Rote Liste

Aktualisierung der Roten Liste der Heuschrecken

Der Gefährdungsstatus von Arten verändert sich über die Zeit. Im Idealfall wird er deshalb in regelmässigen Abständen neu evaluiert. Die Roten Listen werden alle 15 Jahre aktualisiert. Die Rote Liste Heuschrecken wird im Rahmen eines Projektes aktualisiert, welches im 2018 beginnt und bis 2023 dauert. 

Ablauf und Feldarbeit   

Um aktuelle Informationen zum Verbreitungsgebiet der Arten zu erhalten und deren Entwicklung seit der letzten Roten Liste analysieren zu können, decken die Erhebungen verschiedene Schwerpunkte ab:

  • Der Wiederbesuch einer Stichprobe von 250 Quadratkilometern, welche in der gesamten Schweiz verteilt sind und auf einer Auswahl an Zielarten basieren
  • Spezifische Suchen (seltene Arten, besondere Lebensräume, abweichende Phänologie)
  • Prospektive Suchen (Inventare) von wenig oder nicht bearbeiteten km2 oder 5x5 km Quadranten. 

Der Vergleich der neuen Beobachtungen mit denjenigen der vorangegangenen Roten Liste und der Gesamtheit der vorhandenen Daten ermöglichen die Beurteilung des aktuellen Gefährdungsstatus der untersuchten Arten. 

Für dieses Projekt sind zwischen 2018 und 2021 umfangreiche Feldarbeiten notwendig, welche aufgrund der zur Verfügung stehenden Mittel nicht vollumfänglich finanziert werden können. Die bezahlte Feldarbeit betrifft hauptsächlich den Besuch der 250 Stichproben-Quadranten, welche entsprechend einer standardisierten Methode erfasst werden (s. Anleitung unter Downloads). Um diese Erfassungen abdecken zu können, benötigen wir zahlreiche Mitarbeiter, welche über solide Kenntnisse der Bestimmung sowie der Ökologie der Heuschrecken verfügen.

Sind Sie interessiert, als Freiwillige(r) oder bezahlte(r) Mitarbeiter(in) in diesem Projekt mitzuarbeiten oder wünschen Sie weitere Auskünfte zum Projekt, kontaktieren Sie bitte Christian Monnerat per Email.

Rote Liste 2007

Koordination und Projektverantwortliche

Christian Monnerat (CSCF), Yves Gonseth (CSCF), unter Mitarbeit von Philippe Thorens (Neuchâtel, NE) und Thomas Walter (Agroscope Reckenholz-Tänikon ART)

 

Zusammenfassung
Im Rahmen dieses Projektes konnten bei der Überprüfung von bereits bekannten Standorten (665 km2) und der prospektiven Suche von neuen Standorten (500 km2) über 47'000 neue Datensätze generiert werden. Nicht weniger als 212'000 Daten flossen in die Analysen des Rote Liste Status der Arten ein, welche neu nach den von der IUCN vorgeschlagenen Kriterien (Version 2001) beurteilt wurden. Die Resultate wurden Ende 2007 durch das BAFU in der Schriftenreihe Umwelt unter dem Titel "Rote Liste der Heuschrecken" publiziert. Dieses Dokument ersetzt die Vorgängerversion (Thorens & Nadig in Duelli & al. 1994) für diese Artengruppe. 

Resultate (Monnerat et al. 2007 S.40-41)
Das gewählte Vorgehen zur Erarbeitung dieser neuen Roten Liste der Heuschrecken in der Schweiz basierte auf der Schätzung der Vorkommens- und Verbreitungsgebiete der Arten und ihren zeitlichen Entwicklungen und untersuchte etwas prioritär die seltenen Arten und/oder jene am Rande ihres Verbreitungsgebietes. Dies wird durch die Tatsache gestützt, dass 29 von 40 Arten der Roten Liste in der Schweiz schon immer selten waren (< 100 km2). Vor diesem Hintergrund benötigen Arten, welche aufgrund der analysierten Informationen starke Anzeichen eines Rückgangs aufweisen und/oder deren Lebensraum ausserordentlich sensibel ist - und dies unabhängig von ihrem definitiven Roten Liste Status - unsere besondere Aufmerksamkeit. Der bewiesene oder empfundene Populationsrückgang von noch häufig vorkommenden Arten, wie jene aus der Kategorie potentiell gefährdet (NT), ist eine genauso beunruhigende Tendenz wie der Rückgang von seltenen Arten. Die erhaltenen Resultate unterstreichen die grosse Verletzlichkeit der stenöken Arten in folgenden Lebensräumen:

  • Arten der Pionierlebensräume der Flussauen, wie horthippus pul­lusEpacromius tergestinusLocusta migratoriaPteronemobius lineolatus und Tetrix tuerki 
  • Arten der sekundären Pionierlebensräume (Watt, Kiesgruben, Steinbrüche, Ruderalstellen und Brachen), wie Calliptamus barbarusC. siciliae, Sphingonotus caerulans und Tetrix ceperoi;
  • Arten der Moore und Feuchtwiesen, wie Conocephalus dorsalis, C. fuscus, Chorthippus montanus, Pteronemobius heydenii  und  Stethophyma grossum; 
  • Arten der Rasen mit offenen Bodenstellen, Trockenwiesen und -weiden, wie Arcyptera fusca, Metrioptera bicolor, Oedaleus decorus, Pachytrachis striolatus, Platycleis tessel­lata, Psophus stridulus, Saga pedo, Stenobothrus stigmaticus, S. nigromaculatus, Tettigonia caudata und Uvarovitettix depressus ;
  • Waldrandarten, wie Ephippiger ephippiger diurnus und E. vicheti.

Die Erhaltung dieser Arten hängt von geeigneten Pflegemassnahmen oder einer angepassten Bewirtschaftung der besiedelten Lebensräume ab (s. Kapitel "Empfehlungen") sowie insbesondere von den Biotopen, welche in Objekten von nationaler oder kantonaler Bedeutung liegen. Dennoch gibt es keine sichere Garantie, dass die Umsetzung der Massnahmen zum gewünschten Erfolg führen. 

Rote Liste 1994

Die erste Rote Liste der Heuschrecken wurde von Nadig & Thorens verfasst und erschien in der Publikation von Duelli et al. (1994). Zu diesem Zeitpunkt befand sich die entsprechende Datenbank im Hinblick auf den im Jahre 1997 erschienen Verbreitungsatlas der Heuschrecken noch im Aufbau. Für die Beurteilung des Rote Liste Status standen gegen 56'000 Datensätze zur Verfügung. Im anschliessend erschienenen Atlas wurden die zwischenzeitlich in der Schweiz entdeckten Arten neu aufgenommen. Betroffen waren folgende Arten: Platycleis tesselataTetrix ceperoi und Stenobothrus stigmaticus.