher Spinnen vor, befasst sich mit deren Sinneswelt (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen), der Art und Weise ihrer Fortbewegung und ihres Körperwachstums, ihrem äusserst effektiven (aber für den Menschen meist harmlosen) Spinnengift, dem Weben ihrer widerstandsfähigen Fäden, ihren Fangtechniken sowie ihrer saugenden Ernährungsweise. Abschliessend wird in diesem Teil, wie der englische Titel des Buches nahelegt, auf ihre Sexualität und die Pflege ihres Nachwuchses eingegangen.
Der zweite Teil, "Wir leben in einer Welt voll Spinnen", gibt einen Überblick über die wichtigsten Merkmale ihrer Ökologie: Überwinterung, Verteidigungsstrategien, Stellung in der Nahrungskette, Bedeutung in unserer Umwelt, Artenreichtum, Ausbreitungswege und Entwicklung ihrer weltweiten Verschleppung. Zum Abschluss dieses Teiles - und das ist ein hervorragendes Unterfangen – werden die wichtigsten Arten beschrieben, die unsere Häuser und Gärten besiedeln.
Der dritte Teil, "Unsere emotionale Seite gegenüber Spinnen", ist der kürzeste, aber nicht der unwesentlichste Teil und behandelt die Fakten, aber auch die Mythen und einprogrammierten Überzeugungen, die bei manchen Menschen zur Angst vor Spinnen und in schweren Fällen zur Arachnophobie beitragen. Den Abschluss bildet ein kurzes Kapitel, das sich mit den Vor- und Nachteilen (Freuden und Enttäuschungen) der Haltung von (exotischen) Spinnen befasst.
Das Buch schliesst mit einem Anhang, der dem interessierten Leser bei der Bestimmung von Spinnenarten hilft, sowie einen Überblick über die wichtigsten Literaturhinweise und einen Index der wesentlichsten im Buch zitierten Begriffe und Taxa bietet.
Es erübrigt sich zu erwähnen, dass ich jedem, ob Laien oder erfahrenem Naturforscher, die Lektüre dieses äusserst gelungenen Werkes nur empfehlen kann, und dies, obwohl es nicht in französischer Übersetzung vorliegt. Und diese Ermutigung sollte nicht allzu sehr unter dem einzigen Vorbehalt leiden, den ich bezüglich des Inhalts vorzubringen habe: die am Ende des dritten Teils nur allzu zaghafte Anprangerung der Hauptprobleme, die die Terraristik mit sich bringt.
17.02.2022 - Neue Rote Listen Libellen, Singzikaden und Säugetiere
Die Roten Listen Libellen und Singzikaden wurden im Dezember 2021 und die Rote Liste der Säugetiere (ohne Fledermäuse) im Februar 2022 vom Bundesamt für Umwelt veröffentlicht. Die Rote Liste der Libellen und Säugetiere sind eine Aktualisierung der 2002 bzw. 1994 erschienenen Liste, während die Singzikaden Gegenstand einer ersten landesweiten Bewertung sind.
Rote Liste der Libellen
Von den 76 bewerteten Libellenarten sind 36% in der neuen Roten Liste aufgeführt. Vier Arten sind vom Aussterben bedroht (CR), neun sind stark gefährdet (EN) und elf sind verletzlich (VU). Die seit 1989 in der Schweiz nicht mehr beobachtete Mond-Azurjungfer (Coenagrion lunulatum) wird zur dritten Libellenart, die in der Schweiz als ausgestorben (EX) gilt.
Ein Vergleich zwischen der Situation im Jahr 2002 und 2021 zeigt, dass sich die Anzahl der in der Roten Liste aufgeführten Arten kaum verändert hat. Hingegen hat die Anzahl der Arten, die zur Kategorie vom Aussterben bedroht (CR) gehören, abgenommen. Diese eher positive Entwicklung ist auf zwei Hauptfaktoren zurückzuführen: Zum einen wirken sich die seit rund 20 Jahren durchgeführten Regenerations- und Revitalisierungsarbeiten in Flüssen, Auen, Flach- und Hochmooren positiv auf viele Arten aus. Andererseits profitieren mehrere Arten mediterranen Ursprungs vom Temperaturanstieg infolge der globalen Erwärmung und besiedeln neue Regionen.
Zahlreiche praktische Massnahmen, die im Allgemeinen auf Ebene der Lebensräume ergriffen werden, sind für Libellen förderlich. Sie werden in den Artenschutzblättern vorgestellt, die als Leitfaden für die Umsetzung von Massnahmen zum Schutz und zur Förderung der Arten dienen.
Die Rote Liste ist auf der Website des BAFU verfügbar.
Ein Interview über die Aktualisierung der weltweiten Roten Liste der Libellen der IUCN finden Sie auf der Website von RTS.
Rote Liste der Singzikaden
Acht der zehn in der Schweiz vorkommenden Singzikadenarten werden von der neuen Roten Liste als bedroht eingestuft. Eine Art ist vom Aussterben bedroht, fünf sind stark gefährdet und zwei sind verletzlich.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass ihr Verbreitungsgebiet oft klein und zahlreiche Populationen extrem isoliert sind. Zudem entwickeln sich viele Lebensräume negativ. Die Populationen der Singzikaden konzentrieren sich auf die südlichen Kantone der Schweiz. Die Kantone Tessin, Wallis, Graubünden, Genf und Waadt verfügen zusammen über alle Arten. Nur zwei Arten kommen in anderen Kantonen vor. Die meisten Arten der Singzikaden haben hohe ökologische Ansprüche (stenöke Arten) und sind eng an trockene Ökotone gebunden, die als Mosaike aufgebaut sind oder den Übergang zwischen Wald und offener Landschaft bilden. Im Laufe ihres Lebenszyklus entwickeln sich die Singzikaden als Larven mehrere Jahre lang in sich optimal erwärmendem Boden. Als Adulte benötigen sie unterschiedliche Strukturen von Gehölzen, um von Singwarten ihren berühmten, teils lauten Gesang auszustossen. Weil sie nur kurze Strecken fliegen, müssen alle Teillebensräume sehr nah zusammen liegen.
Diese Übergangsflächen zwischen Offenland und Wald sind in den letzten Jahrzehnten stark ausgedünnt worden. Die Ursachen dafür sind einerseits die Intensivierung der Landnutzung und andererseits die Nutzungsaufgabe offener und halboffener Lebensräume.
Synergien bei der Bewirtschaftung und Pflege von lichten Wäldern, extensiven offenen Lebensräumen und reich strukturierten Ökotonen werden für die wirksame Umsetzung von Fördermassnahmen erforderlich sein.
Die Rote Liste ist auf der Website des BAFU verfügbar.
Rote Liste der Säugetiere (ohne Fledermäuse)
Diese zweite Rote Liste der Säugetiere der Schweiz (ohne Fledermäuse) wurde unter Anwendung der von der IUCN (2017, 2012) auf nationaler und regionaler Stufe vorgeschlagenen Beurteilungskriterien und Kategorien erstellt.
Unter den 55 beurteilten einheimischen Arten sind 19 (35 %) gefährdet: Eine Art (2 %) gilt als ausgestorben in der Schweiz (RE), 2 (4 %) sind vom Aussterben bedroht (CR), 7 (13 %) stark gefährdet (EN) und 9 (16 %) verletzlich (VU). Weitere 4 (7 %) sind potenziell gefährdet (NT). 32 (58 %) Arten gelten als nicht gefährdet (LC).
Die Säugetiere bilden eine sehr heterogene Artengruppe in Bezug auf ihre räumlichen und ökologischen Bedürfnisse. Die Gefahren, denen diese Arten ausgesetzt sein können, sind sehr unterschiedlichen Ursprungs und können sich von Art zu Art verschieden auswirken. Geringe Populationsgrössen und Zerschneidung der ökologischen Vernetzung bilden die grössten Risiken für die grossen Säugetiere. Individuenverluste durch Wilderei und Strassenverkehr sind weitere Gefährdungsquellen für diese Arten. Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung und bestimmte forstwirtschaftliche Praktiken sowie die voranschreitende Verstädterung bewirken, dass die Landschaft zunehmend verarmt und zerschnitten wird. Landschaftsstrukturen (Unterholz im Wald, Hecken, Feldgehölze, Brachen, Steinhaufen, Trockenmauern, Asthaufen, Streifen aus hohem Gras) und Übergangsbereiche (gestufte Waldränder) verschwinden vielerorts, was den mittelgrossen und kleinen Säugetieren Lebensraum nimmt. Fliessgewässerkorrekturen und -eindämmungen sowie Trockenlegung von stehenden Gewässern im Rahmen von Meliorationen gefährden Arten, die an diese Lebensräume gebunden sind. Auf der Alpensüdseite verschwindet das Offenland der Talsohlen mit der voranschreitenden Verstädterung. Dies gefährdet die Arten der tiefen Lagen, die auf Wiesen oder sonstiges Offenland angewiesen sind. Negative Auswirkungen durch sportliche und touristische Freizeitaktivitäten können indirekt ebenfalls dazu beitragen, dass gefährdete Arten seltener werden. Der intensive Einsatz von Mechanik und Chemie auf privaten Grundstücken, wie Gärten oder Freizeitgeländen, verschlechtert die Lebensbedingungen und Ersatzlebensräume von gewissen Kleinsäugern.
Diese neue Rote Liste ersetzt jene von Nievergelt et al. (in: Duelli 1994), die aufgrund anderer Kriterien erstellt wurde. Der Anteil der gefährdeten Arten hat sich zwischen der ersten und der vorliegenden Liste kaum geändert.
Die Rote Liste ist auf der Website des BAFU verfügbar.
11.02.2022 - Bildung Artenkenntnisse - eine nationale Strategie
Der Zustand der Artenkenntnis in der Schweiz wird seit vielen Jahren als bedenklich eingestuft – der Bedarf an Arten-Spezialist*innen kann bereits heute nicht mehr gedeckt werden. Mit der Erarbeitung und Umsetzung der ‘Strategie Bildung Artenkenntnisse’ wollen die beteiligten Institutionen dem drastischen Verlust von Expertenwissen bezüglich Artenkenntnissen entgegenwirken. Die Strategie entspricht damit den vom Bund formulierten Zielbereichen 4.3.4 und 5.5 des Aktionsplans zur Strategie Biodiversität Schweiz.
Die Strategie Bildung Artenkenntnisse beabsichtigt, die Artenkenntnisse in der Schweiz langfristig verfügbar zu machen. Dazu gehört das Sicherstellen der notwendigen Aus- und Weiterbildung in Taxonomie, Systematik, sowie Ökologie der in der Schweiz vorkommenden taxonomischen Gruppen. Die Strategie identifiziert und schliesst die zentralen Akteure zusammen. Sie beschreibt das Zusammenwirken der beteiligten Partner und konkretisiert das Vorgehen zur Erreichung der in der Strategie festgelegten Ziele.
Die fünf strategischen Ziele lauten:
- Die Artenkenntnisse stehen dauerhaft zur Verfügung. Der Fokus liegt auf den in der Schweiz vorkommenden Organismengruppen.
- Nicht erschlossene oder nicht frei zugängliche Wissensressourcen sind identifiziert, verifiziert und soweit möglich nutzbar gemacht.
- Die Rahmenbedingungen (Aus- und Weiterbildung, Anwendungsmöglichkeiten etc.) ermutigen neue Personen, Artenkenntnisse aufzubauen.
- Fachleute sind in ein Netzwerk eingebunden, stellen ihre Kompetenzen zur Verfügung und stehen in periodischem Austausch.
- Die Bemühungen für Erhalt, Teilen und Erwerben des Wissens und der Kompetenzen sind koordiniert ebenso wie die Kommunikation der Bedeutung dieser Bemühungen.
Die Strategie wurde im Austausch mit verschiedenen relevanten Akteuren erstellt. An deren Erarbeitung beteiligten sich die Fachhochschulen Haute école du paysage, d’ingénierie et d'architecture de Genève HEPIA und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, InfoSpecies, die Swiss Systematics Society SSS und sanu ag. Sie wird vom Bundesamt für Umwelt BAFU unterstützt und steht unter der Schirmherrschaft der Plattform Biologie der Akademie der Naturwissenschaften SCNAT.
Dokument zur Strategie Bildung Artenkenntnisse herunterladen
Schweizer Fauna Aktuell 2021
- 27.09.2021 - Besonderheiten des nassen Frühsommers 2021: Amphibien, Reptilien und Biber
- 24.09.2021 - Spektakuläre Wiederentdeckung im Tessin vonTriepeolus tristis, einer seit fast 80 Jahren in der Schweiz nicht mehr beobachteten Kuckucksbienenart
- 22.09.2021 - Zwei neue Schwebfliegenarten für die Schweiz
- 29.06.2021 - Still und ungekrönt - Schneckenkönige
- 15.03.2021 - Ausbreitungswege der Gabel-Azurjungfer Coenagrion scitulum
- 15.03.2021 - Rote Liste der Wildbienen - Stand und Highlights
27.09.2021 - Besonderheiten des nassen Frühsommers 2021: Amphibien, Reptilien und Biber
2021 war auf der Alpennordseite und lokal in den Zentralalpen der nasseste Sommer seit Messbeginn. Mehrere Flüsse und Seen sind Mitte Juli über die Ufer getreten und haben Landflächen unter Wasser gesetzt. Während der gewohnte Sommer auf sich warten liess, waren die faunistischen Beobachtungen jedoch nicht weniger interessant: überdurchschnittlich viele Schlangenbeobachtungen, hochwassertrotzende Biberdämme und erfolgreiche Reproduktionen bei spätlaichenden Amphibienarten.
Für die meisten Artengruppen ist es verfrüht, um diese Saison abschliessend beurteilen zu können. Die ersten Eindrücke zu Amphibien, Reptilien und Biber möchten wir jedoch gerne mit Ihnen teilen.
Amphibien
Auf den Amphibienwanderungen im Februar und März zählten die HelferInnen an den schweizweit rund 200 mit Schutzzäunen betreuten Standorten weniger Erdkröten, Grasfrösche und Molche als in den Vorjahren (vgl. Datenbank Amphibienwanderung).
Durch die regelmässigen und ergiebigen Niederschläge im Frühsommer entstand für die spätlaichenden und auf temporäre Gewässer angewiesenen Amphibienarten wie Gelbbauchunke, Kreuzkröte und Laubfrosch ein grösseres Angebot an Laichgewässern: überflutete Wiesen und Äcker, Fahrspurtümpel auf Feld- und Waldwegen, unscheinbare Pfützen und Tümpel in Gruben. Diese ansonsten sehr kurzlebigen Feuchtstellen führten vielerorts genügend lange Wasser, sodass zumindest ein Teil der Kaulquappen die Metamorphose abschliessen konnte.
![]() |
![]() |
Durch die Niederschläge entstandene Pfütze in einem Abbaugebiet (linkes Foto), in welchem sich die Kaulquappen von Gelbbauchunken und Kreuzkröten zu frisch metamorphosierten Jungtieren (rechtes Foto: links Gelbbauchunke, rechts Kreuzkröte) entwickeln konnten. © Murielle Mermod
2021 – ein gutes Jahr für die heimischen Schlangen?
Der letzte Sommer wird sicher nicht als Hitzesommer in die Annalen eingehen, und wer auf Badi- und Grillwetter gehofft hatte, wurde vom Wetterverlauf häufig enttäuscht. Das Sommerhalbjahr 2021 war aber hervorragend, um Schlangen zu beobachten! Von Mai bis in den September hinein herrschten häufig wechselhafte, oft bewölkte, feuchte Wetterbedingungen, und die Temperaturen waren weder sehr hoch, noch sehr tief. Vor allem die tragenden Weibchen der lebendgebärenden Schlangenarten Schlingnatter, Aspisviper und Kreuzotter waren gezwungen, die nur knapp verfügbare Sonnenstrahlung optimal zu nutzen, und entsprechend häufig exponierten sie sich ausserhalb ihrer Versteckplätze. Gerade im Juli haben Feldherpetolog*innen überdurchschnittlich viele Schlangen beobachtet und gemeldet, vor allem Schlingnattern und Aspisvipern. Erfreulicherweise gelangen auch zahlreiche Nachweise an «schwierigen» Standorten, von denen in den letzten Jahren kaum noch Meldungen eingegangen sind. Ob die Saison 2021 auch für die Schlangen selber gut war, ist eine andere Frage: Hat der regenreiche Sommer dazu geführt, dass die Jungtiere mit Verspätung schlüpften oder geboren wurden? Mitte September waren vereinzelt noch trächtige Weibchen der Aspisviper anzutreffen, insgesamt deutet aber nichts darauf hin, dass die zu Ende gehende Reptiliensaison 2021 problematisch für die Fortpflanzung der heimischen Schlangenarten gewesen wäre. Man darf gespannt sein auf die Feldsaison 2022…
Ein trächtiges Schlingnatterweibchen nutzt an einem bewölkten Tag die spärliche Sonnenstrahlung, um sich aufzuwärmen. Kanton Bern, 3. August 2021 © Andreas Meyer
Biberdämme und Hochwasser
Nur wenige tierische Bauwerke faszinieren Menschen so sehr wie Biberdämme. Es gibt für Biber viele gute Gründe, Dämme zu bauen: der entstehende Wasserkörper bietet Schutz vor Feinden, sichert den Eingang zur Burg, ermöglicht rasche, kraftsparende Fortbewegung, bietet Nahrung durch Wasserpflanzen und dient zugleich als Vorratslager. Mit den Dämmen gestalten Biber Gewässerlebensräume in ganz Europa und Nordamerika bedeutend.
Die Form und Grösse der Biberdämme richten sich nach dem Gelände, der Gewässergrösse und der Strömungsgeschwindigkeit. Die Dämme sind enorm stabile Gebilde und können selbst bis 20-jährigen Hochwasserereignissen elastisch standhalten.
Was aber geschieht mit Biberdämmen, wenn ein Hochwasser nach dem anderen über sie hinwegfegt, wie diesen Sommer mehrfach geschehen? Im Rahmen des nationalen Biber-Biodiversitätsprojektes standen 2021 acht Biberreviere unter Beobachtung. Von den 29 Dämmen in den acht Revieren haben 14 Dämme den mehrfachen Hochwassern getrotzt und die Flutwellen mit nur kleineren Schäden überstanden, 15 Dämme wurden aber komplett zerstört. Vier Reviere verloren sämtliche Dämme – in einem Biberrevier ist von einer Dammkaskade, bestehend aus 11 Dämmen, kein einziger übriggeblieben. Biber reparieren die Dämme in der Regel schnell oder bauen diese gleich ganz wieder auf. Aber nicht nur die Dämme litten unter dem Hochwasser. Jungbiber ertrinken in den Erdbauen in schnell anschwellenden Bächen, wenn die Eltern sie nicht rechtzeitig evakuieren können, oder sie werden von den Fluten mitgerissen und verlieren somit den überlebenswichtigen Anschluss an ihre Familie.
Wie die Biber die Hochwasser diesen Sommer überstanden haben wird die nationale Bestandeserhebung im kommenden Winter dann zeigen.
![]() |
![]() |
18.6.2021: Normalwasserstand am Tegelbach (TG). Der Damm wird durchflossen |
29.6.2021: Ein mittleres Hochwasser überfliesst den Damm |
![]() |
![]() |
8.7.2021: Ein extremes Hochwasser. | Ein Damm im gleichen Biberrevier am Tegelbach nach einem Hochwasserereignis: der Damm ist in der Mitte aufgerissen. |
Fotos: Silvan Minnig, Biber-Biodiversitätsprojekt
24.09.2021 - Spektakuläre Wiederentdeckung im Tessin von Triepeolus tristis, einer seit fast 80 Jahren in der Schweiz nicht mehr beobachteten Kuckucksbienenart
Triepeolus tristis ist eine der zahlreichen Wildbienenarten, welche in der Schweiz als ausgestorben gilt, und befindet sich mit fast 9 % der 626 einheimischen Arten, welche in die Gefährdungskategorie "RE" (regional ausgestorben) eingestuft werden, auf der künftigen Roten Liste der Wildbienen. Die zwei einzigen Beobachtungen dieser seltenen Kuckucksbiene erfolgten 1939 und 1942 in der Region Pfyn. In diesem Sommer entdeckten Dimitri Bénon und Lorenzo Giollo bei Bestandesaufnahmen in der Region Bolle di Magadino eine grosse Ansammlung von Nestern von Tetralonia dentata, und diskret umherfliegend Dutzende von Individuen ihres seltenen Parasites Triepeolus tristis. Wie alle Kuckucksbienen sammelt diese Art keinen Pollen, sondern versteckt seine Eier in den Nestern seines Wirtes. Da letzterer wahrscheinlich schon immer in der Schweiz, auch südlich der Alpen, vorkam, ist es naheliegend, dass Triepeolus tristis während dieser Jahrzehnte unbemerkt geblieben ist. Dies zeigt einmal mehr, dass unser Wissensstand zur Verbreitung der Wildbienen trotz jahrelanger Bestandesaufnahmen selbst für gefährdete Arten lückenhaft ist.
![]() |
![]() |
Weibchen von Triepeolus tristis beim Eingang des Nestes von Tetralonia dentata (Bolle di Magadino, Juli 2021; Foto Dimitri Bénon). |
Männchen von Triepeolus tristis (links) und seines Wirtes Tetralonia dentata (rechts) in Ruhelage; da Kuckucksbienen keine Nester bauen, verbringen sie die Nacht oft mit ihren Mandibeln angehängt an einem Stängel oder einem Grashalm (Bolle di Magadino, Juli 2021; Foto Dimitri Bénon). |
Dimitri Bénon, Lorenzo Giollo, Christophe Praz (info fauna)
22.09.2021 - Zwei neue Schwebfliegenarten für die Schweiz
Die Gattung Callicera ist in der Schweiz um zwei Arten reicher. Im September 2020 wurde in Brissago TI zum ersten Mal in der Schweiz die Schwebfliege Callicera macquarti beobachtet. Die folgende systematische Auswertung der bisherigen Funde von Callicera in der Schweiz brachten eine weitere Art zutage: In der Sammlung des Naturhistorischen Museums Bern wurden 17 Exemplare von Callicera spinolae identifiziert – ebenfalls eine Art, die bisher für die Schweiz noch nicht beschrieben war.
![]() |
![]() |
Weibchen von Callicera macquarti an Efeu in Brissago. Charakteristisch für die Gattung sind die langen Fühler mit weissem Endgriffel. © Michael M. Plichta |
In der Sammlung des Naturhistorischen Museums Bern entdeckt: Weibchen von Callicera spinolae. © Lisa Fisler |
Das Vorkommen der bisher hauptsächlich im Mittelmeerraum beobachteten Art C. macquarti im Südtessin lässt sich mit dem günstigen und durch den Lago maggiore mediterran geprägten Klima erklären. Für C. spinolae wiederum gibt es Fundmeldungen aus den Nachbarländern Deutschland, Frankreich und Italien. Es ist daher anzunehmen, dass die 17 Funde von C. spinolae aus der Region Bern nicht das vollständige Schweizer Verbreitungsgebiet abbilden.
Die insgesamt sechs in Europa vorkommenden Arten der Gattung Callicera sind aufgrund ihrer Lebensweise relativ selten. Während die Imagines in hohen Baumkronen leben, findet die mehrjährige Entwicklung der Larven in Baumhöhlen statt, die dauerhaft mit Wasser gefüllt sind. Weil die Gattung stark an diesen seltener werdenden Lebensraum gebunden ist, gilt sie als wichtiger Indikator für intakte Wälder mit überalterten Bäumen.
Da in der Schweiz nebst den zwei neu beschriebenen Arten mit Callicera aurata und C. aenea insgesamt vier Arten vorkommen, trägt sie eine besondere Verantwortung für die Erhaltung dieser Schwebfliegengattung und ihres Lebensraums.
Bisherige Beobachtungen von Callicera-Arten in der Schweiz. Weisse Punkte bezeichnen Funde vor dem 31.12.1999, schwarze Punkte bezeichnen Funde nach dem 1.1.2000. (© Info fauna – CSCF)
Weiterführende Informationen
Der vollständige Artikel «Erstfunde von Callicera macquarti Rondani, 1844 und Callicera spinolae Rondani, 1844 (Diptera: Syrphidae) für die Schweiz“ von Michael M. Plichta und Lisa Fisler ist im Juli 2021 in Entomo Helvetica 14: 93-98, 2021 erschienen.
Bitte melden Sie uns Ihre Funde via Webfauna.ch – entweder über die Website oder mit der App. Vielen Dank für Ihre Mithilfe zur Ergänzung unserer Daten!
Franziska Witschi und Lisa Fisler (info fauna)
29.06.2021 - Still und ungekrönt - Schneckenkönige
Wer sie sucht, findet sie selten oder nie: Weinbergschnecken mit linksgewundenem Gehäuse (d.h. bei welchen die Spirale gegen den Uhrzeigersinn verläuft). Sie sind derart selten, dass sie im deutschen Sprachraum den Namen «Schneckenkönig» bekommen haben. Nicht wenige Naturalienkabinette, die während der Renaissance populär wurden und später teilweise an Museen weitergegeben wurden, enthalten besonders schön präsentierte Schneckenkönige. Auch mancher Fürst soll seine Diener losgeschickt haben, für das familieneigene Kabinett einen Schneckenkönig zu suchen. Interessanterweise gibt es viele Kupfer- oder Holzstiche aus dieser Zeit, die Schnecken mit linksgedrehten Häuschen zeigen. Dabei dürfte es sich aber in vielen Fällen um das Resultat eines Kupferstechers handeln, der nicht darüber im Bild war, dass linksgedrehte Schnecken eine grosse Seltenheit sind und darob vergass, die Schnecke beim Übertragen auf die Kupferplatte zu spiegeln. (Selbstverständlich ist es auch im Zeitalter von Photoshop ein Leichtes, einen Schneckenkönig zu spiegeln und auf Instagram zu posten...)
Es scheint keinen Zusammenhang zwischen äusseren Faktoren und der Linksdrehung zu geben – Schneckenkönige können irgendwo auftreten. Auch die genetische Vererbung spielt bei der Windungsrichtung der Gehäuse keine Rolle. Die Linkswindung kommt laut neueren Forschungsergebnissen vielmehr durch Zufälle bei der frühen Embryonalentwicklung zustande, ist also eine ontogenetische Fehlbildung. Laut Berechnungen hat nur gerade eine von 40'000 Weinbergschnecken ein linksgewundenes Häuschen.
Bei uns sind Schneckenkönige vorab bei den Weinbergschnecken (Helix pomatia) bekannt, da sie wegen ihrer Grösse besonders auffallen. Das Phänomen, dass einzelne Exemplare ein nicht arttypisch gedrehtes Gehäuse haben, kommt aber auch bei anderen Schneckenarten vor. Und dann gibt es auch Schneckenfamilien, bei denen linksgewundene Häuser Normalität sind. So sind die meisten Arten der Familie der Schliessmundschnecken (Clausiliidae) linksgewunden – mit Ausnahme einiger Arten, die gruppenuntypisch rechtsgewunden sind. Und schliesslich – es gibt nichts, das es nicht gibt - existieren sogar Arten, bei denen keine Richtungsdominanz besteht. Bei diesen Arten, zum Beispiel bei der Baumschnecke Amphidromus perversus aus Indonesien, sind Schnecken mit links- und solche mit rechtsgewundenem Häuschen zu gleichen Teilen vorhanden.
Zurück zu den Schneckenkönigen: Bei diesen seltenen Exemplaren sind nicht nur die Gehäuse, sondern auch sämtliche Organe wie das Herz oder die Atemöffnung spiegelverkehrt angelegt im Vergleich zum Körperbau der Artgenossen. Da auch die Geschlechtsöffnung quasi auf der falschen Seite liegt, gestaltet sich die Paarung eines Schneckenkönigs mit einer rechtsgewundenen Schnecke etwas umständlich – unmöglich ist sie aber nicht.
Sollten Sie, interessierte Lesende, auf eine Schneckenkönigin treffen und möchten uns die Beobachtung mitteilen, dann bitte an: François Claude und Franziska Witschi. Wir wünschen viel Glück!
Literatur: Davison Angus and Thomas Philippe. ‘Jeremy the snail’ citizen scientists. 2020 Internet ‘shellebrity' reflects on origin of rare mirror-image snails. Biol. Lett.162020011020200110.
![]() |
![]() |
Wer findet den König? (Zur Bestimmung der Windungsrichtung folgt man der Spirale vom Pol nach aussen; rechtsgewunden entspricht der Drehung im Uhrzeigersinn.) |
Gehäuse eines Schneckenkönigs aus der Sammlung des Naturhistorischen Museums Bern. Das Exponat wurde 1945 in Chur gefunden. |
![]() |
![]() |
Prinzipiell linksgewunden: Vierzahn-Turmschnecke (Jaminia quadridens), die zu den Schliessmundschnecken gehört und bei uns vor allem in der Westschweiz und den Bündner Südtälern verbreitet ist. |
Nur etwa eine von 40‘000 Weinbergschnecken ist Schätzungen zufolge linksgewunden. Dabei spielt der Standort einer Population keine Rolle. Das Mädchen Luisa fand eines der seltenen Exemplare. |
15.03.2021 - Ausbreitungswege der Gabel-Azurjungfer Coenagrion scitulum
Eine Einwanderungsgeschichte: Anhand von umfangreichem Datenmaterial lässt sich die dynamische Besiedlung der Schweiz durch die Gabel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum) rekonstruieren. Eine neue Publikation zeigt die Details dieser Entwicklung auf.
Männchen von Coenagrion scitulum auf seinem Beobachtungsposten in Ufernähe.
In Europa kommt Coenagrion scitulum hauptsächlich im Mittelmeerraum vor. Seit den 1990er-Jahren breitet sich die attraktive Libellenart aber zunehmend nach Norden und Osten aus. In der Schweiz etablierte sie sich ab 2002. Dank der grossen vorhandenen Datenmenge zu C. scitulum lassen sich ihre Wanderrouten nachvollziehen – wie gelangte sie in die Schweiz und wie breitete sie sich hier weiter aus?
Die erste Einwanderung fand über die Burgunderpforte in die Ajoie statt; von dort aus ging die Reise weiter ins östliche und zentrale Mittelland. Neun Jahre später fand ein zweiter Vorstoss statt; diesmal erreichte die Gabel-Azurjungfer die Schweiz über das französische Rhonetal. Vom Genfer Becken aus ging es weiter ins westliche Mittelland. Im Wallis und Tessin wurde die Art erst 2020 erstmals gesichtet.
Anzahl jährlicher Fundmeldungen von Coenagrion scitulum in der Schweiz von 2002 bis 2020. (Quelle: Wildermuth, H. und Monnerat, C., 2020)
Diese Animation veranschaulicht die Einwanderungswellen seit 2002.
Die Besiedlung der Schweiz durch die Gabel-Azurjungfer verlief äusserst dynamisch. Die ersten Ankömmlinge an einem Gewässer waren meist Einzeltiere oder kleine Gruppen. Die Neuankömmlinge begannen – ihrem Verhalten nach zu schliessen – sofort mit der intensiven Suche nach einem Fortpflanzungspartner. Fanden sie keinen, zogen sie unverrichteter Dinge weiter. Oftmals sind kleine lokale Populationen entstanden, die sich aber nach einiger Zeit wieder auflösten. Grosse und beständige Populationen haben sich nur selten gebildet.
![]() |
![]() |
Typisches Verhalten eines Weibchens von C. scitulum auf Partnersuche nach der Ankunft am noch unbesiedelten Gewässer. |
Paarungsrad von C. scitulum. |
Was hat zur erfolgreichen Ausbreitung von C. scitulum in der Schweiz beigetragen? Zum einen zeigen die Bemühungen um verbesserte Lebensräume ihre Wirkung: Neu angelegte oder regenerierte Gewässer schaffen gute Voraussetzungen für die Gabel-Azurjungfer. Zum anderen profitiert sie wahrscheinlich auch von der Klimaerwärmung.
![]() |
![]() |
2010 angelegter Lebensraum u.a. für C. scitulum in Bubikon, ZH. |
Eiablage eines C. scitulum-Paares in einem Aggregat von C. puella und E. cyathigerum. |
Weiterführende Informationen
Der vollständige Artikel «Fakten und Indizien zum Besiedlungs- und Ausbreitungsverhalten von Coenagrion scitulum in der Schweiz (Odonata: Coenagrionidae)» von Hansruedi Wildermuth und Christian Monnerat ist im Dezember 2020 erschienen in Libellula.
Bitte melden Sie uns Ihre Funde via Webfauna.ch – entweder über die Website oder mit der App. Vielen Dank für Ihre Mithilfe zur Ergänzung unserer Daten!
15.03.2021 - Rote Liste der Wildbienen – Stand und Highlights
Die Arbeiten an der aktualisierten Roten Liste der Wildbienen sind weit fortgeschritten: Die Feldarbeiten und die faunistische Auswertung der rund 150'000 gesammelten Datensätze sind abgeschlossen. Über 20 Wildbienenexpert*innen haben die Daten während der vergangenen sechs Jahre an 260 Standorten in der ganzen Schweiz gesammelt.
Bis jetzt bezog sich ein Hauptteil der Auswertung auf die Bestimmung und die Taxonomie einzelner schwieriger Artengruppen sowie auf die Abgrenzung der Verbreitungsgebiete der Arten. Dabei wurde deutlich, wie stark sich die Verbreitungsgrenzen gewisser Arten in den vergangenen Jahren verschoben haben, hauptsächlich unter dem Einfluss der Klimaerwärmung. So wurden im Sommer 2020 drei für die Schweiz neue Arten entdeckt: Andrena pellucens (Meride/TI), Andrena tenuistriata (Avusy/GE) und die Maskenbiene Hylaeus cardioscapus (Untervaz/GR). Gleichzeitig kamen sechs Arten zum Vorschein, die seit mindestens 20 Jahren in der Schweiz nicht mehr gesichtet worden waren; im Fall von Anthidium loti, 2020 im Tessin gefunden, reicht der letzte Nachweis sogar bis ins Jahr 1876 zurück. Mit Xylocopa valga und Andrena rufula befinden sich zwei Arten ganz klar in Ausbreitung. Die Liste von schweizweit oder regional seltenen Arten, die 2020 beobachtet wurden, ist lang; darunter befinden sich Nomada errans, die im Kanton Genf beobachtet und zum ersten Mal überhaupt fotografisch festgehalten wurde, sowie Hoplitis dalmatica, eine emblematische "Walliser" Art, die sonst sehr selten ist, im Jahr 2020 aber gleich an drei Standorten im Kanton Graubünden gefunden wurde.
![]() |
![]() |
Nomada errans in Avusy/GE. © Dimitri Bénon | Hoplitis dalmatica in Faido/TI. © André Rey |
Wie geht es nun weiter?
Im Frühjahr 2021 erfolgt die definitive Einstufung der Arten mittels statistischer Auswertungen und Evaluationen durch ein Expert*innengremium. Das aktualisierte Rote Liste-Heft wird dann gegen Ende Jahr dem BAFU eingereicht. Man darf gespannt sein!
Franziska Witschi, Christophe Praz (info fauna)
Schweizer Fauna Aktuell 2020
- 01.12.2020 - Tragen nicht mehr alle Hermeline weiss?
- 10.07.2020 - Entdeckung einer neuen Heuschreckenart für die Schweiz
- 10.07.2020 - Wiederherstellung von Libellengemeinschaften in den Torfmooren des Neuenburger Juras
- 12.05.2020 - Libellen in Reisfeldern
- 27.01.2020 - Die Suche nach dem Schneefloh, eine entomologische Aktivität für den Winter!
01.12.2020 - Tragen nicht mehr alle Hermeline weiss?
Die meisten Hermeline bei uns färben sich im Winter weiss. Es gibt aber Hinweise dafür, dass dieser Fellwechsel nicht mehr zuverlässig bei allen Tieren stattfindet, wie das noch vor zwanzig Jahren der Fall war. Es finden sich zunehmend auch mitten im Winter Hermeline in Umfärbung oder sogar braune Individuen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Zunahme von schneearmen Wintern damit zu tun hat. Denn: Rennt ein leuchtend weisses Hermelin über eine Wiese, die längst schneefrei ist, ist der geniale Tarneffekt der weissen Fellfarbe im Winter dahin. Um genauere Aussagen über diese Vermutung machen zu können, ist Info fauna auf Meldungen aus der Bevölkerung angewiesen.
Das Hermelin (Mustela erminea) ist nach dem Mauswiesel (Mustela nivalis) das zweitkleinste heimische Raubtier. Wie alle Wiesel verfügt auch das Hermelin über die typisch langgezogene Körperform, eine Anpassung an die rasante Mäusejagd. Tatsächlich ernährt sich das Hermelin mit Vorliebe von kleinen Säugern und Vögeln. Entsprechend gross ist auch seine Konkurrenz: Andere Raubsäuger, aber auch Greifvögel und Eulen trachten nach demselben Futter und sind oftmals auch eine direkte Gefahr für das Hermelin. Dass die Art bei uns selten geworden ist, dürfte aber eher mit dem Verschwinden von traditionellen Kulturlandschaften zu tun haben. Wo das offene Land mit Hecken, Altgrasstreifen, Brachen, Kleinstrukturen und ungemähter Ufervegetation durchsetzt ist, findet man auch häufiger Hermeline. Diese langgezogenen Strukturen in der Kulturlandschaft bieten nicht nur direkt Unterschlupf und Nahrungsangebot für das Hermelin, sondern dienen auch als Vernetzungselement zwischen Populationen.
Hermelin © Nicolas Dulex
Weil verlässliche Daten zur Häufigkeit des Hermelins weitgehend fehlten, führte Info fauna 2010 erstmals in acht Gebieten der Schweiz eine standardisierte Erfassung der kleinen Marderartigen (Hermelin, Mauswiesel und Iltis) durch. Anhand von Spurentunnels konnte nachgewiesen werden, wo welche Arten leben. Es stellte sich heraus, dass das Hermelin die häufigste und am weitesten verbreitete der drei Arten ist; es wurde in sämtlichen Gebieten mit Ausnahme des Tessins festgestellt.
Das Sommerfell des Hermelins ist auf der Oberseite braun, am Bauch weiss. Das Winterfell dagegen dient der Tarnung – es ist schneeweiss, mit Ausnahme der schwarzen Schwanzspitze. Diese ist auch im Sommer schwarz und hilft bei der Unterscheidung vom Mauswiesel. Interessanterweise findet der Fellwechsel nicht in allen Regionen des globalen Verbreitungsgebiets statt. In wärmeren Zonen ist das Hermelin ganzjährig braun oder braun-weiss gefärbt; dagegen trägt es im hohen Norden ganzjährig weiss.
Hermelin im Fellwechsel. © Pascal Rapin
Bei uns wechselt das Hermelin seine Fellfarbe traditionellerweise ab Oktober/November von braun auf weiss und im März/April darauf wieder auf braun. Untersuchungen der letzten Jahre zeigen nun aber, dass der Fellwechsel tendenziell etwas später einsetzt, dass also bis November/Dezember immer noch ein beachtlicher Anteil der beobachteten Tiere braun trägt. Handkehrum findet der Wechsel ins Sommerfell eher früher statt – im April sind praktisch keine Tiere mehr weiss und nur wenige noch in Umfärbung begriffen. Eine erstaunliche Erkenntnis aus den Untersuchungen ist zudem, dass während allen Wintermonaten Hermeline im Fellwechsel beobachtet werden, vereinzelte sogar im braunen Sommerfell. Es scheint also, dass sich nicht mehr alle Hermeline umfärben.
Das wärmer werdende Klima, das bei uns kürzere und schneearme Winter zur Folge haben kann, könnte ein wichtiger Grund für diese Beobachtungen sein. Damit wir die Tendenzen weiterverfolgen und allenfalls erhärten können, sind wir auf «big data» angewiesen, also grosse Datenmengen. Deshalb der Aufruf an Sie, liebe Leserin, lieber Leser: Bitte melden Sie uns die Beobachtung des Hermelins mit Angabe zum Zustand des Fellwechsels: weiss, braun oder in Umfärbung.
Übrigens: Das Hermelin ist bis auf etwa 3400 Meter über Meer anzutreffen.
Melden Sie uns Ihre Funde via Webfauna.ch – entweder über die Website oder mit der App. Vielen Dank für Ihre Mithilfe zur Ergänzung unserer Daten!
Das Hermelin-Winterfell wurde seit dem frühen Mittelalter genutzt, um Macht auszudrücken. Als Symbol der Reinheit und Makellosigkeit trugen vor allem kaiserliche, königliche oder päpstliche Kreise leuchtend weisse Hermelinmäntel mit den charakteristischen schwarzen Schwanzspitzen. Der Brauch hält noch immer an: Papst Benedikt XVI trug zu gewisssen Anlässen einen hermelinverbrämten Schulterkragen. Wird in den Niederlanden ein neuer König vereidigt, trägt dieser nach wie vor den Hermelinmantel, zuletzt zu sehen 2013 bei der Vereidigung von König Willem-Alexander. Während ihrer Krönungsfeier 1953 trug Queen Elisabeth einen Hermelinmantel. Seit 2019 hüllt sie sich aber nur noch in künstlichen Pelz, wie ihre Schneiderin verrät.
Franziska Witschi, Simon Capt, info fauna
10.07.2020 - Entdeckung einer neuen Heuschreckenart für die Schweiz
Rhacocleis annulata wurde in der Schweiz erstmals in den Kantonen Genf und Neuenburg in den Jahren 2018 und 2019 entdeckt. Das Auftreten dieser Art, welche in mehreren Privatgärten beobachetet wurde, entspricht einer passiven Einschleppung im Zusammenhang mit Zierpflanzen. R. annulata ist in Sizilien und Süditalien heimisch und wurde in mehreren europäischen Längern wiederholt passiv eingeschleppt. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst derzeit Frankreich, wo sie sich an mehreren Orten im Süden fortpflanzt. Auch in Holland und Grossbritannien wurde sie beobachtet.
Monnerat C., Gurcel K., Magnouloux M. & Dunant F. 2020. Premières observations de Rhacocleis annulata Fieber, 1853 en Suisse et en Haute-Savoie limitrophe (Orthoptera: Tettigoniidae). Entomo Helvetica 13:37-44 (PDF).
Christian Monnerat, info fauna
10.07.2020 - Wiederherstellung von Libellengemeinschaften in den Torfmooren des Neuenburger Juras
Die Qualität vieler in nationalen Inventaren erfassten Hochmoore nimmt trotz ihres Schutzstatus' ab. Ihre Revitalisierung ist deshalb unerlässlich, was insbesondere das Entfernen der noch aktiven Entwässerungssysteme bedingt.
In einer Studie wurde gezeigt, wie sich Libellengemeinschaften erholen können, wenn ehrgeizige und langfristige Revitalisierungsmassnahmen in diesen empfindlichen Lebensräumen, welche in unserem Land bereits zu über 90 % zerstört sind, durchgeführt werden.
Zwischen 1996 und 2018 wurden in den Mooren der Täler von La Brévine und Pont-de-Martel im Kanton Neuenburg Revitalisierungsmassnahmen ausgeführt. Die Anzahl Gewässer stieg von ursprünglich 240 auf 341 und deren Fläche vergrösserte sich von 1.3 ha auf 10.1 ha.
Parallel dazu wurde ein Libellenmonitoring durchgeführt, welches zeigte, das die Libellengemeinschaft, welche von Hochmooren abhängig ist, von den umgesetzten Massnahmen profitiert hat und seit 2005 zudem artenreicher geworden ist. Eine umfassende Erfolgskontrolle in den Jahren 2017 und 2018 brachte 38 Arten zu Tage, wovon deren 9 Arten auf der nationalen Roten Liste figurieren.
Die Grosse Moosjungfer Leucorrhinia pectoralis hat sich in 12 der 15 Hochmoore etabliert, während sich die Östliche Moosjungfer Leucorrhinia albifrons, eine der seltensten Libellenarten der Schweiz und seit 1898 nicht mehr in der Schweizer Jurakette beobachtet, in einem dieser Moore fortpflanzt. Die Entdeckung einer zweiten Lokalität der Hochmoor-Mosaikjungfer Aeshna subarctica im Schweizer Jura sowie neue Beobachtungen der Späten Adonislibelle Ceriagrion tenellum, welche nach über einem Jahrhundert der Abwesenheit in der Region wieder gefunden wurde, vervollständigen die verzeichneten Erfolge.
Vallat, A., Monnerat, C., Tschanz-Godio, S., & Juillerat, L. 2020. Rétablissement des communautés de libellules (Odonata) dans les tourbières du Jura neuchâtelois (Suisse). Alpine Entomology 4: 99-116.
Christian Monnerat, info fauna
12.05.2020 - Libellen in Reisfeldern
Im Rahmen eines durch Thomas Walter initierten Projektes zur Förderung der Biodiversität auf der landwirtschaftlichen Fläche, wurden im 2019 unter der Mitarbeit von info fauna die Libellen in sechs überschwemmten Reisfeldern erfasst. Das Ziel war ein Inventar von denjenigen Arten, welche von diesen neuartigen Anbaukulturen profitieren, und diejenigen Arten zu identifizieren, welche sich in den temporär überfluteten Lebensräumen entwickeln können.
Ein überschwemmtes Reisfeld - welche Arten werden sich darin entwickeln können?
In den besuchten Flächen wurden gemäss Gregory Churko (Agroscope) nicht weniger als 36 Arten beobachtet. Von diesen konnten deren neun ihre Entwicklung vollständig abschliessen, darunter die Schabracken-Königslibelle Anax ephippiger, und für deren sechs konnte auch das Paarungsverhalten festgestellt werden, wie zum Beispiel für die gefährdete Sumpf-Heidelibelle Sympetrum depressiusculum.
|
|
Der vollständige Bericht 2019 der Pilotphase dieses Projektes ist demnächst unter folgender Adresse erhältlich: www.nassreis.agroscope.ch
Dieses Projekt wird im 2020 mit zusätzlichen Kulturflächen, einem früheren Beginn des Wassereinstauund und der Anlage überfluteter Gräben für Libellen und weitere aquatische Arten weitergeführt.
Christian Monnerat, info fauna
27.01.2020 - Die Suche nach dem Schneefloh Boreus, eine entomologische Aktivität für den Winter !
Die zur Ordnung der Schnabelfliegen (Mecoptera) gehörende Gattung Boreus ist in der Schweiz mit 6 bis 8 Arten vertreten (je nach dem, wie die Taxa abgegrenzt werden) und besonders aufgrund der Skorpionsfliegen (Panorpa) bekannt.
Zwei Boreus-Arten, B. hyemalis und B. westwoodi, sind auch als Winterhafte oder "Schneeflöhe" bekannt und in der Schweiz nachgewiesen, wobei sie von einigen Autoren als Synonyme betrachtet werden. Die Bestimmung der Weibchen ist eine Herausforderung und die Individuen müssen zwingend gesammelt werden, um sie bestimmen zu können. Neben seiner geringen Grösse - ungefähr 4 mm klein - und der Tatsache, dass er flügellos ist, ist eine weitere Besonderheit die Aktivität mitten im Winter vor allem zwischen November und Januar, wobei Beobachtungen in der Schweiz zwischen Oktober und April liegen. Über die Verbreitung dieser Art in der Schweiz ist wenig bekannt, aber sie können in allen sechs biogeografischen Regionen der Schweiz vorkommen und zeigen eine starke Bindung an sandige Böden sowie an Moosteppiche der Art Mnium in einigen Regionen Europas. Die meisten Schweizer Daten sind alt und unsere Kenntnisse zur Verbreitung dieses glazialen Reliktes ist lückenhaft.
Gezielte Suchen in der Schweiz könnten die Kenntnisse zu dieser besonderen Gattung verbessern, wie jüngste Arbeiten aus Holland und Frankreich zeigen.
Angelockt durch eine nächtliche Lichtfalle, wurde diese Art neulich von François Rion im Kanton Freiburg nachgewiesen, in welchem sie bis anhin nicht bekannt war. Jegliche Informationen zu dieser Gattung sind sehr willkommen (Email).
Foto: Vom Licht angezogenes Weibchen von Boreus (François Rion)
Christian Monnerat, info fauna
Schweizer Fauna Aktuell 2019
- 08.07.2019 - Südlicher Warzenbeisser erneut in der Schweiz entdeckt
- 08.07.2019 - Zustrom der Schabracken-Königslibelle (Anax ephippiger) in Mitteleuropa
- 25.03.2019 - Andrena amieti, eine neue Bienenart für die Wissenschaft
08.07.2019 - Südlicher Warzenbeisser erneut in der Schweiz entdeckt
Der Südliche Warzenbeisser (Decticus albifrons) wurde in der Schweiz erstmals im Val Mesolcina (GR) durch Adolf Nadig gemeldet, welcher am 24. August 1924 ein Männchen in einer Wiese zwischen Roveredo und Grono beobachtete. Diese Beobachtung blieb während mehr als 80 Jahren die Einzige. In jüngerer Zeit wurde ein 2007 von Thomas Hertach in Castagnola (TI) gefangenes und im Naturhistorischen Museum Lugano aufbewahrtes Männchen wiedergefunden. Im 2018 gelang Christian Roesti in Besazio (TI) im Südtessin eine erneute Beobachtung (s. Foto). Es ist wahrscheinlich, dass in den kommenden Jahren weitere Beobachtungen dieser im Mittelmeerraum weit verbreiteten und in der Schweiz angrenzenden Gebieten wie in Norditalien (Lombardei und Piemont) oder im Rhonetal (Isère, Rhone) bekannten Art in der Schweiz folgen.
Adultes Männchen des Südlichen Warzenbeissers (Decticus albifrons)
Er ist grösser als der Gemeine Warzenbeisser (Decticus verucivorus) und zeichnet sich durch einen breiten weissen Rand auf dem Pronotum aus. Die Elytren sind länger als das Femur. Sein Gesang ist aus grosser Entfernung zu hören.
Christian Monnerat
08.07.2019 - Zustrom der Schabracken-Königslibelle (Anax ephippiger) in Mitteleuropa
Seit Anfang Juni ist in Mitteleuropa und insbesondere in Belgien, den Niederlanden und Deutschland (observation.org) ein Zustrom dieser irregulären Wanderlibelle festzustellen. In der Schweiz wurden bisher einige Beobachtungen in den Kantonen Aargau, Bern, Freiburg, Luzern, St. Gallen und Zürich gemacht.
|
|
Seit 1989 ist die Art fast jedes Jahr zwischen April und Oktober beobachtet worden. Nach 2013 blieben Beobachtungen der Schabracken-Königslibelle während mehrerer Jahren aus. Die grössten Zuströme in die Schweiz erfolgten in den Jahren 1995 und 2011 (s. Abbildung 1).
Abb. 1: Anzahl km2, in welchen Anax ephippiger seit 1989 in der Schweiz beobachtet wurde.
Die Art pflanzt sich in wenig bis mässig bewachsenen, seichten Gewässern fort, also z.B. in temporären, sich rasch erwärmenden Tümpeln. Die rasche Larvenentwicklung dauert je nach Temperatur zwischen 70 und 120 Tagen. Ausgehend von einer Ankunft im Juni können wir mit einem Schlupf ab Ende August und September rechnen.
Halten Sie also nach dieser Wanderlibelle Ausschau und melden Sie sie auf webfauna (online/App). Hilfreiche Details für die Bestimmung finden Sie im Webfauna-Bestimmungsschlüssel.
Es ist wichtig, jede Beobachtung mit Fotos oder einer detaillierten Beschreibung (im Feld erfasste Merkmale, Beobachtungsbedingungen) zu dokumentieren. Oft im Flug aktiv, ist es normalerweise schwierig, sie in Ruhestellung aus kurzer Entfernung zu fotografieren. Andererseits reicht oft ein Bild von durchschnittlicher Qualität aus, um die Bestimmung dieser im Flug aufgenommenen Libellenart zu bestätigen.
Adultes Männchen von Anax ephippiger im Flug
Christian Monnerat
25.03.2019 - Andrena amieti, eine neue Bienenart für die Wissenschaft
Sechshundertfünfzehn Wildbienenarten wurden in der Schweiz zumindest einmal beobachtet. Ungefähr...denn diese Zahl schwankt. Einerseits kommen gelegentlich neue Arten aus wärmeren Grenzregionen hinzu, vermutlich aufgrund des Klimawandels. Andererseits sind die Abgrenzungen zwischen gewissen eng verwandten Arten noch unklar, und die Spezialisten sind sich nicht immer einig, wie bestimmte Formen behandelt werden sollen: echte Arten, geografisch klar abgegrenzte Unterarten, oder einfach morphologische oder ökologische Formen ohne besonderen taxonomischen Status.
Eine aktuelle Studie untersuchte die Abgrenzung zwischen den Arten innerhalb der Andrena-bicolor-Gruppe. Die Gattung Andrena, die grösste Bienengattung in Mitteleuropa und der Schweiz, ist taxonomisch besonders schwierig. Andrena bicolor ist eine der häufigsten Arten. Diese Art bildet zwei Generationen pro Jahr und ist in allen biogeografischen Regionen der Schweiz verbreitet, von den tiefsten Lagen bis zur Waldgrenze. Der Status von zwei alpinen, Andrena bicolor-ähnlichen Formen, namentlich Andrena allosa und Andrena montana, war bisher unklar. In einigen Fällen konnten die Arten aufgrund morphologischer Kriterien unterschieden werden, aber es gibt auch Populationen, welche intermediäre Merkmale aufweisen. Aufgrund dieser Ausgangssituation blieb der Schweizer Bienenspezialist Felix Amiet vorsichtig mit der Vergabe des Status dieser beiden Arten.
Neue genetische Analysen deuten darauf hin, dass es sich nicht um drei Arten dieser Gruppe handelt, sondern um vier. Diese scheinen im Alpenraum sympatrisch ohne Genaustausch zu koexistieren. Die Populationen mit den intermediären Merkmalen stellen eine neue Art dar, welche noch keinen Namen hatte. Sie wurde auf Andrena amieti Praz, Müller & Genoud 2019 getauft, als Anerkennung der immensen Arbeit von Felix Amiet über die Wildbienen in der Schweiz.
Die Entdeckung einer neuen Bienenart in der Schweiz passiert nicht alle Tage. In den frühen 2000er Jahren wurden Lasioglossum pleurospeculum Hermann 2001 und Osmia steinmanni Müller 2002 entdeckt. Wie viele andere kryptische Arten verstecken sich noch in unserer Fauna? Nur die grosse Ausdauer der Taxonomen wird diese Frage beantworten können.
> Verbreitungskarte von Andrena amieti
Männchen von Andrena amieti
Christophe Praz
Schweizer Fauna Aktuell 2018
- 05.11.2018 - Zwei invasive Insektenarten beobachten und melden
- 15.10.2018 - Neue invasive Ameisenart im Kanton Waadt
- 09.08.2018 - Beobachtung des Zwergmauswiesels
- 16.07.2018 - Murmeltiere melden für den neuen Säugetieratlas
- 27.06.2018 - Eine neue Raubfliegenart (Diptera) für die Schweizer Fauna
- 25.06.2018 - Entdeckung einer neuen Eintagsfliegen-Art (und Gattung) für die Schweiz: Labiobaetis atrebatinus
- 18.06.2018 - Tischlein deck dich: Beobachtung einer ameisenimitierenden Springspinne am "Bienenhotel"
- 09.04.2018 - Entdeckung zwei neuer Wildbienen-Arten
- 04.04.2018 - Vertigo genesii (Gredler, 1856), neue Art für den Schweizer Jura
- 12.02.2018 - Eiablage von Lampides boeticus auf fast 1400 m im Wallis
- 02.02.2018 - Hermelinbeobachtung auf 4000 m
05.11.2018 - Zwei invasive Insektenarten beobachten und melden
Im Herbst können gleich zwei invasive Insektenarten vermehrt im Haus beobachtet werden.
Die Amerikanische Kiefernwanze (Leptoglossus occidentalis) stammt aus Nordamerika, genauer aus Kalifornien und breitet sich seit 2002 auch in der Schweiz aus. Gesichtet wird sie vor allem im Herbst, wenn sie sich zum Überwintern an wärmere Orte, zum Beispiel in Häuser, zurückzieht. Sie ernährt sich von Kiefernzapfensamen und ist völlig harmlos. Dank der charakteristisch verbreiterten Tibien der Hinterbeine und einer weissen Zickzacklinie auf den Vorderflügeln ist diese Art mit keiner heimischen verwechselbar.
Verbreitungskarte Amerikanische Kiefernwanze
Bestimmung der Amerikanischen Kiefernwanze, Leptoglossus occidentalis, Heidemann 1910
Auch der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) kann teilweise in grosser Anzahl in Häusern überwintern. Er kommt ursprünglich aus Asien und wurde hierzulande zur Bekämpfung von Blattläusen eingesetzt. Mittlerweile ist er in der ganzen Schweiz weit verbreitet und konkurrenziert die heimischen Marienkäfern-Arten. Dieser grosse Marienkäfer ist variabel gefärbt: Einige Individuen sind Orange mit vielen schwarzen Punkten, während sie am anderen Ende des Spektrums schwarz mit zwei roten Punkten sein können. Erkennen kann man sie am Halsschild, welches meist eine schwarze W- oder M-förmige Zeichnung aufweist.
Verbreitungskarte Asiatischer Marienkäfer
Bestimmung des Asiatischen Marienkäfers, Harmonia axyridis, Pallas 1771
Haben Sie eine Amerikanische Kiefernwanze oder einen Asiatischen Marienkäfer beobachtet? Bitte melden Sie uns Ihre Beobachtungen via Webfauna - Herzlichen Dank!
(In Webfauna finden Sie die Amerikanische Kiefernwanze in der Gruppe "Wanzen, Landwanzen" und den Asiatischen Marienkäfer in der Gruppe: "Käfer, andere Gruppen")
Stéphanie von Bergen
15.10.2018 - Neue invasive Ameisenart im Kanton Waadt
Tapinoma magnum Mayr, 1861, ist eine neue, invasive Ameisenart, welche sich in den letzten Jahren an mehreren Orten im Kanton Waadt angesiedelt hat: Cully, St-Sulpice, Ecublens, Pully. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammend, wurde sie ziemlich sicher mit Topfpflanzen eingeführt. Sie wurde punktuell auch in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Frankreich beobachtet.
Diese Ameise kommt in anthropogenen Umgebungen vor (Friedhöfe, Gärten, Parks, Parkplätze usw.) und nistet gerne in der Nähe von Mauern, unter Platten und Pflastersteinen, in und unter Blumenkästen, aber auch im offenen Boden in gut exponierten Bereichen. Die Nester sind unterirdisch und durch feines, ausgegrabenes Material (Kies, Sand, Erde) erkennbar, welches um die Eingänge abgelagert wird. Im Erdreich bildet sie auch Hügel aus feiner Erde. Manchmal gelangt sie auch in Häuser. Die Art ist äusserst polygyn (zahlreiche Königinnen) und bildet sogenannte Superkolonien.
Wo sie sich einmal angesiedelt hat, zeigt sie sich invasiv und entsprechend störend für den Menschen: sie sticht zwar nicht, aber beisst rasch. Die Auswirkung von Tapinoma magnum auf die lokale Ameisenfauna ist noch nicht bekannt, aber ihre Omnipräsenz in besiedelten Gebieten ist eine offensichtliche Konkurrenz. Sie könnte sich auch negativ auf Kulturpflanzen auswirken, wie andernorts beobachtet wurde.
Diese Ameise ist von den beiden anderen in der Schweiz vorkommenden Tapinoma-Arten nicht leicht zu unterscheiden: sie alle sind eher klein (2-3,5 mm), schwarz, mit einer charakteristischen Kerbe an der Vorderseite des Kopfschildes. Sie riechen nach ranziger Butter, wenn man sie zerdrückt. Die Besonderheit von Tapinoma magnum liegt in der grossen Grössenvariabilität der Arbeiterinnen. Eine zuverlässige Identifizierung kann jedoch nur von einem Spezialisten vorgenommen werden.
Anne Freitag, Musée cantonal de zoologie, Lausanne
Tapinoma magnum zeigt eine beachtliche Grössenvariabilität der Arbeiterinnen (Foto: © Musée cantonal de zoologie, Lausanne)
Foto des Kopfes einer Tapinoma-Art (T. nigerrimum, nahe verwandt mit Tapinoma magnum), welches die charakteristische Kerbe an der Vorderseite des Kopfschildes zeigt. (Foto von www.AntWeb.org, Autor: Estella Ortega).
09.08.2018 - Beobachtung des Zwergmauswiesels
In der Schweiz existiert eine Unterart des Mauswiesels (Mustela nivalis), welche bisher nur in den Ostalpen nachgewiesen wurde. Es handelt sich um das Zwergmauswiesel (Mustela nivalis nivalis). Dieses unterscheidet sich von der Stammform durch eine scharfe und gerade Trennlinie zwischen der braunen Körperober- und der weissen Körperunterseite. Zudem fehlt bei dieser Unterart der typische Kehlfleck und sie wird im Winter komplett weiss wie das Hermelin – nur ohne schwarze Schwanzspitze.
Mauswiesel und Zwergmauswiesel werden primär nach äusseren Merkmalen unterschieden. Die Kopf-Rumpflänge des Mauswiesels beträgt zwischen 14 cm und 19 cm (meist > 16 cm), beim Zwergmauswiesel ist sie kleiner als 16 cm.
Die genaue Verbreitung in der Schweiz ist nicht bekannt, die bisherigen Funde stammen alle aus dem Kanton Graubünden, bis auf eine neue Meldung aus dem Kanton St. Gallen (Murgtal). Alle Funde stammen aus Höhenlagen über 1500 m, was als eine Anpassung an schneereiche Gebiete interpretiert werden kann, bringt doch eine weisse Fellfarbe eine bessere Tarnung gegenüber natürlichen Feinden bei langer Schneelage.
Thomas Wehrli, Wildhüter im Oberengadin, gelang in den vergangenen Monaten eine Serie spannender und aufschlussreicher Fotos in seinem Aufsichtsgebiet, welches das Zwergmauswiesel im Sommerfell mit einem Jungtier und im weissen Winterfell mit einer Beute zeigt.
|
Ein Zwergmauswiesel mit Beute im weissen Winterfell. Im Gegensatz zum Hermelin ist die Schwanzspitze nie schwarz. Foto: AJF GR/Thomas Wehrli |
Beim Mauswiesel (Mustela nivalis) verläuft die Trennlinie zwischen brauner Ober- und weisser Unterseite unregelmässig. Foto: Shutterstock / Romuald Cisakowski |
Das Mauswiesel behält auch im Winter sein braun-weisses Fell. Foto: Paul Walser |
Ein Hermelin (Mustela erminea) im Sommerfell. Die Trennlinie zwischen brauner Ober- und weisser Unterseite verläuft geradlinig und klar abgegrenzt. Foto: Paul Walser |
Das Hermelin behält im weissen Winterkleid die schwarze Schwanzspitze. Foto: Gianni Marcolli |
Simon Capt und Christof Angst
16.07.2018 - Murmeltiere melden für den neuen Säugetieratlas
Die Verbreitungskarte der Murmeltiere weist noch viele Lücken auf. Mit Ihrer Hilfe möchten wir alle Murmeltierkolonien der Schweiz und Liechtensteins ausfindig machen und diese auf einer aktuellen, landesweiten Verbreitungskarte für den neuen Säugetieratlas festhalten. Aber auch Beobachtungen aus schon bekannten Gebieten sind wichtig. Sie ermöglichen uns, Bestandstrends abzuschätzen.
Die „Lückenkarte“ und weitere Informationen finden Sie auf der Meldeplattform säugetieratlas.wildenachbarn.ch . Beobachtungen können unter ornitho.ch oder webfauna.ch oder säugetieratlas.wildenachbarn.ch eingetragen werden.
Wandert das Murmeltier mit der Klimaerwärmung in die Höhe? Eine lückenlose Verbreitungskarte der Murmeltiere bildet die Basis, um zukünftige Veränderungen erkennen zu können.
Der neue Säugetieratlas der Schweiz und Liechtensteins ist ein Projekt der Schweizerischen Gesellschaft für Wildtierbiologie SGW.
Murmeltierpotentialkarte (Stand: Juni 2018)
27.06.2018 - Eine neue Raubfliegenart (Diptera) für die Schweizer Fauna
Pogonosoma maroccanum, eine grosse Fliegenart (2 cm) aus der Familie der Raubfliegen, wurde im Südtessin entdeckt. Ein Weibchen dieser kürzlich bestimmten Art wurde bereits 2005 in Chiasso (TI) gesammelt. Die Art lebt sowohl als Adulte wie auch im Larvenstadium räuberisch. Die Beuten bestehen hauptsächlich aus Prachtkäfern (Buprestidae), wie in Italien nachgewiesen wurde.
Christian Monnerat
Monnerat C. 2018. Pogonosoma maroccanum (Fabricius, 1794) nouveau pour la faune de Suisse et données inédites des musées suisses (Diptera: Asilidae). Entomo Helvetica 11: 153-156.
25.06.2018 - Entdeckung einer neuen Eintagsfliegen-Art (und Gattung) für die Schweiz: Labiobaetis atrebatinus
Selbst gut bekannte Orte wie das Vallée de Joux können mit Überraschungen aufwarten. Während Labiobaetis atrebatinus fast ausschliesslich aus Lagen unterhalb 250 m in Frankreich bekannt war, scheint sie ihre Verbreitung rasch in die Höhe ausgedehnt zu haben. Sie wurde im 2017 auf über 1000 m Höhe gefunden.
Bereits vor rund zehn Jahren hat sich im Vallée de Joux Baetis liebenauae etabliert, eine Art, welche bis dahin ebenfalls nur aus sehr tiefen Lagen bekannt war und sich seither zur vorherrschenden Art in der Orbe entwickelt hat. Das Verbreitungsgebiet der letztgenannten Art, welche um 1990 im Tessin und im Doubs sowie um 1997 in Basel angekommen ist, hat sich sehr wahrscheinlich aufgrund aktueller klimatischer Veränderungen über ganz Europa verbreitet.
André Wagner
Larve sowie weibliche und männliche Imagos, welche in der Orbe entdeckt wurden
18.06.2018 - Tischlein deck Dich: Beobachtung einer ameisenimitierenden Springspinne am "Bienenhotel"
Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, entdeckt immer wieder spannende Sachen. Sogenannte Bienenhotels, in denen Wildbienen und Solitärwespen Nistmöglichkeiten finden, kennt man inzwischen überall. Sie sind sehr erfolgreich. Viele Insekten finden sich da ein, legen ihre Eier in die Bohrlöcher und pflastern sie an der Öffnung zu.
Wer so ein Bienenhotel im Garten beobachtet, wird feststellen, dass nicht nur jene Gäste vorbeikommen, für welche das Hotel gedacht ist. Ab und zu sieht man auch attraktive Schlupfwespen, welche versuchen, die Eier der anderen Insekten zu parasitieren. Oder wie im vorliegenden Bild aus Oberwil gut zu erkennen: Auch die ameisenimitierende Springspinne mit dem komplizierten wissenschaftlichen Namen Leptorchestes berolinensis erfreut sich am gedeckten Tisch, denn sie ernährt sich von Insekten aller Art. Besonders spannend an dieser Spinnenart ist, dass sie nicht nur wie eine Ameise aussieht, sondern sich auch ähnlich verhält: das erste Beinpaar wird oft wie die Antennen der Ameisen hochgehoben und bewegt.
Die Spinne ist in der Schweiz und Deutschland recht selten und kommt nur in sehr wärmebegünstigten Lagen wie der Hochrheinebene vor. Um die Verbreitung der Spinnen im Raum Nordwestschweiz besser zu verstehen, ist das Naturhistorische Museum Basel an Fundmeldungen mit (makro-) Foto sehr interessiert: Kontakt: Ambros Hänggi
Nebenbei: Hier haben wir es mit einem sehr schönen Beispiel zu tun, das zeigt, dass Schutzmassnahmen oft viel mehr Tierarten zu Gute kommen als ursprünglich gedacht.
Ambros Hänggi, Naturhistorisches Museum Basel
|
|
Die Springspinne Leptorchestes berolinensis bevorzugt sehr warme Orte wie zum Beispiel die sonnenexponierte Seite eines Bienenhotels. Hier ist immer genügend Beute vorhanden.
09.04.2018 - Entdeckung zwei neuer Wildbienen-Arten
Die im Rahmen der Aktualisierung der Roten Liste der Wildbienen in der Schweiz durchgeführten Feldaufnahmen offenbarten zahlreiche Überraschungen: im Südtessin wurden für die Schweiz zwei neue Arten gefunden, Ceratina nigrolabiata und Eucera nigrifacies. Unklar ist, ob diese Arten schon lange anwesend waren und unbemerkt blieben, oder ob sich ihre Verbreitungsgebiete aufgrund der Klimaerwärmung in letzter Zeit gegen Norden vergrössert haben.
Bei Feldaufnahmen in der Jurakette wurden zwei Arten entdeckt, welche bis anhin lediglich aus dem Alpenraum bekannt waren: Bombus jonellus und Andrena lapponica.
Schliesslich wurden zwei Arten beobachtet, welche in der Schweiz seit über 20 Jahren nicht mehr gefunden wurden: Nomada flavilabris und Andrena symphyti.
Christophe Praz
Bombus jonellus wurde neu auch in der Jurakette beobachtet.
04.04.2018 - Vertigo genesii (Gredler, 1856) [Gastropoda: Vertiginidae], neue Art für den Schweizer Jura
Im 2016 entdeckte M. Horsák in einem Moorgebiet in der Nähe des Col du Marchairuz (VD) eine grössere Population von Vertigo genesii, einer auf der Roten Liste der terrestrischen Mollusken als stark gefährdet (EN) eingestufte Art.
Dies ist die erste Beobachtung im Schweizer Jurabogen, da diese Art mit boreo-alpiner Verbreitung bis anhin in der Schweiz nur aus dem Alpenraum bekannt war (Kanton Graubünden und drei Populationen in den Waadtländer Voralpen).
Vertigo genesii wurde im 2014 auch im französischen Jura entdeckt (E. Brugel). Zudem wurde im 2017 eine kleine Population in einem Flachmoor in der Nähe des Lac de Joux (VD) gefunden (F. Claude).
Diese kleine, kaum 2 mm grosse Art wird hauptsächlich durch Entnahme und Sieben von Streuschicht, Pflanzenresten oder Moosen in Flachmooren gefunden, welche sich in der Nähe von Quellen oder entlang kleiner Fliessgewässer befinden.
François Claude
|
|
Das in der Nähe des Col du Marchairuz VD gefundene Individuum |
Verbreitungskarte von Vertigo genesii |
12.02.2018 - Eiablage von Lampides boeticus auf fast 1400 m im Wallis
Am 21. Juli 2017 wurde ein Weibchen mit abgenutzten Flügeln von Lampides boeticus (Geschwänzter Blasenstrauchbläuling, Grosser Wanderbläuling) auf einem unter einem Chaletdach gepflanzten Blasenstrauch (Colutea arborescens) auf 1390 m in Mayens-de-Sion (VS) beobachtet. Zwischen dem 22. Juli und dem 2. August wurden zahlreiche Eiablagen festgestellt. Ab dem 31. Juli bis zum 2. August wurde dieses Individuum von einem zweiten Weibchen begleitet, welches ebenfalls zahlreiche Eier ablegte. Es ist bemerkenswert, dass sich die Art in der Schweiz auf dieser Höhenstufe fortpflanzen kann, auch wenn keine Beweise vorliegen, dass diese Eiablagen wirklich zur Entwicklung einer neuen Population geführt haben (oder führen werden). Erwähnenswert ist auch, dass der Blasenstrauch Futterpflanze für mehrere andere Bläulingsarten ist: regelmässig für Glaucopsyche alexis (Himmelblauer Steinkleebläuling) und Cupido alcetas (Südlicher kurzschwänziger Bläuling), gelegentlich für Celastrina argiolus (Faulbaumbläuling) und Callophrys rubi (Brombeerzipfelfalter).
Emmanuel Widmann
Ein Weibchen von Lampides boeticus, welches im 2017 auf einem Blasenstrauch auf fast 1400 m im Wallis beobachtet wurde.
02.02.2018 - Hermelinbeobachtung auf 4000 m
Am 27. August 2017 beobachtet Christian Tesini auf einer Bergtour in der Jungfrauregion zusammen mit weiteren Kollegen unterhalb des Mönchs auf 3995 m ein herumstöberndes Hermelin (Mustela erminea). Diese Beobachtung ist sehr aussergewöhnlich, weil völlig ausserhalb des angestammten Lebensraumes und weit oberhalb der bisher bekannten Höhenverbreitung. Christian Tesini schildert die Beobachtungsumstände folgendermassen: Die Hermelinbeobachtung gelang beim ersten schneelosen Abschnitt beim Abstieg vom Gipfel. Es ist offenbar ein viel genutzter Rastplatz, um nach der Gipfelbesteigung eine Pause einzulegen, oder absteigende Seilschaften vor dem eigenen Aufstieg abzuwarten. Wir haben diese Stelle beim Abstieg vom Gipfel kurz nach Mittag, bei recht verhangenem Himmel erreicht. Die Sicht war einigermassen gut. Das Tier hat sich zwischen den Felsen und in losem Geröll permanent bewegt und sich bis ca. 5 Meter genähert. Einer meiner beiden Seilschaftspartner hat das Hermelin zuerst entdeckt und sofort aufgeregt berichtet. Wir andern konnten uns dann sofort von seiner unglaublichen Beobachtung überzeugen! Ober- und unterhalb des Beobachtungsortes liegt permanent Schnee und Eis, Pflanzen habe ich keine gesehen. Längere Zeit überleben kann ein Hermelin in solchen Höhenlage nicht, da es primär an Nahrung fehlt. Zivilisatorische Abfälle reichen auch nicht. In diesem Falle kann das Verhalten wahrscheinlich mit einem temporären exploratorischen Verhalten in Verbindung gebracht werden. In der Schweiz kommt die Art regelmässig bis 2500 m in den geeigneten Lebensräumen vor. Oberhalb dieser Höhenstufe ist das Hermelin sehr viel seltener anzutreffen, werden dort doch auch ihre bevorzugten Beutetiere, die Wühlmäuse, sehr viel seltener. Auf jeden Fall eine sehr spannende Beobachtung!
S. Capt
Schweizer Fauna Aktuell 2017
- 23.10.17 - Erstnachweis des Gelbbindenmohrenfalter Erebia flavofasciata im Wallis
- 19.09.17 - Entdeckung einer Puppe des Grossen Weinschwärmers Hippotion celerio im Wallis
- 13.09.17 - Im Frühjahr wurden zwei potentiell invasive Arten zum ersten Mal in der Schweiz entdeckt
- 27.06.17 - Siebzehn seltene oder neue Holzkäferarten entdeckt
- 27.06.17 - Neue Käferart Isomira costessii in der Schweiz entdeckt
- 23.05.17 - Entdeckung einer neuen Population der Östlichen Moosjungfer (Leucorrhinia albifrons) im Kanton Neuenburg
- 16.05.17 - Neue Zikadenart für die paläaktische Region in Stabio (TI): Osbornellus auronitens
- 28.02.17 - Admiral gesehen? Bitte melden!
- 23.01.17 - Erste kommentierte Artenliste aller Schweizer Zikaden
23. Oktober 2017 - Erstnachweis des Gelbbindenmohrenfalter Erebia flavofasciata im Wallis
Überraschend konnte Sonja Gerber, Mitarbeiterin des Biodiversitätsmonitorings Schweiz (BDM), am 5. Juli 2017 auf der Simplon-Südseite bei Gondo ein Weibchen von Erebia flavofasciata registrieren. Die seltene Art, die in der Schweiz bisher nur aus den Kantonen Graubünden und Tessin bekannt war, ist eine Endemit der Zentralalpen (CH, I, A). Die dem neuen Fundort am nächsten gelegenen Fluggebiete befinden sich im Val Divedro und in der Valle Antigorio im benachbarten Italien. Mit 24 Vertretern der Gattung Erebia kann sich der Kanton Wallis nun alleine als der Kanton mit den meisten Mohrenfalter-Arten rühmen, gefolgt von den Kantonen Graubünden (23), Bern (22) und Tessin (21).
Markus Fluri, BDM
19. September 2017 - Entdeckung einer Puppe des Grossen Weinschwärmers (Hippotion celerio) im Wallis
Am 04.09.2017 fand René Hoess in den Rebbergen von Lens VS eine Puppe von Hippotion celerio (Grosser Weinschwärmer). Sie lag auf dem Asphalt einer Strasse unter Detritus am Fusse einer Rebmauer. An den umliegenden Reben waren keine Frassspuren sichtbar. Der Falter schlüpfte bereits gleichentags auf der Heimreise. Dies ist der erste sichere Nachweis einer erfolgreichen Entwicklung dieser seltenen Wanderfalterart in der Schweiz. Wahrscheinlich hat sich die Art jedoch schon früher bei uns fortgepflanzt, wurde doch schon im November 1978 ein frisch geschlüpftes Tier bei Locarno gefunden, und andere Herbstfunde könnten sich ebenfalls hier entwickelt haben.
Fotos: Die von René Hoess gefundene Puppe des Grossen Weinschwärmers sowie der geschlüpfte Falter.
13. September 2017 - Im Frühjahr dieses Jahres wurden zwei potentiell invasive Arten zum ersten Mal in der Schweiz entdeckt
Die Asiatische Hornisse, Vespa velutina nigrithorax (Lepeletier 1836), wurde mit Warentransporten von Asien nach Europa eingeführt und im Frühjahr 2017 erstmals im Kanton Jura entdeckt, wo sie von Frankreich her eingewandert ist. Auch im Tessin liegen erwartete Eintrittspforten, da sich die asiatische Hornisse von Italien her in Richtung Norden ausbreitet.
Vespa velutina nigrithorax ernährt sich von pollentragenden Insekten, weshalb sie besonders von Imkern gefürchtet wird. Neben der Honigbiene sind aber auch Wildbienen und andere bestäubende Insekten von den Nahrungsvorlieben der asiatischen Hornisse betroffen. Das Nest eines Volkes wird meist in Bäumen oder an Unterständen unweit über dem Grund gebaut, wo sich die tagaktive Art über Nacht zurückzieht. Die Bekämpfung erfolgt daher in der Nacht durch fachmännische Zerstörung des Nestes.
Die Arbeitsgruppe invasive Neobiota hat zusammen mit dem Bienengesundheitsdienst apiservice eine Handlungsempfehlung für das Vorgehen beim Auftreten der Asiatischen Hornisse herausgegeben (PDF). Es hat sich herausgestellt, dass die Asiatische Hornisse öfters mit der einheimischen Hornisse (Vespa crabro, Linnaeus 1758) verwechselt wird. Die Vespa velutina nigrithorx hat jedoch ein deutlich dunkler gefärbtes Abdomen und gelbe Beine. Sie ist ausserdem tendenziell kleiner als die einheimische Hornisse.
Klicken Sie auf die Grafiken, um sie zu vergrössen
Der aus Japan stammende Japankäfer Popillia japonica (Newman 1841) wurde im Juni 2017 erstmals im Tessin, nahe der Grenze, entdeckt. Da er in Italien regional bereits verbreitet vorkommt, wurde er im Tessin erwartet und zur Früherkennung seiner Migration wurden Fallen an möglichen Eintrittspforten installiert.
Die Larven des Japankäfers ernähren sich von Wurzeln, die Adulten von Blättern und Blüten einer Vielzahl verschiedener Pflanzenarten, auch von Nutz-und Zierpflanzen. Sein Schadenspotenzial liegt daher hauptsächlich in der Landwirtschaft.
Dem Japankäfer ähnlich ist der Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola, Linnaeus 1758), der auch Junikäfer genannt wird. Popillia japonica hat jedoch unverwechselbar 5 weisse Haarbüschel auf beiden Seiten und 2 auf dem Hinterteil.
Klicken Sie auf die Grafiken, um sie zu vergrössen
Beobachtungen beider Arten können mit einem Foto an das Sekretariat (Email) gemeldet werden
27. Juni 2017 - Siebzehn seltene oder neue Holzkäferarten entdeckt
In den letzten Jahren wurde an mehreren Waldstandorten in der Schweiz nach Holzkäfern gesucht. Diese Erhebungen haben zur Publikation Liste der Emblematischen Holzkäfer (Sanchez et al, 2016) beigetragen. In einer neuen Publikation werden nun 17 bemerkenswerte Beobachtungen von Holzkäferarten besprochen, welche in der Schweiz erstmals nachgewiesen wurden oder von welchen nur wenige Fundorte bekannt waren. Die meisten Arten sind nicht nur in der Schweiz sehr selten, sondern auch in den meisten anderen Ländern, in welchen sie vorkommen. Die Mehrheit von ihnen kommt örtlich nur extrem begrenzt vor und/oder stellt besonders hohe ökologische Ansprüche. Meist haben sie eine versteckte Lebensweise und sind nicht sonderlich gross - kein Wunder also, dass sie bis anhin noch (fast) nie in der Schweiz beobachtet wurden!
Chittaro Y. & Sanchez A. 2017. À propos de quelques Coléoptères rares ou nouveaux pour la Suisse. Entomo Helvetica 10: 45– 53. PDF
Sanchez et al. 2016: Les Coléoptères saproxyliques emblématiques de Suisse, indicateurs de la qualité de nos forêts et milieux boisés. Mitteilungen der schweizerischen entomologischen Gesellschaft / Bulletin de la Société entomologique Suisse 2016, Vol. 89, p. 261–280.
Abbildung: Habitus einiger in der Publikation von Chittaro & Sanchez (2017) kommentierten Holzkäferarten: Anthelephila pedestris, b) Cryptophilus obliteratus, c) Xylophilus corticalis, d) Plegaderus dissectus, e) Dorcatoma minor, f) Ernobius mulsanti. Alle Fotos © A. Sanchez
27. Juni 2017 - Neue Käferart Isomira costessii in der Schweiz entdeckt
Im 2016 wurde im Engadin ein Individuum von Isomira costessi gefangen. Es handelt sich dabei um einen der ersten Nachweise für die Schweiz dieser bislang nur aus Österreich und Italien bekannten Art. Ein älteres Individuum aus der Schweiz wurde kürzlich von einem privaten Sammler gemeldet, aber der entsprechende Fund wurde bis anhin nie publiziert.
Die Autoren Vivien Cosandey, Yannick Chittaro und Andreas Sanchez informieren in ihrer Publikation über die Ökologie dieser neuen Art und stellen eine europäische Verbreitungskarte sowie ihrer Schwesterart I. moroi vor:
Cosandey V., Chittaro Y. & Sanchez A. 2017. Isomira costessii (Bertolini, 1868) (Coleoptera, Tenebrionidae): une nouvelle espèce pour la Suisse. Entomo Helvetica 10: 93-98. PDF
Karte links: Verbreitungskarte von Isomira costessii. In der Schweiz ist diese Art nur von zwei Standorten im Engadin bekannt. ©info fauna CSCF&karch.
Foto rechts: Isomira costessi ©Andreas Sanchez
23. Mai 2017 - Entdeckung einer neuen Population der Östlichen Moosjungfer(Leucorrhinia albifrons) im Kanton Neuenburg
In der Schweiz ist diese Art vom Aussterben bedroht und eine der gefährdetsten Arten unserer Fauna, welche heute nur noch an drei Reproduktionsstandorten vorkommt. Der nächstgelegene Standort befindet sich im Süden des Departements Doubs (F). Diese Besiedlung illustriert die hohe Ausbreitungskapazität von L. albifrons, welche hier einen Umkreis von mehreren Duzend Kilometern betrifft.
Information übermittelt durch Arnaud Vallat und Sébastien Tschanz
16. Mai 2017 - Entdeckung einer neuen Zikadenart für die paläaktische Region in Stabio (TI): Osbornellus auronitens
Osbornellus auronitens (Nearktis) wurde in der Paläarktis erstmals im August 2016 durch Valeria Trivellone im Tessin entdeckt. Die Referenzindividuen werden im Naturhistorischen Museum in Lugano aufbewahrt. Die Verbreitung dieser Art in Europa sollte aufmerksam überprüft werden. Weitere Details entnehmen Sie der Publikation «Trivellone et al 2017», Canadian Entomologist.
Artikel: Trivellone et al 2017, Canadian Entomologist
Foto: Osbornellus auronitens © Trivellone et al 2017
28. Februar 2017 - Admiral gesehen? Bitte melden!
Von Italien bis Irland, von Portugal bis Finnland: Über 40 Citizen Science Portale und Institutionen in 21 Ländern unterstützen unser Forschungsprojekt zum Wanderverhalten des Admirals Vanessa atalanta. Hunderttausende Beobachtungen sind bereits zusammengekommen – auch Dank zahlreicher Meldungen aus der Schweiz! Diese Datenfülle ermöglicht es uns, das räumlich-zeitliche Auftreten dieses Wanderfalters in bislang nicht gekannter Auflösung zu verfolgen.
Mit seinen rot gebänderten und weiss gefleckten schwarzen Flügeln ist der Admiral unverkennbar. Jedes Jahr besiedelt die Art den Norden Europas von Süden her. Im Herbst wandern die Nachkommen dieser Frühjahres-Einwanderer zurück nach Süden. Wir studieren die Auswirkungen von äusseren Faktoren auf das Auftreten und untersuchen, wie der Admiral auf ein sich wandelndes Klima reagiert.
Bitte meldet weiterhin Eure Admiral-Beobachtungen!
Sei es ein Admiral an einem milden Wintertag, der sich auf einer Steinmauer wärmt, oder ziehende Falter auf einem Alpenpass im Herbst – jede Beobachtung ist wertvoll!
Datum, möglichst exakte Ortsangaben und Anzahl sind wichtige Informationen. Bitte gebt aber auch an, ob sich eine Meldung auf Falter, Puppe, Raupe oder Ei bezieht und nutzt dazu die entsprechenden Eingabefelder auf Webfauna. Zusätzliche Angaben, etwa zum Zugverhalten, sind ebenfalls erwünscht.
À propos : Mit der Webfauna App wie auch der App NaturaList können Sie Ihre Admiral-Beaobchtungen ganz praktisch gleich im Feld erfassen.
Mehr Informationen zum Projekt findet Ihr hier. Folgt uns auf Twitter und Facebook für aktuelle Informationen zur Admiral-Studie und anderen Projekten.
Herzlichen Dank!
Marco Thoma, Forschungsgruppe Insektenmigration & -ökologie, Institut für Ökologie und Evolution, Universität Bern
23. Januar 2017 - Erste kommentierte Artenliste aller Schweizer Zikaden, erarbeitet von Roland Mühlethaler, Valeria Trivellone, Roel van Klink, Rolf Niedringhaus, Herbert Nickel
Eine kommentierte Liste aller für die Schweiz gemeldeten Zikadenarten wurde zusammengestellt. Es wurden nur publizierte Daten berücksichtigt; zusätzlich werden 10 Arten hier zum ersten Mal für die Schweiz gemeldet: Hyalesthes luteipes Fieber, Calligypona reyi (Fieber), Kelisia confusa Linnavuori, Xanthodelphax flaveola (Flor), Macropsis haupti Wagner, M. remanei Nickel, Erythria cisalpina Dworakowska, Euscelis distinguendus (Kirschbaum), Metalimnus steini (Fieber) und Proceps acicularis Mulsant & Rey. Die Artenliste der Schweiz zählt aktuell insgesamt 561 bestätigte Arten (davon wurden allerdings rund 40 nicht mehr in den letzten 50 Jahren nachgewiesen). Zusätzlich wurde eine Liste mit insgesamt 173 weiteren Arten erstellt, die geografisch und ökologisch zu erwarten sind. 17 Arten aus der Literatur wurden wegen Fehldetermination oder taxonomischer Probleme nicht in die Liste aufgenommen.
Mühlethaler, Roland & Trivellone, Valeria & van Klink, Roel & Niedringhaus, Rolf & Nickel, Herbert. (2016). Kritische Artenliste der Zikaden der Schweiz (Hemiptera: Auchenorrhyncha). Cicadina. 16. 49-87.
Fotos: Adarrus bellevoyei - Gemeine Zwenkenzirpe und Nothodelphax distincta - Hochmoor-Spornzikade
12. September 2016 - Mehrere neue Nachweise für seltene Laufkäferart Agonum hypocrita




April 2016 - Aufruf zum Melden von Admiral-Beobachtungen
Im Rahmen eines Forschungsprojektes zum Wanderverhalten des Admirals Vanessa atalanta in Europa bittet die Forschungsgruppe «Insektenmigration und Ökologie» vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern um Unterstützung und ruft dazu auf, Admiral-Beobachtungen via www.webfauna.ch oder www.ornitho.ch zu melden. Bitte keine Doppelmeldungen!
Admirale sind Wanderfalter, die alljährlich von Süden her Mittel- und Nordeuropa besiedeln. Im Herbst kommt es zu südwärtsgerichteten Wanderungen von Nachkommen dieser Frühjahrs-Einwanderer. Die zunehmende Verbreitung von Online-Meldeplattformen in verschiedenen europäischen Ländern erlaubt es nun, das Auftreten von Admiralen im kontinentalen Massstab mit einer hohen zeitlich-räumlichen Auflösung zu verfolgen. Die Forschungsgruppe der Uni Bern strebt die Zusammenarbeit mit Meldeportalen in möglichst vielen Ländern an, um das Auftreten von Admiralen für die Jahre 2016–2018 zu analysieren. In der Schweiz erfolgt die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Zentrum für die Kartografie der Fauna, welches auch die Tagfalter-Beobachtungen von www.ornitho.ch validiert und verwaltet.
Melden Sie Admirale, sind Angaben zur Zahl der beobachteten Falter sehr wertvoll. Bei Zählungen, beispielsweise auf Alpenpässen im Herbst, sind ausserdem Informationen zur Dauer der Zählung, zur generellen Flugrichtung und –höhe, zur Witterung etc. von grossem Wert.
Laufend ergänzte Informationen zum Projekt finden Sie auf unserer Projektseite.
Folgen Sie uns auf Twitter und erhalten Sie Informationen zum Admiralprojekt und rund um das Thema Insektenzug.
Für Ihre Mitarbeit danken wir Ihnen herzlich!
10.02.2016 - Walliserspitzmaus (Sorex antinorii) in zwei Bündner Südtälern nachgewiesen
Zwei tote Spitzmäuse der Gattung Sorex, die im Juni 2015 anlässlich der Jahresexkursion des CSCF&karch von zwei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (Christian Monnerat, Karin Schneider) im Bergell nahe Bondo eingesammelt wurden, konnten später dank genetischer Analyse als Sorex antinorii (Walliserspitzmaus) bestimmt werden. Im August 2015 gelang Jürg Paul Müller und seinen Mitarbeitenden im Puschlav (Val di Camp) im Rahmen der Feldarbeiten zur Revision der nationalen Roten Liste der Säugetiere der Fang einer Walliserspitzmaus, wie die genetischen Analysen der Haarproben ergaben. Die Funde sind eine Bestätigung der Vermutung, dass südlich der Alpen der Artenkomplex „Sorex araneus“, bestehend aus den drei Zwillingsarten S. araneus, S. coronatus und S. antinorii, durch die Sorex antinorii vertreten wird.
In den letzten Jahren konnten dank der genetischen Untersuchung von Totfunden und Fängen die nördliche und östliche Verbreitungsgrenze von Sorex antinorii besser erfasst werden. Eine sichere Artbestimmung ist nur mittels genetischen DNA-Analysen oder genaustem Ausmessen von Schädelmassen (siehe Bestimmungsschlüssel) möglich. Die neusten Funde sind auf der Verbreitungskarte einsehbar. Das Verbreitungsareal umfasst heute die Kantone Wallis und Tessin sowie Teile der Kantone Bern, Graubünden und Uri. An der Nordgrenze konnte die Walliserspitzmaus im Jahr 2014 während den Kleinsäuger-Fangaktionen für die Roten Listen erstmals im Meiental (UR) nachgewiesen werden und 2015 wurde sie auch im Gadmertal (BE) gefangen. Zuvor war sie bereits aus dem Haslital (BE) bekannt. Im Kanton Graubünden gelangen in den letzten Jahren aufgrund von analysierten Totfunden und Fangaktionen des Rote-Liste-Projekts Nachweise in der Surselva, Valsertal, Safiental und dem Domleschg.
Ein abschliessende Grenzziehung des Verbreitungsareals von Sorex antinorii ist heute in der Schweiz noch nicht möglich. Deshalb sind weitere Untersuchungen von Funden aus der „Sorex araneus“ Gruppe aus Grenzgebieten sehr willkommen.
20.07.2015 - Schneemaus (Chionomys nivalis) über 3000 m über Meer beobachtet
Am 20. Juli 2015 konnte Beat von Wyl auf dem Galengrat unterhalb des Galenstock (UR/VS) eine Schneemaus (Chionomys nivalis) auf 3310 m beobachten, die sich auf den nackten Felsen im Gratbereich fortbewegte. In der Datenbank des CSCF ist bisher nur ein gemeldeter Fund eingetragen (3400 m, Mettelhorn VS), der höher gelegen ist.
In der Schweiz besiedelt die Schneemaus Höhenlagen ab 1000 m bis auf über 3000 m. Knapp zwei Drittel der 250 in der Datenbank eingetragenen Beobachtungen liegen zwischen 1400 m und 2400 m. Am meisten Funde weist die Höhenklasse von 1800 m bis 2000 m auf. Die Schneemaus ist eine relativ grosse Vertreterin der Wühlmäuse, besitzt grosse und gut sichtbare Ohren, sehr lange Schnauzhaare und einen kräftigen zweifarbigen Schwanz, der etwa die Hälfte des Körpers misst. Das Fell ist silbrig-grau mit einem hellgrauen bis hellbraunen Rücken und einer grauweissen Bauchseite. Sie ist eine Bewohnerin von Felsspalten in den Gebirgen, wobei sie bei geeigneten Habitaten auch in niederen Höhenlagen vorkommt (siehe dazu die Verbreitungskarte). Sie ist bevorzugt in Geröllhalden, Felsschuttkegeln, Legföhrenbeständen und Heidegebieten anzutreffen. Beobachtungen von kräftigen „grauen Mäusen“ auf über 2000 m sind also primär der Schneemaus zuzuordnen.
Simon Capt
30.04.2015 - Eine neue Singzikade für die Wissenschaft und für die Schweiz (Cicidetta sibillae)
Sie zählen zu den bekanntesten, grössten und lautesten Insekten – und doch sorgen sie immer noch für Überraschungen: Thomas Hertach von der Universität Basel hat in der Südschweiz und Italien eine neue Singzikade entdeckt. Das Tier mit vier Zentimetern Flügelspannweite wurde «Italienische Bergzikade» (Cicadetta sibillae) getauft. Sie ist eine von nur zehn Singzikadenarten in der Schweiz.
Thomas Hertach
Cicidetta sibillae - Männchen
28.04.2015 - Vertigo lilljeborgi (Westerlund, 1871) [Gastropoda : Vertiginidae], (Moorwindelschnecke), eine neue Art für die Schweiz
Diese an Feuchtgebiete gebundene Art ist im August 2012 von M. Horsák in einem Moorgebiet nahe von St. Moritz entdeckt worden. Es handelt sich um den Erstnachweis für die Schweiz! Der Verbreitungsschwerpunkt von Vertigo lilljeborgi liegt im Norden Europas, bekannt sind jedoch auch einige isolierte Vorkommen weiter südlich, namentlich in Deutschland und Frankreich.
Diese Schneckenart besiedelt Streu, vermodernde Pflanzenresten oder Moose der Gattung Sphagnum in offenen Riedgebieten am Rande von Fliess- oder Stehgewässern. Die Entnahme und das Siebwaschen von Streue- oder Bodenproben erweist sich als nützlich, um diese kleine Art von weniger als 2 mm Grösse nachzuweisen.
François Claude
28.04.2015 - Lauria cylindracea (da Costa, 1778) [Gastropoda : Lauriidae], (Genabelte Puppenschnecke), neu nachgewiesen für den Kanton Freiburg
Lauria cylindracea , in der Roten Liste der Weichtiere als stark gefährdete (EN) Art eingestuft, kommt nur an einigen Standorten in der West- und Südschweiz vor (GE, JU, NE, VD, VS et TI).
Der Fund eines Individuums (Gehäuse) dieser Schneckenart gelang 2014 im Rahmen einer Erhebung der Schneckenfauna in der Region Freiburg durch das Naturhistorische Museum Freiburg. Es handelt sich um eine Neuentdeckung für den Kanton.
Lauria cylindracea besiedelt bevorzugt felsige Lebensräume (Felsbänder, Steinfluren) und alte Mauern, aber auch in bestimmten Waldtypen. Obwohl ein Rückgang in den Siedlungsgebieten festgestellt wird, insbesondere wegen Renovationsarbeiten an alten Mauern, kann davon ausgegangen werden, dass diese Art noch in weiteren Gebieten in der Westschweiz entdeckt werden dürfte.
François Claude
28.04.2015 - Vallonia enniensis (Gredler, 1856) [Gastropoda : Valloniidae], (Feingerippte Grasschnecke), Entdeckung zweier neuer Fundstandorte.
Für Vallonia enniensis, eine stark gefährdete (EN) der Roten Liste der Weichtiere, sind nur wenige Standorte in der Schweiz bekannt (GE, FR, AG, SH und ZH).
Im Rahmen von gezielten Nachforschungen in den Jahren 2013 und 2014 ist diese Art an zwei neuen Standorten in der Region des Neuenburger-Südufers bei Font (FR) und bei Gletterens (FR) aufgefunden worden (F. Claude).
Diese kleine wärmeliebende Schneckenart misst weniger als 2 mm und lebt vor allem in kalkreichen Flachmooren in Höhenlagen zwischen 350 und 1020 m. Sie ist in der Schweiz wie auch in mehreren Ländern Europas stark rückläufig.
François Claude
29.10.2014 - Das Südliche Platterbsen-Widderchen (Zygaena romeo) in der Westschweiz.
Yannick Chittaro

30.09.2013 - Aeshna subarctica in Neuenburger Mooren (Odonata : Aeshnidae)
In der Schweiz erstmals 1978 von Jürg Demarmels und Heinrich Schiess entdeckt, wurde Aeshna subarctica seither vor allem auf der nördlichen Alpenseite in den Kantonen Bern und Luzern und punktuell im Osten bis ins Bündnerland beobachtet.
1.7.2013 - Ein erfolgreiches Jahr für Sympetrum depressiusculum (Odonata : Libellulidae)
19.2.2013 - Entdeckung von Coenonympha hero (Wald-Wiesenvögelchen) in den Freibergen (Lepidoptera: Satyrinae)
Am 19. Juni 2012 entdeckte Emmanuel Wermeille ein Individuum von Coenonympha hero in einem Feuchtgebiet der Freiberge im Jura. Es handelte sich um ein noch relativ frisches Männchen. Offen bleiben die Herkunft dieses Individuums und die Frage nach der Existenz einer Population. Die nach diesem Fund durchgeführte gezielte Suche nach weiteren Exemplaren an diesem Standort, in weiteren Feuchtgebieten des Juras und im benachbarten Frankreich verlief erfolglos. Im französischen Jura sind einige Vorkommen bekannt, diese sind aber mehrere Dutzend Kilometer davon entfernt. Weitere Erhebungen sind geplant, um die Situation dieser Art in den Freibergen und in den potentiellen Gebieten im benachbarten Frankreich zu klären.
Coenonympha hero ist vor etwa 30 Jahren aus dem Nordosten der Schweiz (letzte Beobachtung im Kanton Schaffhausen im Jahre 1976) verschwunden. Ansiedlungsversuche finden zurzeit im Kanton Zürich statt. Ausser im Gebiet des Randen im Kanton Schaffhausen war die Art im Schweizer Jura nur mit einem alten Fund aus der Ajoie (Bonfol, sowie Beobachtungen aus dem nahe gelegenen elsässischen Sundgau und einen weiteren aus Arlesheim (BL) bekannt.
Yannick Chittaro
Neuer Fortpflanzungsnachweis von Lestes barbarus im Schweizer Mittelland (Odonata : Lestidae)
Diese Binsenjunfer gilt in der Schweiz hauptsächlich als wandernde Art und ist dafür bekannt, dass sie manchmal in grosser Anzahl zuwandern kann – wie dies z.B. in den Jahren 1999 und 2005 der Fall war. Solche Ereignisse können dazu führen, dass sich die Art für kurze Zeit installiert. Diese Südliche Binsenjungfer wurde in der letzten Roten Liste nicht mitberücksichtigt, da es keine mehrjährigen Populationen gab. Nach den Arbeiten zur Roten Liste bestätigten spezifische Nachforschungen zwischen 2003 und 2010 diese Situation.
Am 8. September 2012 konnte Ueli Schaffner auf dem Col du Bretolet im Val d‘Illiez (VS) bei der Beringerhütte einen Igel ( Erinaceus europaeus ) auf 1926 m beobachten. Die bisher höchsten gemeldeten Funde in der Schweiz liegen bei 1500 (Region Davos) und 1600 m (Region Zermatt). In der Schweiz kommt die Art regelmässig bis 1000 m in den geeigneten Lebensräumen vor. Ab dieser Höhenstufe bis 1500 m ist der Igel sehr viel seltener anzutreffen. Noch höhere Beobachtungen sind wahrscheinlich durch gelegentliches exploratorisches Verhalten zu erklären. Alle Beobachtungen von Igeln, insbesondere die über 1000 m, sind deshalb sehr willkommen. Meldung sind über www.webfauna.ch möglich.
Entdeckung mehrerer seltener Fledermausarten im Val Müstair
Anlässlich des vom Schweizerischen Nationalpark organisierten Geo-Tag der Artenvielfalt im Val Müstair konnten am 25. Juni 2011 mehrere seltene Fledermausarten in der Region von St. Maria gefangen werden. Die Entdeckung eines Weibchens der Brandtfledermaus (Myotis brandtii) ist neu für den Kanton Graubünden. Neu für die Bündner Südtäler ist auch die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus), von der ein Männchen nachgewiesen werden konnte. Bemerkenswert ist auch der Fang eines Männchens des Kleinen Mausohrs, also einer Art, die sich ausschliesslich im Tessin und im Rhein- und Rhonetal fortpflanzt.
Am 2 Juni 2011 konnte am Ronde de Prérat in den Bois de Bonfol ein Männchen der Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe) entdeckt werden. Damit sind bisher 22 Fledermausarten im Kanton Jura nachgewiesen worden.
Diese Art (Lepturinae) hat eine sehr fragmentierte Verbreitung in der Schweiz. Man findet sie vor allem in einzelnen Bündner Tälern, dem Chablais und im Jurabogen. Eine kürzlich durch Yves Gonseth gemachte Beobachtung im Rahmen des Projektes Roten-Liste der Holzkäfer hat die Existenz dieser Art im Jurabogen bestätigt. Zuletzt wurde Leptura annularis 1901 in der Region Olsberg im Basler Jura nachgewiesen. Die Art entwickelt sich in Auenwäldern, wo Erlen häufig sind. CM, 24.5.2011
Oplosia cinerea , Erstnachweis für die Alpensüdseite (Coleoptera: Cerambycidae)
Diese Art, die für ihre Entwicklung ausnahmslos an Linden gebunden ist, ist in verschiedenen Regionen der Schweiz anzutreffen. Man findet sie in den biogeographischen Regionen des Juras (Jura-Südfuss), Alpennordseite (Chablais, Reusstal) und in den östlichen Zentralalpen (Graubünden). Im Rahmen des Projektes Rote-Liste der Holzkäfer hat Yannick Chittaro die Art am 18. Mai 2011 in der Gemeinde Meride gefunden. Dies ist die erste Beobachtung von Oplosia cinerea südlich der Alpen. CM, 24.5.2011
Wiederentdeckung von Satyrium pruni (Lepidoptera) im Wallis
In den Trockensteppen von Vercorin in der Gemeinde Chalais VS wurde im Juli 2010 der Pflaumen-Zipfelfalter (Satyrium pruni) nachgewiesen. Dies ist der erste Nachweis dieser Art im Wallis seit 30 Jahren. Die Art ist in der Roten Liste von 1994 schweizweit als vom Aussterben bedroht eingestuft. Sie kommt in der übrigen Schweiz vor allem noch im Jura und im nördlichen Kanton Zürich vor. Die Raupe des Pflaumen-Zipfelfalters lebt auf Schwarzdorn (Prunus spinosa).
Die Trockensteppen von Vercorin sind im nationalen Inventar der Trockenwiesen und -weiden enthalten. Sie werden im Rahmen eines Projektes von Pro Natura seit 2007 mit Eseln beweidet. Das Gebiet ist äusserst artenreich und beherbergt viele gefährdete Tagfalterarten. Es zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt an verschiedenen Gehölzarten aus. Gemeinsam mit dem Pflaumen-Zipfelfalter kommen im Gebiet denn auch zwei weitere Zipfelfalter vor: der Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album) und der Kreuzdorn-Zipfelfalter (Satyrium spini). Regina Jöhl, oekoskop, 1.12.2010
Nachweis von Gomphus flavipes in Basel
Zum Ausklang der Libellensaison hat Michael Goltz am 1. Oktober 2010 ein totes Weibchen von Gomphus flavipes auf einem Industriegelände im Norden der Stadt Basel gefunden. Das rund 500 m vom Rheinufer entfernt entdeckte Tier wurde von Robert Portmann und Daniel Küry identifiziert. Nach dem Fund einer Exuvie am Hochrhein bei Schwörstadt im Jahr 2008 durch Holger Hunger und Franz-Josef Schiel ist dies der zweite zweifelsfreie Nachweis dieser Art in der Schweiz.
Die Art war im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Oberrhein heimisch und wurde seit 1999 wiederholt nördlich von Freiburg im Breisgau nachgewiesen. Der Fund bekräftigt die Vermutung, dass sich die Art seit einigen Jahren nach Süden verbreitet. Daniel Küry, 18.10.2010
Entdeckung von Myotis nattereri (Chiroptera) im Kanton Zurich
Im Rahmen der Roten Liste Arbeiten gelang Thierry Bohnenstengel am 19.7.2010 in der Gemeinde Adlikon ZH der Nachweis von Myotis nattereri (Fransenfledermaus). Diese heimliche Art wird vermutlich unterschätzt, da sie sich hauptsächlich im Wald aufhält, wo sie nur schwer zu beobachten ist. TB, 7.10.2010
Entdeckung von Erythromma lindenii (Pokal-Azurjungfer, Odonata) im Kanton Schwyz
Traute und Heinrich Fliedner entdeckten am 23.8.2010 die Pokal-Azujungfer ( Erythromma lindenii ) auf dem Gebiet der Gemeinde Wangen SZ. Die Beobachtung erfolgte in der Nähe eines Kleingewässers auf einem Golfplatz auf. Es handelt sich um den ersten Nachweis dieser Art im Kanton Schwyz. Anhand einer Fotografie eines gefangenen Männchens konnte die Art bestätigt werden.
E. lindenii breitet sich in der Schweiz weiter aus. Diese Art wurde kürzlich auch im Churertal an einem Gewässer auf einem Golfplatz entdeckt.
Diese heimliche Art wird vermutlich unterschätzt, da sie sich oft in einiger Entfernung vom Ufer aufhält. Das Absuchen mit dem Fernglas der Überwasser-Vegetation oder der Halme auf der sie sich absetzt, führt am ehesten zum Erfolge. Ihr Fang gelingt relativ gut. CM, 9.9.2010
Ein neuer Nachweis für Bembidion octomaculatum (Coleoptera) in der Schweiz
René Hoess konnte zahlreiche Individuen von Bembidion octomaculatum am 14.7.2010 bei Lavigny VD in einer temporären Senke beobachten. Diese Art ist hauptsächlich aus der Westschweiz bekannt, konnte aber seit 1994 in der Schweiz nicht mehr nachgewiesen werden. Dieser letzte Fund liegt im Zentralwallis. CM, 9.9.2010
Neues Vorkommen von d’Hyles gallii (Labkrautschwärmer, Lepidoptera) auf der Alpennordseite
Im Simmental bei Boltigen BE konnte René Hoess am 26.8.2010 adulte Individuen des Labkrautschwärmers ( Hyles gallii ) in drei Riedgebieten beobachten. Die Falter wurden auf der Suche nach Libellen aufgescheucht, ruhten sich aber darauf nach einem kurzen Flug auf der Vegetation aus.Beat Schneider fotografierte am 31.8.2010 einen Labkrautschwärmer nahe Weiach ZH in einem Steinbruch.Die Raupe dieses Schwärmers lebt an warmfeuchten Standorten und entwickelt sich auf verschiedenen Weidenröschenarten (Epilobium), Labkräutern oder Wolfsmilcharten (Euphorbia).
Die Art ist in den Kantonen Wallis und Graubünden gut vertreten. Auf der Alpendnordseite gibt es hingegen keine ganzjährigen Vorkommen. Die Raupen werden häufiger beobachtet als die Adulttiere. Unser Kenntnisstand über die Verbreitung muss als ungenügend betrachtet werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Schwärmerarten wird diese Art von den Lichtfallen nicht angezogen. CM, 9.9.2010
Neuer Fortpflanzungsstandort von Anax ephippiger (Schabrackenlibelle, Odonata) in der Schweiz im Kanton Zürich
Nach wiederholten Beobachtungen dieser Art bereits am 8 und 9.6 sowie am 5.7.2010 in einem Steinbruch bei Weiach ZH konnte Beat Schneider am 31.8.2010 ein frisch geschlüpftes Männchen und sechs Exuvien der Schabrackenlibelle am gleichen Standort beobachten. Anax ephippiger hatte sich an diesem Standort bereits im Jahre 2009 fortgepflanzt.
Obwohl diese Art seit dem Jahre 2000 in der Schweiz fast alljährlich beobachtet werden kann, bleiben die Hinweise auf Fortpflanzung spärlich. CM, 9.9.2010
Sébastien Tschanz konnte am 19. Juli 2010 im Neuenburger Jura ein Männchen der Libellenart Ceriagrion tenellumbeobachten. Es handelt sich um den ersten Nachweis dieser Art im Kanton. Die Fundstelle liegt Libelle nahe eines im Herbst 2008 neu erschaffenen Gewässers in einem Moorgebiet. Es handelt sich um den erste Nachweis in der gesamten Jurakette seit Beginn des 20. Jahrhundert, wo die Art letztmals noch im Vallée de Joux beobachtet werden konnte.
Ceriagrion tenellum scheint sich seit zehn Jahren abseits der bekannten Verbreitungsgebiete an den Südufern des Neuenburgersees auszubreiten. Es lohnt sich deshalb auf potentiell mögliche Neuansiedlungen im Mittelland und im Jura zu achten. CM, 28.7.2010.
Seit Ihrer Entdeckung 2002 in der Ajoie hat Coenagrion scitulum ihr Verbreitungsgebiet über den ganzen Kanton Jura ausgedehnt. Im Juli des Jahres 2010 konnte Laurent Juillerat (freischaffender Biologe) diese Art auf dem Hochplateau der Freiberge auf 990 m ü. M. beobachten. Christian Monnerat (CSCF) gelang ein Nachweis auf 480 m ü. M. in der Region Delsberg.
In beiden Fällen konnte jeweils nur ein Tandem (Paar) beobachtet werden. Bei geringen Populationsgrössen bleibt C. scitulumsehr unauffällig. Nach dieser Art muss überall in der Schweiz in den wenig tiefen Gewässern von kleiner bis mittlerer Grösse mit dichtem Pflanzenbewuchs an der Oberfläche und unter Wasser gesucht werden (Potamogeton, Myriophyllum oder Chara). CM, 28.7.2010.
Ein Adulttier des Juchtenkäfers Osmoderma eremita konnte am 14 Juli von Martin Bolliger (Naturama) an einem neuen Standort im Kanton Basel-Landschaft fotografiert werden. Die Art war vorher letztmals zu Beginn der 1960 Jahren in der Gemeinde Allschwil beobachtet worden. Aufgrund der in den letzten Jahren erfolglos durchgeführten Nachsuchen konnte festgestellt werden, dass im Gebiet keine günstigen Lebensräume für diese Art mehr vorkommen. Diese Totholzart entwickelt sich in Hohlräumen von Ästen mit Verrottungsmaterial in sehr alten Bäumen (Eichen, Weiden, Linden).
Wie bereits einmal in einer früheren Mitteilung erwähnt, sollte in allen Kantonen wo Osmoderma früher einmal beobachtet wurde aktiv danach gesucht werden. Diese Art von hoher nationaler Priorität ist in der Schweiz und in vielen europäischen Ländern vom Aussterben bedroht. Sie war zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der ganzen Schweiz mit Sicherheit noch anwesend, ist aber seit dem Jahre 2000 nur noch an drei Standorten gefunden worden. CM, 28.7.2010.
Ein neuer Fund von Lestes dryas (Glänzende Binsenjungfer, Odonata) im Kanton Zürich
Beat Schneider entdeckte am 10. Juli 2010 Lestes dryas an einer neuen Stelle im Kanton Zürich. Dabei konnten gegen dreissig adulte Tiere in einer Kiesgrube beobachtet werden, in einer Distanz von mehreren Kilometer von den wenigen bekannten Standorten im Kanton wo sich die Art halten konnte.
Es handelt sich hier um eine weiterhin sehr seltene und besonders bedrohte Libellenart in der Nordostschweiz. CM, 28.7.2010.
Die Entdeckung von Leucorrhinia pectoralis im Jahre 2009 in den Freibergen (siehe frühere Mitteilung) war Auslöser für die Suche in den potentiell günstigen Gebieten der Region. Dabei konnten Laetitia Chedorge (Centre des Cerlatez ), Sébastien Tschanz (Service de la faune, des forêts et de la nature du canton de Neuchâtel) und Christian Monnerat (CSCF) mit ihren neuen Beobachtungen den Kenntnisstand dieser Art in der Jurakette deutlich verbessern. Nicht weniger als 8 neue Standorte, wovon einige mit bedeutenden Populationen, konnten dabei hauptsächlich im Kanton Jura, aber auch im Berner und Neuenburger Jura ausfindig gemacht werden.
Diese erfreuliche Situation kann auf Renaturierungsarbeiten zurückgeführt werden, die seit dem Jahre 2004 in zahlreichen Hochmooren der Region in Angriff genommen wurden. Es ist jedoch zu erwähnen, dass diese Standorte vermutlich ausgehend von Vorkommen im angrenzenden Frankreich (Franche-Comté) besiedelt wurden, wo die Grosse Moosjunger seit langem bekannt ist. Diese Feststellung unterstreicht einmal mehr die Wichtigkeit, bei Strategien zur Erhaltung von Arten über die politischen Grenzen hinaus zu planen.
Die Nachforschungen werden im Jahre 2011 fortgeführt, um die Grundlagen eines regionalen Aktionsplans für diese Art von vorrangiger nationaler Priorität zu erarbeiten. CM, 28.7.2010.
Im Zusammenhang mit den Arbeiten über die Aktualisierung der nationalen Roten Listen der Holzkäfer sind an 15 verschiedenen Standorten im Wallis und im Waadtländer Chablais zur Datenerfassung Bierfallen aufgestellt worden. Dabei gelang unter anderem der Fang mehrerer seltener Bockkäferarten. In der Region Martigny gerieten Leioderes kollari (7 Nachweise für die Schweiz, der letzte aus dem Jahre 1995) und auch Clytus tropicus (4 Beobachtungen für das Wallis, die letzte von 1994) in die Fallen. Xylotrechus antilope konnte ebenfalls gefangen werden. Es handelt sich um die ersten Funde für das Wallis und den Chablais. YC,12.8.2010.
Diese kleine und sehr unauffällige Heuschrecke konnte vor einigen Jahre (2000) im Unterengadin erstmals für die Schweiz nachgewiesen werden. Ihr auf die Region Scuol begrenztes Vorkommen konnte mit weiteren Nachforschungen im Felde genauer festgelegt werden. Sie besiedelt Landwirtschaftsgebiete, Wiesen und Brachen.
Die Entdeckung von Leptophyes albovittata im Jahre 2009 durch Bruno und Lotti Keist im der Mesolcina war eine sehr grosse Überraschung. Obwohl in den letzten 20 Jahren in dieser Region intensiv nach dieser Heuschreckenart gesucht wurde, konnte sie nicht gefunden werden. Handelt es sich um eine Neubesiedlung der letzten Jahre? Neue geplante Erhebungen sollen dazu beitragen, den Kenntnisstand über ihre Verbreitung zu verbessern und hoffentlich diese Frage klären helfen. Da sich die Mesolcina gegen den Tessin öffnet, ist die Hoffnung gross, dass die Suche auch dort erfolgreich sein wird. CM, 28.7.2010.
Der Distelfalter (Vanessa cardui) ist eine der seltenen Schmetterlingsarten, die jedes Jahr von Nordafrika her in die Schweiz einwandert. Dieses Phänomen findet jeden Frühling statt (von April bis Juni), aussergewöhnlich am Jahre 2009 ist jedoch die extrem hohe Anzahl an wandernden Individuen.
Die am 15. April 2009 frühen Beobachtungen in der Gemeinde Hauterive der Cupido argiades durch Laurent Juillerat sind sehr interessant: Sie bestätigt die lokale Einbürgerung der C.argiades. Das systematische Fangen der kleinen Lycaenidae und die Handbestimmung ermöglichen eien verbesserte Erkenntnis der Kurzschwänziger Bläuling.
Die Käferart Osmoderma eremita (Eremit) in der Region Genf wiedergefunden
Michaël Blanc entdeckte im Jahr 2009 Überreste des Eremits oder Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) in der Region Genf, was beweist, dass diese Art im Kanton immer noch vorkommt. Die letzten Beobachtungen aus Genf gehen in das Jahr 1961 zurück, als die Art damals in der Gemeinde Dardagny gefunden wurde. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war diese Art noch im gesamten Mittelland anzutreffen. Nach dem Jahr 2000 konnte dieser Käfer nur noch in einer Lindenallee in der Stadt Solothurn nachgewiesen werden. Er entwickelt sich in alten Hohlräumen von Totholz und ist heute infolge der systematischen Beseitigung von grossen Bäumen mit Hohlräumen einer der am meisten bedrohten Käferarten in der Schweiz und in Europa.
Die Wiederentdeckung dieser emblematischen Art im Kanton Genf illustriert ihre heimliche Lebensweise und die Schwierigkeit sie aufzuspüren. Sinnvoll wäre heute eine Suche in den Kantonen mit bekanntem, altem Vorkommen, namentlich in den Kantonen Basel-Landschaft, Freiburg, Genf, Graubünden, St. Gallen, Solothurn, Tessin, Wallis, Waadt und Zürich. Einzig aktuelle Verbreitungsdaten und die Kenntnis über die sehr selten gewordenen und noch geeigneten Bäume ermöglichen das Ergreifen von erfolgreichen Massnahmen zur Erhaltung dieser Art.
Otiorhynchus grischunensis (Coleoptera, Curculionidae), eine neue Dickmaulrüssler-Art aus dem Graubünden
Bisher nur von drei Fundorten aus den Bündner Alpen (Davos, St. Moritz und Berninapass) bekannt, wurde vor Kurzem eine neue Rüsselkäfer-Art für die Wissenschaft entdeckt und beschrieben. Der neue Bündner Dickmaulrüssler" lebt, wie weitere Vertreter der Gattung, vermutlich polyphag in der Boden- und Laubstreu der Zwergstrauchheide auf der alpinen Stufe (oberhalb von 2000 m ü. M.). Die nächsten Verwandten sind erst wieder im südlichen Apennin, auf der südöstlichen Balkanhalbinsel, sowie in Bulgarien und der Türkei zu finden. Die letzte Beschreibung einer Otiorhynchus-Art aus der Schweiz liegt über 140 Jahre zurück.
Leucorrhinia albifrons (Östliche Moosjungfer) wieder im Kanton Bern
Die Libellenart Leucorrhinia albifrons war seit jeher in der Schweiz selten und kam lokal im Mittelland sowie in der Zentralschweiz und dem Wallis vor. Seit den 1970-er Jahren konnte sie sich bis heute einzig noch bei Bavois (VD) und im Pfynwald (VS) halten. Daneben wurde die Art noch bis 1978 in Arth-Goldau (SZ) festgestellt. Im Jahre 2000 gelang eine Beobachtung von L. albifrons bei Cartigny (GE). Das Vorkommen in dieser Region dürfte mit der Einwanderung von Individuen aus dem benachbarten Frankreich zusammenhängen.
Am 30. Juli 2009 beobachtete René Hoess ein Männchen dieser Art in Niederried bei Kall (BE). Die Art galt im Kanton Bern seit einem letzten Nachweis im Jahre 1959 als verschollen. Es kann davon ausgegangen werden, dass es in den kommenden Jahren im Mittelland zu weiteren Beobachtungen kommen wird, die dann schlussendlich zu einer definitiven Besiedlung führen könnten.
Coenagrion scitulum (Odonata) neu für Kanton Aargau
Am 1. Juli 2009 fand René Hoess im Auschachen bei Brugg AG ein Weibchen von Coenagrion scitulum. Diese Art ist erst seit ein paar Jahren in der Schweiz, namentlich im Pruntruter Zipfel JU und im Grossen Moos BE/FR, heimisch und breitet sich rezent von Südwest- nach Mitteleuropa aus. Besonders Weibchen können auf der Suche nach neuen Ablageplätzen oft weit weg von ihrem Entwicklungsgewässer gefunden werden. Darum sollte speziell auf diese unscheinbaren Tiere geachtet werden.
Onychogomphus forcipatus (Odonata) in Hülle und Fülle im Vallée de Joux
Im Rahmen von Bestandesaufnahmen der Libellen in den Moorlandschaften des Vallée de Joux hat Alain Maibach am 13. Juli 2009 zu seiner Überraschung die Libellenart Onychogomphus f. forcipatus in grosser Anzahl (mehr als 200 Individuen) beobachten können. Die Fundorte der verschiedenen Individuen verteilten sich über eine grössere Fläche entlang der Orbe oberhalb des Lac de Joux. Auf jedem aus der Orbe herausragenden Stein sass (mindestens!) ein Männchen. Bei der Feldbegehung waren die Temperaturen hoch (>28°C) und es blies ein starker Südwind. Diese Art wurde bis jetzt noch nie im Vallée de Joux beobachtet.
Epitheca bimaculata und Leucorrhinia pectoralis (Odonata) in den Freibergen (Franches-Montagnes)
Im Rahmen ihrer Arbeit als Praktikantin im Centre Nature von Cerlatez (Saignelégier JU) hat Magali Crouvezier eine Inventarisierung der Libellen in mehreren Kleingewässern in Moorgebieten der Freiberge durchgeführt. In der Gemeinde Montfaucon (JU), hat sie unter anderem zwei Exuvien von Epitheca bimaculata entdeckt und mehrere Männchen von Leucorrhinia pectoralis beobachtet. Im Falle von E. bimaculata handelt es sich um den ersten bekannten Fortpflanzungsnachweis auf dem Freiberger-Plateau und L. pectoralis, ist seit vielen Jahren in der Region nicht mehr angetroffen worden. In der neusten nationalen Roten Liste sind beide Arten in der Kategorie « Vom Aussterben bedroht (CR) » aufgeführt.
In der Schweiz ist Pieris mannii bis zum Jahr 2008 ausschliesslich vom Wallis und Südtessin, historisch auch von Genf, bekannt. In den letzten Jahren wurde P. mannii in der Genferseeregion wiederentdeckt (Wermeille). Die höchsten Vorkommen wurden knapp über 1000 msm registriert (Wallis).
Ende Juli fand H.P.Wymann die Art in grosser Zahl an seinem Wohnort, in Jegenstorf, in der Nähe von Bern. Gleichzeitig wurde die Art in Wimmis BE, in Thun BE, in der Stadt Bern und an weiteren Orten im Berner Mittelland nachgewiesen. Am 2.8.2008 fand Ruedi Bryner die Art in Biel, am Jurasüdfuss, und am 3.8.2008 konnten Jost und Ziegler die Art im Kanton Solothurn finden (Lohn, Solothurn, Olten). Nachträglich erhielten wir von Wermeille die Meldung, dass er im Mai 2008 Pieris mannii bei Genf und im Juli 2008 im Solothurner Jura beobachtet habe. Im Jahr 2001 fand Bordon Pieris mannii am Südfuss des französischen Juras (Croset, pays de Gex, F-Ain). 2005 wurde die Art seit 1918 erstmals wieder im Kanton Genf nachgewiesen (Gilles Carron), und 2006 schliesslich fand sie Wermeille im Waadtländer Jura
Die inzwischen vorliegenden Belege der Pieris mannii aus dem Schweizer Mittelland zeigen die Aspekte der Pieris mannii alpigena, sie entsprechen also der Unterart, wie sie auch in Südfrankreich und im Wallis vorkommt. Dass Pieris mannii die hohen Walliser Pässe überwunden hat und so das Mittelland erreicht hat, ist unwahrscheinlich. Genauso können wir die Annahme ausschliessen, Pieris mannii sei bisher im Jura und im Mittelland übersehen worden. Besonders wertvoll sind die Beobachtungen im westlichen Genferseegebiet. Dies untermauert die Hypothese, Pieris mannii habe sich im Hitzesommer 2003 von Südfrankreich aus entlang der Rhone nordwärts bis in die Region Genf ausgebreitet. Die weitere Ausbreitung entland des Juras und im Mittelland dürfte erst später erfolgt sein, vermutlich zwischen Herbst 2007 und Frühling 2008. Die Ausbreitung im Mittelland wird begünstigt, weil Pieris mannii im Siedlungsgebiet ein Ersatzhabitat gefunden hat, das seinem ursprünglichen Lebensraum weitgehend entspricht: Die dort festgestellte Raupennahrungspflanze Iberis sempervirens ist in den Vorgärten reichlich vertreten, und die Häuser und Gartenbepflanzungen entsprechen seiner Vorliebe für felsige, xerotherme, vegetationsreiche Strukturen.
Text von Heiner Ziegler (mehr Informationen unter http://www.pieris.ch/diagnostik/s_mannii_09.html )
Vorzeitige Ankunft in der Schweiz der Schabrackenlibelle (Anax ephippiger) , beobachtet und fotografiert durch Beat Schneider am 4. Mai 2008 in Pfungen ZH. Diese aus Afrika und Westasien stammende Libellenart gehört zu einer sehr mobilen, wandernden Art, welche in der Schweiz zwischen Mai und Juli auftritt und sich während des Sommers in weniger als 3 Monaten entwickeln kann, wenn es die Bedingungen erlauben. Das Schlüpfen dieser Libellenart kann zwischen Ende Juli bis Oktober beobachtet werden. Diese Art kann mit der Kleinen Königslibelle (Anax parthenope) verwechselt werden. Die Beobachtung mit dem Fernglas erlaubt eine Artbestimmung ohne Einfang. Dabei muss bei A. ephippiger auf die genaue Ausdehnung des blauen Flecks am Ansatz des Abdomens, dieser ist kleiner bei A. ephippiger, und auf die beige-braune Färbung der Augen und der Brust geachtet werden. CSCF, 10. Mai 2008
Ulrich Bense konnte im Rahmen des Projekts Rote Liste der Holzkäfer" bei den Felderhebungen im Tessin zwei bis heute auf der Alpensüdseite noch unbekannte Käferarten neu entdecken: Rhamnusium bicolor und Ropalopus ungaricus .
Aufgefunden wurden Schlupflöcher der Larven und Spuren von deren Aktivität. Die Spurensuche ist eine gute Möglichkeit, um diese zwei in der Schweiz seltenen Arten nachzuweisen.
R.bicolor konnte seit 2000 nur zweimal beobachtet werden, in Doréaz VS von Raymond Rausis und in Senèdes FR von André Hayoz.
Nach mehr als einem halben Jahrhundert ohne Nachweis hat Michael Geiser R. ungaricus im Jahr 2007 in Gänsbrunnen SO wieder aufgefunden.
Im Rahmen eines Auftrags im Zusammenhang mit Planungen für den A98-Abschnitt zwischen Karsau und Wehr haben Holger Hunger und Franz-Josef Schiel das baden-württembergische Ufer des Hochrheins auf ca. 8 km Länge drei Mal nach Exuvien abgesucht. Dabei wurden auf Höhe von Schwörstadt insgesamt drei Exuvien von Gomphus flavipes gefunden. Die Funde verteilten aich auf die drei Befahrungen; je eine Exuvie am 29. Juni, 23. und 27. Juli gefunden. Durch gezielte Nachsuche wurde schliesslich am 9. August auch eine G.flavipes-Exuvie auf der schweizerischen Seite des Hochrheins auf Höhe von Schwörstadt gefunden. Die nicht mehr sehr frische Exuvie hing- von Spinnweben - an einem Bootssteg.
Conocephalus dorsalis (Orthoptera: Tettigoniidae) im Zentralwallis vorgefunden.
Diese kleine, grün-rostrot gefärbte Heuschrecke, besiedelt die Flachmoore. Von C. fuscus, einer sehr ähnlichen Art, unterscheidet sie sich durch die kürzeren Deckflügel. Das Weibchen trägt eine Legeröhre, die nicht gerade, sondern nach oben gekrümmt ist. Von jeher selten in der Schweiz, wird sie in der neuen nationalen Roten Liste der Heuschrecken als vom Aussterben bedrohte Art bezeichnet. In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde ein Fund dieser Art von Nestor Cerutti für Martigny erwähnt. Im Rahmen der Feldarbeiten für das Biodiversitätsmonitoring (Indikator Z3) gelang Christian Monnerat im Zentralwallis Conocephalus dorsalis die Wiederentdeckung der Art. CSCF, 30. Juli 2008
Agrilus derasofasciatus (Coleoptera: Buprestidae) im Kanton Zürich entdeckt
Unsere Gärten beherbergen manchmal ganz unvorhergesehene Arten! Stefan Kohl entdeckte kürzlich Agrilus derasofasciatus , einen kleinen Prachtkäfer von 6 mm Länge, welcher über den Blättern der Rebstöcke in seinem Garten in Uster flog. Die bis heute in der Schweiz bekannten Orte verteilten sich mehrheitlich auf den südlichen Landesteil wie Wallis und Tessin, bekannt waren jedoch auch einige Fundstandorte aus dem Mittelland und vom Jurasüdfuss.
Diese sehr interessante Entdeckung widerspiegelt einerseits den mässigen" Wissensstand über diese Gattung mit ihren kleinen Arten und andererseits die Bedeutung der privaten Gärten für die Entfaltung dieser Spezies. CSCF, 19. Juli 2008
Poecilonota variolosa (Coleoptera : Buprestidae) im Kanton Graubünden wiedergefunden
Dieser sehr mimetische und grosse Prachtkäfer erreicht manchmal eine Grösse bis zu 20mm. Die Aktivitätszeit der erwachsenen Käfer erstreckt sich von Mai bis September. Poecilonota variolosa hält sich auf den besonnten Teilen von vermodernden Baumstämmen der Zitterpappel auf, in welchen er auch seine Entwicklung durchmacht. In allen Teilen der Schweiz nachgewiesen, bleibt sein Vorkommen jedoch selten und lokal. Er wurde im 19. Jahrhundert von Edouard Killias im Gebiet Alten Schyn signalisiert und konnte nun von Christian Monnerat im Rahmen des Roten Liste Projekts der Holzkäfer in der Nähe von Filisur nachgewiesen werden. CSCF, 17. Juli 2008
Fundbestätigung der Zwerglibelle (Nehalennia speciosa) im Kanton Zürich
Découverte d'une nouvelle population de Nehalennia speciosa en Suisse romande (Odonata: Coenagrionidae)
Une population de N. speciosa a été découverte en Suisse romande dans une zone inondée en permanence d'un marais sur la rive sud du Lac de Neuchâtel le 19 juin 2007. Cette nouvelle localité est à ce jour la plus occidentale de son aire de distribution. N. speciosa n'avait plus été observée en Suisse après 1990 dans ses localités zurichoises et était considérée comme disparue. Cette découverte illustre à merveille les surprises de taille qui peuvent encore survenir en Europe centrale et ainsi compléter notre connaissance de la distribution d'un groupe d'insectes aussi bien connu que les libellules. A l'échelle nationale, elle relance l'enjeu de la conservation de cette espèce, l'une des plus menacées de Suisse. Un monitoring de cette population sera mis en place de manière à identifier le type et la périodicité de l'entretien le plus favorable au maintien de N. speciosa. Voir l'article.
2005: Neue Beobachtung von Argynnis pandora (Rhopalocera) in der Schweiz
Der im Süden Europas bekannte Kardinal (Argynnis pandora), war immer ein sehr seltener Einwander in der Schweiz, die letzte Beobachtung datiert auf das Jahr 1947 in Sierre (VS). Die Fotographie von Guy Padfield vom 29. Mai 2005 ist demzufolge sehr aussergewöhnlich. Die Art wurde fligend nahe von Blasenstrauch in der Umgebung von Fully (VS) beobachtet. Sie unterscheidet sich von der benachbarten Art Argynnis paphia durch den unteren Bereich ihrer Innenflügel, welcher vor allem rot sind.
Im Rahmen der Aktualisierung der Roten Listen der Wasserorganismen sind vier neue Köcherfliegenarten zum ersten Mal in der Schweiz nachgewiesen worden. Es handelt sich dabei um Anabolia furcata Brauer, 1857, die im Jahre 2001 im Walensee entdeckt wurde (V. Lubini, LR), Leptocerus lusitanicus (McLachlan, 1884), entdeckt 2004 im Rhein (H. Vicentini, LR), Oecismus monedula (Hagen, 1859) beobachtet namentlich in einer Quelle in der Region Perlen im Jahre 2002 (V. Lubini & H. Vicentini) und Polycentropus schmidi Novak & Botosaneanu 1964, aufgefunden 2004 in der Sense (P. Stucki, LR).
Anacridium aegyptium (Linné, 1764) retrouvée au Tessin
Après plus de 50 ans sans observation, une femelle de Criquet égyptien a été découverte à Morbio superiore TI, le 20.3.2004 (N. Patocchi). Une larve a de plus été découverte à Castel San Pietro TI, le 18.8.2004, dans une carrière (C. Roesti, LR). Deux adultes ont encore été retrouvés non loin, le 2.10.2004 (M. Roesli). Cette espèce, en marge septentrionale de son aire de répartition, a ainsi réussi à passer l'hiver et à se reproduire sur le territoire tessinois. Les individus observés occasionnellement au Nord des Alpes résultent quant à eux d'introductions fortuites, par les transports de fruits et légumes en provenance du sud de l'Europe (Bellmann & Luquet 1995). LJ
Leucorrhinia caudalis (Charpentier, 1840) [Odonata]
Un mâle de Leucorrhine à large queue a été découvert le 10.7.2004 à l'étang de Hinterriet à Pfyn TG (D. Hagist). Autrefois bien répandue dans les plans d'eau oligo-mésotrophes à végétation flottante de l'est du Plateau suisse (Meier 1989), cette espèce n'occupe plus que quelques stations dans la vallée de la Reuss. Elle est menacée de disparition dans la majeure partie des pays d'Europe centrale. Relativement précoce, elle est à rechercher au cours des mois de mai et de juin. LJ
Mesosa curculionoides (Linné, 1761) [Coleoptera Cerambycidae] retrouvée en Valais
Autrefois connue de la majeure partie du territoire suisse, la Mésose charançon n'avait plus été observé depuis une quarantaine d'années. Elle vient toutefois d'être retrouvée, le 9.6.2004 dans une tillaie sur éboulis à Dorénaz VS (A. Burri, LR). Ce petit longicorne très polyphage colonise avant tout des branches mortes de feuillus. De moeurs crépusculaires à nocturnes, il est très rarement observé dans la nature mais peut être détecté par la récolte et la mise en élevage de branches mortes (Robert 1997). LJ
Palmar festiva (Linné, 1767) [Coleoptera Buprestidae] im Jura beobachtet
Palmar festiva (Wacholderprachtkäfer) konnte am 10.06.2004 am Fusse des Juras in den Garides (Felsensteppen) von Rièdes bei Cornaux NE (Yves Gonseth) und von Les Rochettes bei Neuveville BE (Christian Monnerat) neu nachgewiewsen werden. Diese wärmeliebende Art vollbringt ihren Lebenszyklus normalerweise auf geschwächten Wachholderbüschen. Es scheint jedoch, dass diese Art sich neuerdings auch auf der Thuja entwickeln kann. Dabei kommt es zu Schäden am Strauch. Eine gezielte Suche könnte mehr Licht in dieses Phänomen bringen. Nach unserem Kenntnisstand ist diese Art in der Schweiz weiterhin nur lokal verbreitet und bleibt selten.
Phymatodes pusillus (Fabricius, 1787) [Coleoptera Cerambycidae]
Le Phymatode minuscule n'était connu de Suisse que de deux observations, en 1948 au Val Lavizzara à Fusio TI (Allenspach 1973) et en 1949 à la Chassagne d'Onnens VD. Plusieurs individus ont été retrouvés en 2004 à Meride TI, les 20.5 et 10.6 (C. Pradella, LR). Les adultes se trouvent d'avril à mai sur les branches des chênes, sous l'écorce desquelles se développent les larves (Bense 1995). LJ
Trachypteris picta (Pallas, 1773) [Coleoptera Buprestidae]
Après 40 ans sans observation dans notre pays, le Mélanophile tacheté a été redécouvert simultanément le 7.6.2004 dans des clairières au Moulin-de-Vert à Cartigny GE (G. Carron) et en bordure d'une saulaie alluviale dans le Vallon de l'Allondon à Russin GE (C. Monnerat, LR). Outre le canton de Genève, T. picta était aussi anciennement mentionné du Valais, entre Viège et Martigny. L'espèce utilise généralement les peupliers ou le Saule blanc pour se reproduire (Brechtel & Kostenbader 2002). LJ
Ein Weibchen dieser tropisch-afrikanischen Art konnte am 30.8.2003 im Maggiadelta bei Locarno TI beobachtet werden (E. Sardet, LR). Mit dem Auffinden von Larven und Adulttieren im August 2004 (E. Sardet, C. Roesti) konnte nachgewiesen werden, dass sich die Schlanke Ödlandschrecke dort erfolgreich fortgepflanzt hat. Zwei weitere Populationen konnten zudem im August 2004 in den Randgebieten von Rebbergen bei Chiasso TI (C. Roesti, LR) und in einem Steinbruch bei Arzo TI (A. Conelli, LR) festgestellt werden. Die überheissen Bedingungen von 2003 haben es dieser Heuschrecke erlaubt, ihr Verbreitungsgebiet gegen Norden auszudehnen. Diese Art wurde zudem Ende September 2003 bei Nürnberg D entdeckt, wo eine passive Einschleppung vermutet wird (Pankratius 2004).
Ein Individuum dieses Bockkäfers konnte am 3.5.2003 bei Mergoscia TI, im Val Verzasca gefangen werden (R. Graf). Das Hauptverbreitungsgebiet dieser Art liegt auf der Iberischen Halbinsel. Diese Art entwickelt sich auf den Eichen und besitzt ein paar isolierte Vorkommen in Südfrankreich (Villiers 1978). Die Existenz einer Reliktpopulation im Tessin ist möglich, muss jedoch noch bestätigt werden. Da die Distanz zwischen den nächsten Vorkommen in Frankreich und Mergoscia 400 km beträgt, bleibt als einzige Hypothese eine zufällige Einschleppung übrig. Um den Status dieser Art in der Schweiz klar zu stellen, sind gezielte Nachforschungen in den Eichenwäldern des Val Verzasca wünschenswert.
Kein Wissenschaftler hätte den grossen Zustrom von Vanessa cardui oder Moro-Sphynx 2003 verfehlen können. Die extremen meteorologischen Bedingungen im Frühling und Sommer 2003, erlaubten es anderen Arten viel diskreter in die Schweiz einzudringen oder ihre Arealstaaten aus zu bauen. Was die Einwanderer betrifft, L.boeticus wurde in vielen Regionen beobachtet. Vor allem im Norden des Landes, wo er nur sehr sporadisch auftauchte. Nach den ersten Beobachtungen im Vallis Mitte Juni (R. Imstepf), wurde Lampides beoticus im Juli im Süden des Landes (TI; GE) ermittelt, bevor er dann auch ende des Monates im Mittelland und am Fusse des Jura entdeckt wurde. Seine Vermehrung hat auf Ziersträuchern wie Colutea arborescens und Latyrus latifolius in Hauterive NE, Neuenburg NE, La Neuveville BE et Bienne BE (L. Juillerat, C. Monnerat). im Norden des Landes statt gefunden. Ein letztes Individuum ist noch am 29.09. in Rovio TI (M.Pollini), beobachtet worden. Nach unserem Wissen ist die Art im Jahr 2004 in der Schweiz nicht mehr gefunden worden.
Metrioptera roeselii (Hagenbach, 1822) [Orthoptera Tettigoniidae]
La Decticelle bariolée a été découverte le 4.9.2003 en diverses stations du Val Mesolcina, aux environs de San Bernardino 1600-1630 m et à Pian San Giacomo 1180 m, sur la commune de Mesocco GR (B. Keist). En septembre 2004 une vingtaine d'adultes ont été retrouvés à Pian San Giacomo. Des recherches ciblées en aval de Soazzo GR et dans le Val Blenio TI se sont par contre révélées vaines. Les milieux où cette espèce a été observée sont très éclectiques: pâturage maigre, nardaie, prairie humide et végétation rudérale en bordure de ruisseau (Keist 2004). Ces observations incitent à être très attentif à tout nouveau contact avec M. roeselii ou M. fedtschenkoi minor au sud des Alpes, les deux étant potentielles. LJ
Aiolopus thalassinus (Fabricius, 1781) retrouvée sur le Plateau
L'Oedipode émeraudine, qui avait disparu du Plateau suisse depuis le 19e siècle, a été retrouvée en août 2003 dans diverses stations genevoises (E. Wermeille, G. Carron, LR). Un secteur revitalisé dans les alluvions du Rhône à Russin accueillait même jusqu'à 50 individus le 26.8.2003. L'espèce s'y est de plus très probablement reproduite, puisque quelques individus ont été retrouvés le 12.8.2004 (G. Carron, LR). Cette oedipode, liée aux milieux alluviaux a bénéficié de la canicule de l'été 2003 pour reconquérir ses anciens bastions genevois. L'avenir nous dira si les milieux actuels permettent une installation durable. LJ
Découverte d'une nouvelle population de Stenobothrus stigmaticus (Rambur, 1838)
La présence du Sténobothre nain n'a été mise en évidence que très récemment en Suisse, dans quelques stations du canton du Jura (Wermeille 1995). Une nouvelle population a été découverte au cours de l'été 2003, à Brot-Plamboz NE, dans la Vallée des Ponts-de-Martel (E. Wermeille, LR). L'espèce y colonise un bas-marais résultant de l'exploitation des tourbières. Cet élément euro-sibérien compte ainsi aujourd'hui 3 populations isolées dans notre pays, puisqu'une des populations initialement découvertes semble éteinte. LJ
Carcharodus lavatherae (Esper, 1783) [Lepidoptera Hesperiidae] redécouverte au tessin
L'Hespérie de l'Epiaire vient d'être redécouverte dans le sud du Tessin, plus de 30 ans après les dernières observations sur le versant sud des Alpes. Des individus ont été capturés en 2003, le 23.5 à Meride 570 m, le 20.6 à Muggio 1000 m et le 21.6 à Cabbio 1200 m (N. Patocchi). Cette espèce liée aux garides apprécie les terrains au sol maigre parsemés de rocailles. Elle a disparu de la majeure partie des régions de Suisse, à l'exception du Valais entre Fiesch et Martigny. Elle n'a plus été retrouvée au pied de la chaîne jurassienne depuis 1952, sur le Plateau depuis 1934 et au Nord des Alpes depuis 1909. LJ
Agrilus viridicaerulans Marseul, 1868 [Coleoptera Buprestidae]
Cet agrile n'était connu en Suisse que de deux mentions antérieures à 1970, en Valais central et en Basse Engadine. Une petite population a été découverte le 13.7.2003 dans le Vallon de l'Allondon à Russin GE sur des massifs de ronce, sa plante hôte (C.
La découverte du Dicerque berlinois le 24.5.2003 à Arlesheim BL (S. Barbalat) constitue la première mention de l'espèce pour la zone biogéographique du Jura. Ce bupreste n'était auparavant connu que de rares stations du Plateau, du Valais, Chablais vaudois et Tessin (Pochon, 1964) et n'avait plus été observé en Suisse depuis 1914! Il effectue avant tout son cycle sur le Charme (Carpinus betulus), mais aussi sur les vieux Hêtres (Fagus sylvatica) (Brechtel & Kostenbader 2002). LJ
Phaenops formaneki Jakobson, 1912 [Coleoptera Buprestidae]
La découverte du Phénops de Formanek dans le Vallon de l'Allondon à Russin GE le 20.6.2003 représente la première donnée de l'espèce pour le Plateau suisse (C. Monnerat, LR). Ce bupreste à répartition eurasiatique est strictement lié aux différentes espèces de pins (Brechtel & Kostenbader 2002). Ce taxon était anciennement connu du Valais central et d'Engadine, mais les dernières observations datent d'une quarantaine d'années. LJ
Leucorrhinia albifrons (Burmeister, 1839) [Odonata] observée à Genève
Pezotettix giorniae (Rossi, 1794), première mention pour le Palteau suisse
Une petite population de Criquet pansu a été découverte à Mies VD le 20 août 2002 (E. Wermeille, LR). Cette observation, réalisée sur un talus de voie ferrée, constitue la première mention de l'espèce pour le Plateau suisse. De distribution atlanto-méditerranéenne, elle n'atteint notre pays que dans le sud du Tessin. Quelques anciennes mentions valaisannes n'ont pas pu être confirmées récemment. Les populations les plus proches se situent à notre connaissance dans le nord du département français de la Drôme, à plus de 150 km. LJ
Agrilus derasofasciatus Lacordaire, 1835 [Coleoptera Buprestidae]
L'Agrile de la Vigne a été capturé le 19.7.2002 au Mont d'Ottan à Martigny VS, dans la dernière station de Vigne sauvage de Suisse (J. Gremaud, T. Heger, E. Rey). En 2004, il a également été retrouvé dans une vigne à Brig-Glis VS le 15.6 et dans une zone alluviale à Semione TI le 9.8 (C. Monnerat). Ce petit bupreste était autrefois bien connu des vignobles de la Vallée du Rhône (Pochon 1964), où il s'attaquait aux rameaux dépérissant des plants de vigne cultivée. Il n'avait plus été capturé dans notre pays depuis 1964. Des recherches ciblées devraient permettre de clarifier son statut dans les différentes régions viticoles. Inoffensif sous nos latitudes, il peut causer des dégâts dans les vignobles du sud de l'Europe (Schaefer, 1949). LJ
Anthaxia manca (Linné, 1767) [Coleoptera Buprestidae]
Des adultes d'Anthaxie mutilée ont été observés dans le Vallon de l'Allondon à Russin GE, les 16 et 17.5.2002, en lisière de forêt sur les feuilles de sa plante hôte (C. Monnerat, LR). Ce bupreste n'avait plus été signalé dans notre pays depuis 30 ans. Il se développe sur les ormes affaiblis bien exposés. Les anciennes mentions concernent la plupart des régions basses de Suisse (Pochon 1964). LJ
Auftauchen von Cacyreus marschalli (Butler, 1898) [Lepidoptera Lycaenidae] in der Schweiz
Der Pelargonien-Bläuling, mit Ursprung in Südafrika, wurde in Europa erstmals im Jahr 1990 auf Mallorca entdeckt (Eitschberger & Stamer). Er ist höchstwahrscheinlich im Wurzelwerk von Ziergeranien eingeschleppt worden. Seine rasante Zunahme auf dem ganzen Kontinent führte dazu, dass er im Jahre 2002 auch unser Land erreichte. Eine erste Beobachtung gelang erstmals im August 2002 auf der Piazza Grande in Locarno TI (A.Arcidiacono). Ein stark verwittertes Individuum wurde zudem am 05.07.2003 in der Stadt Locarno beobachtet und später am 23 und 24.07.2003 zusätzlich mehrere frisch geschlüpfte Individuen (Aistleitner 2003). Seither sind mehrere Individuen, auch Larven, in Rovio TI zwischen dem 02.08.2004 und dem 17.10.2004 beobachtet worden (M.Pollini).
Ephemera lineata Eaton, 1870 découverte dans le lac de Thoune
Des larves d'E. lineata ont été découvertes pour la première fois en Suisse, dans le lac de Thoune les 11.6 et 13.8.2002 (P. Stucki). Autrefois connu en divers endroits du Plateau suisse, cet éphémère n'avait plus été observé depuis 1928, à l'exception de 2 mentions récentes, sur la rive sud du lac de Neuchâtel et à proximité du lac de Lugano. E. lineata est un habitant des grandes rivières et des lacs, mais son écologie reste très mal connue. Dans le lac de Thoune, les larves ont été collectées sur des fonds sableux. En Suisse, comme dans les pays voisins, cette espèce est très rare et menacée de disparition. LJ
Neue Art für die Schweiz: Coenagrion scitulum (Rambur, 1842) [Libelle, Coenagrionidae)
Zwei Individuen der Gabel-Azujungfer in Paarung konnten am 24.5.2001 auf dem Alten Rhein bei Diepoldsau SG, an der Grenze zu Österreich beobachtet werden (B. Schmidt). Der Fang eines Männchens gelang am 14.8.2002 bei Porrentruy JU (C. Monnerat). Diese holomediterrane Art zeigt eine deutliche Tendenz zur Ausbreitung in der Region Rhône-Alpes F (GRPLS 2004) wie auch in Belgien (Goffart & Schaetzen 2001). Die der Schweiz nächstgelegenen Populationen befinden sich im Departement des Ain und in der Franche-Comté F (GRPLS 2004, Prot 2001).
Nouvelles observations tessinoises de Locusta migratoria (Fabricius, 1781)
Autrefois répandu dans la majeure partie des zones alluviales des grandes rivières de Suisse, le Criquet migrateur est aujourd'hui proche de l'extinction, du fait des corrections des cours d'eau (Thorens & Nadig 1997). Quelques nouvelles observations ont récemment été réalisées dans le sud du Tessin: en 2001 dans une carrière à Arzo (K. Eigenheer); en 2004 au Monte San Giorgio à Meride (T. Hertach), dans des cultures à Novazzano et Mendrisio (C. Roesti, LR), de même qu'à Stabio (C. Roesti). Par ailleurs, une femelle de la phase grégaire migratrice a été découverte le 21.7.2003 dans un jardin à Affoltern am Albis ZH (H. Cigler). LJ
Autrefois bien répandue dans les milieux xérothermophiles du Valais, l'Oedipode soufrée a très fortement régressé. La dernière population est actuellement restreinte au Val d'Hérens. Quelques observations récentes d'individus isolés témoignent des capacités de dispersion de l'espèce: un mâle le 15.9.2001 à Visperterminen VS dans une pelouse steppique (P. Werner), un mâle le 8.8.2003 à Toerbel VS à près de 1700 m (A. Sierro, LR) et un ind. le 28.8.2003 dans une pelouse steppique à Gampel VS (R. Imstepf). La provenance de ces individus reste inconnue. LJ
Phaneroptera nana Fieber, 1853
Le chant du Phanéroptère commun a été décelé le 25 août 2001 près d'un parking de Cartigny GE grâce à un détecteur à ultrasons (C. Rösti). L'espèce était toujours présente sur le site en 2004 (G. Carron). L'été caniculaire de 2003 a par ailleurs permis à cette sauterelle de gagner l'agglomération bâloise où de nombreux individus ont été localisés en septembre et octobre dans des jardins en pleine ville (Coray 2003). Une importante population a encore été localisée en septembre 2004, dans une pépinière à Jussy GE (L. Juillerat). Ces observations ont toutes en commun d'avoir été réalisées dans des milieux à végétation arbustive artificialisée. LJ
Aiolopus strepens (Latreille, 1804) retrouvée sur le Plateau
Après plus d'un siècle d'absence, une femelle d'Oedipode automnale a été observée à Russin GE, dans le vallon de l'Allondon, le 12.10.2001 (E. Wermeille). Un individu de cette espèce a également été localisé dans une clairière forestière, au Moulin de Vert à Cartigny GE, en août 2004 (G. Carron). Ces observations d'individus isolés laissent espérer une reconquête du territoire genevois depuis les stations de France voisine. Aiolopus strepens n'est pas rare dans le sud du Tessin. LJ
Brenthis daphne (Denis & Schiffermüller, 1775) [Lepidoptera Nymphalidae] au Tessin
Le Nacré de la Ronce a été recensé le 7.6.2001 dans deux stations à Meride TI (C. Monnerat). Ces données confirment définitivement la présence de l'espèce au Tessin, d'où elle avait déjà été signalée en 4 stations entre 1979 et 1983, sans toutefois avoir été collectée ni photographiée. Ce nacré à tendance méridionale étend rapidement son aire de distribution vers le nord (Lafranchis 2000). En Suisse, il s'est largement répandu le long de la chaîne jurassienne durant les deux dernières décennies. Il s'observe avant tout autour des ronciers sur lesquels il butine et pond ses oeufs. LJ
Corymbia erythroptera (Hagenbach, 1822) [Coleoptera Cerambycidae]
Le Lepture à élytres rouges a récemment été découvert le 29.6.2001 dans une lisière herbacée à Tschlin, en Basse-Engadine (R. Graf) et le 21.6.2002 dans la Vallée du Rhin à Tamins (A. Branger, LR). Cette espèce a également été capturée à Hohtenn VS le 8.7.2001 (M. Gilgen). Notons que ce très rare lepture n'avait plus été observé en Suisse depuis 1958. Sa distribution européenne est très fragmentée (Du Chatenet 2000). LJ
Nouvelles stations de Baetis nubecularis Eaton, 1898 dans l'Arc jurassien:
B. nubecularis, l'unique espèce d'éphéméroptères strictement endémique de l'Arc jurassien, n'était connue récemment que de 5 stations du Jura suisse et d'une seule du côté français. Elle vient d'être découverte dans 6 sources: celles du Fleurier à Fleurier NE en 2001, des Blanches Fontaines à Undervelier JU, de la Foule à Moutier BE et de la Serrière à Neuchâtel NE en 2002, de la Lionne à L'Abbaye VD et de la Venoge à l'Isle VD en 2003 (P. Stucki). Les larves de cet éphémère ont été découvertes dans les premiers mètres des cours d'eau, là où la température est froide et constante tout au long de l'année. LJ
Choroterpes picteti Eaton, 1871 redécouverte pour la Suisse
C. picteti, autrefois lié aux cours d'eau lents de plaine, était jusqu'à présent considéré comme menacé de disparition en Suisse (Sartori & Landolt 1999), la dernière capture datant de 1971. Des larves ont été capturées en plusieurs stations du le lac de Walenstadt à Quarten SG en 2000 et 2001 (H. Vicentini; V. Lubini, LR) et dans les lacs de Thoune BE et de Brienz BE en 2002 (P. Stucki). L'espèce colonise là des plages de sables et de graviers bien oxygénés. En 2003, elle a été retrouvée dans le lac de Lugano à Gandria TI (V. Lubini, LR), où les larves se développent dans une source sous-lacustre présentant des sédiments propres et une bonne oxygénation. Elle a toutefois disparu du lac Léman après 1955, du fait de l'eutrophisation. LJ
Redécouverte de la faune abyssale des grands lacs de Suisse: Pisidium conventus Clessin, 1877
Des campagnes prospectives effectuées jusqu'à des profondeurs de plus de 200 m ont permis de retrouver une faune abyssale qui n'avait plus été observée dans les grands lacs de Suisse depuis plus de 50 ans. P. conventus vient ainsi d'être redécouvert dans le Léman, les lacs de Brienz, de Neuchâtel (P. Stucki, B. Zaugg, B. Lods-Crozet, LR), de Walenstadt, et des Quatre-cantons (V. Lubini, H. Vicentini, LR). Cette espèce sténotherme des eaux froides des grands lacs est une relique des climats postglaciaires froids. Alors qu'elle colonisait à cette époque la zone littorale, elle a aujourd'hui trouvé refuge dans les eaux les plus profondes. Elle a toutefois durement subi l'eutrophisation des lacs et s'est considérablement raréfiée, disparaissant des lacs de Joux, Majeur, de Zurich et Greifensee. LJ
Pisidium lilljeborgii Clessin, 1886: découverte et redécouverte dans les grands lacs préalpins
Les récentes prospections ont permis de découvrir P. lilljeborgii dans les lacs de Brienz (P. Stucki, B. Zaugg LR), des Quatre-Cantons et de Walenstadt (V. Lubini, H. Vicentini, LR). Il a également été retrouvé dans le lac de Thoune, 50 ans après la dernière observation (P. Stucki, B. Zaugg, LR). Il n'a par contre pas été retrouvé dans la chaîne jurassienne, dans les lacs de Joux et des Taillères NE. En Europe centrale, cette pisidie colonise exclusivement la zone littorale battue par les vagues des lacs oligo-mésotrophes. LJ
Neue Art für die Schweiz: Brachypteroma ottomanum Heyden, 1863 [Käfer, Cerambycidae]
Dieser Bockkäfer wurde in der Schweiz erstmals im Jahre 1999 nachgewiesen (Germann 2000), konnte aber seither an neuen Standorten beobachtet werden: am 11.5.2003 bei Rovio TI (M. Abderalden, LR), am 27.4.2004 bei Vico Morcote TI (C. Monnerat) und am 20.5.2004 bei Meride (C. Pradella, LR). Dieser sehr kleine Käfer mit ponto-mediterraner Verbreitung besitzt in der Schweiz weiterhin ein sehr begrenztes Verbreitungsgebiet, da alle Fundorte im Sottoceneri liegen. Über die Ökologie dieser Art liegt noch wenig vor, bekannt ist jedoch, dass der Efeu (Hedera helix) zu seinen Wirtspflanzen gehört (Bense 1995).