Würfelnatter
Natrix tessellata (Laurenti, 1768)
Die Würfelnatter, Natrix tessellata, gehört zusammen mit der Ringelnatter, Natrix natrix, und der Vipernatter, Natrix maura, zu den Wassernattern. Sie ist leicht an ihrer markanten Kopfform sowie den leicht nach oben gerichteten Augen zu erkennen. Die runde Pupille verrät uns, dass es sich hierbei um eine ungiftige, völlig harmlose Schlange handelt.
Ihre Grundfärbung variiert stark, wobei graue und beige Töne überwiegen. Es kommen aber auch rötliche, gelbliche oder völlig schwarze Tiere vor. Die Zeichnung besteht aus mehr oder weniger markanten, schwarzen bis braunen Flecken, welche die obere Rückenpartie sowie die Flanken zieren. Diese würfelartigen Flecken (Namensgebung) können jedoch, vor allem bei älteren Exemplaren fast vollständig fehlen. Die Bauchseite ist in der Regel gefleckt. Gelegentlich treten aber auch Tiere ohne Bauchfleckung auf.
Sowohl die Jahres- als auch die Tagesaktivitäten der Würfelnatter werden durch die Aussentemperaturen bestimmt. Einige Tage nach dem Verlassen der Winterverstecke, etwa ab März beginnt die Paarungsperiode, bei der sich oft mehrere Tiere – bis über ein Dutzend – zusammenfinden. Nach der Paarung suchen die Weibchen gut besonnte, geschützte und ungestörte Sonnplätze auf. Hier harren sie wochenlang aus, um ihre Eier heranreifen zu lassen, welche sie dann im Hochsommer an besonderen Stellen ablegen. In der Regel sind es ein bis zwei Dutzend, selten mehr als 30 an der Zahl.
Als Ablagestellen dienen allerlei verrottende Haufen aus pflanzlichem Material. Besonders angezogen fühlen sie sich von Pferdemiststöcken und alten Komposthaufen. Die Eiablage findet aber auch häufig in Uferbefestigungen statt. Hier werden die Eier vermutlich in die engen Spalten und Zwischenräume gelegt. Etwa Ende August bis September schlüpfen die Jungen, welche vom ersten Tag an auf sich alleine gestellt sind. In der oft kurzen Periode vor der Winterruhe müssen sie sich, wie ihre Mütter auch, möglichst grosse Fettreserven anfressen.
Die Verbreitungsschwerpunkte in Europa befinden sich im Süden und Südosten: in Italien, auf dem Balkan sowie in den Ländern rund um das Schwarze Meer. Ihr Gesamtareal reicht im Osten bis nach China.
In der Schweiz kommt sie von Natur aus nur im Tessin, im Misox sowie im südlichen Puschlav vor. Illegal ausgesetzte, heute noch bestehende Populationen leben an einigen Seen der Nordschweiz.
Vereinzelte Funde an Flüssen ausserhalb ihrer natürlichen Verbreitung sind ebenfalls auf illegale und ökologisch nicht vertretbare Aussetzungen zurückzuführen.
Die an Wärme gewöhnte Art steigt nicht sehr hoch hinauf, oberhalb 500 m ü. M. wird sie nur noch selten angetroffen, der höchste heute bekannte Fundort liegt bei 880 m ü. M.
Die höchste Gefahr droht der Würfelnatter durch die fortschreitende Zerstörung ihrer Lebensräume. Davon betroffen sind sowohl grossräumige Biotope als auch Kleinstrukturen. In den letzten Jahrzehnten sind kilometerweise Flüsse und Bäche begradigt worden, kleinere Gräben wurden eingedolt, viele Weiher und Kleingewässer sind verschwunden.
Besonders schlimm wirkt sich die moderne Sanierung von alten, ufernahen Mauerwerken aus. Kunstvoll aufgebaute, über Jahrzehnte «ökologisch» herangereifte Böschungs-befestigungen werden durch «sterile» Betonwerke ersetzt oder versiegelt. Damit verschwinden nicht nur die bestehenden Populationen, sondern auch die Lebensgrundlage für künftige Bestände.
- Schutz aller noch intakten Restpopulation und ihrer Lebensräume. In erster Priorität sind die natürlichen oder naturnahen Biotope unter Schutz zu stellen, den Ansprüchen entsprechend zu gestalten, bzw. zu pflegen.
- Erhalt von Kleinstrukturen (vor allem steinige Befestigungen im Uferbereich).
- In dringenden Sanierungsfällen müssen die Uferbefestigungen und -verbauungen möglichst reptiliengerecht durchgeführt werden. Ist dies nicht möglich, müssen in unmittelbarer Nähe Ersatzstrukturen angeboten werden.
- In bestehenden Biotopen ist das Angebot an geeigneten Versteck- und Sonnplätzen sukzessive zu erhöhen: Besonders geeignet sind Trockenmauern, Steinhaufen und andere Kleinstrukturen aus Steinen.
- An günstigen Stellen sind Eiablage- und Überwinterungsstellen anzubieten. Diese müssen unbedingt vor Hochwasser geschützt angelegt werden. Besonders gerne werden Haufen aus Pferdemist/Sägemehl angenommen, aber auch Laub- und Schnittguthaufen mit Ästen oder Holzresten gemischt. Es muss darauf geachtet werden, dass nach Möglichkeit mehrere Haufen angelegt werden. Damit wird das Risiko einer Massenablage gemindert. Schlangeneier sind begehrte Beute für allerlei ungebetene Gäste wie Wildschwein, Fuchs oder Iltis.
Adulte Würfelnatter
Portrait einer Würfelnatter
Eine Würfelnatter an einem Sonnplatz in ihrem Lebensraum. Als Wassernattern können sie sehr gut tauchen und schwimmen
Die Würfelnatter ernährt sich von Fischen und kommt deshalb in fischreichen Steh- und Fliessgewässern vor, welche am Ufer genügend Versteckmöglicheiten bieten
Steckbrief
- Gestalt schlank
- Kopf schmal & lang, undeutlich vom Hals abgesetzt
- Grundfarbe hell- bis dunkelgrau, braun, seltener olivgrün
- Rücken mit dunkler Flecken- oder Barrenzeichnung
- Auge gross, nach oben verschoben
- Kopfschilder gross
- eine Schuppenreihe zwischen Auge und Mundspalte
- Jungtiere mit markantem, V-förmigen Nackenfleck
- Verwechslungsarten: Vipernatter, Ringelnatter, Aspisviper
- Status Rote Liste: stark gefährdet (EN) (Zur Roten Liste)
- Beobachtung melden
Downloads
- Merkblatt: Die Würfelnatter (pdf)