Kreuzkröte
Epidalea calamita Laurenti, 1768
Früher: Bufo calamita
Die Kreuzkröte ist ein Pionier und Vagabund. Die ersten Tiere werden an milden Frühlingsabenden, selten mal schon Ende März, meist aber ab Mitte April aktiv. Sobald die Dämmerung hereingebrochen ist, beginnen einzelne Männchen am Rande grosser Pfützen zu rufen. Bald setzt ein ganzer Chor rufender Männchen mit ihrem lauten, metallischen „ärrrr-ärrrr“ ein, der bei ruhiger Luft viele Hundert Meter weit zu hören ist. Charakteristisch ist die Haltung der Männchen beim Rufen: auf die Arme, manchmal auf die Fingerspitzen abgestützt, stehen die Tiere hochaufgerichtet im seichten Wasser, meist direkt am Gewässerrand, manchmal auch an Land. Ein Rufen schwimmend auf der Wasseroberfläche (wie etwa beim Laubfrosch) oder unter Wasser ist ausgeschlossen.
Nähert sich ein anderes Männchen, ein Paar oder ein Weibchen, so schwimmt oder rennt das Männchen auf dieses zu und versucht es zu umklammern. Verpaarte Männchen äussern einen kurzen Abwehrlaut und stossen den Zudringling mit den Hinterbeinen weg. Kommt es zur Paarung, so legt das Weibchen nach wenigen Stunden eine ein- bis zweireihige Laichschnur mit einigen Tausend Eiern, die vom Männchen gleichzeitig besamt werden, ins seichte Wasser ab, ohne sie speziell zu befestigen.
Die Rufperiode kann insgesamt von Ende März bis in den August hinein reichen, allerdings mit unterschiedlicher Intensität: während des Höhepunkts Ende April/Mai ruft der Chor die ganze Nacht durch bis zum Morgengrauen, später im Frühling nur noch abends und in den Morgenstunden. Zwischendurch gibt es Phasen, wo nur wenige oder keine Tiere aktiv sind (etwa bei Wassertemperaturen unter 10 °C). Im Hoch- und Spätsommer wird meist nur noch bei und nach Regenfällen gerufen. Entsprechend der langen Rufaktivität kann der Laich irgendwann zwischen April und August abgelegt werden, die Wassertemperatur muss aber über 12 °C betragen.
Tagsüber halten sich die Tiere versteckt unter Brettern, Steinplatten, Ziegeln oder in Erdlöchern auf. Ausnahmsweise rufen Männchen tagsüber aus dem Versteck heraus.
Das Verbreitungsgebiet der Kreuzkröte erstreckt sich in einem rund 700 km breiten Band der Atlantikküste entlang von Südspanien über ganz Frankreich, die Benelux- Staaten, Deutschland, Dänemark, Tschechien, Polen Westrussland, England und Irland.

Die Kreuzkröte zählt zu den seltenen Amphibienarten der Schweiz. Ihre Lebensräume sind extrem unbeständig: entweder verlanden und überwachsen sie derart, dass sich Tiere nicht mehr wohlfühlen und abwandern, oder aber sie werden vom Menschen zugeschüttet. Die Kreuzkröte ist kein Tier für den Privatgarten, da hier kaum auf die Dauer geeignete Lebensräume geschaffen werden können. Ihr Schutz ist eine Aufgabe für Behörden und Naturschutzorganisationen.
Die grösste Verantwortung für den Fortbestand der Kreuzkröte liegt bei den Abbaubetrieben. Obwohl in modernen Gruben der Betrieb oft sehr intensiv ist und enge Platzverhältnisse herrschen, ergibt sich immer wieder eine Ecke, in derfür einige Wochen Gewässer ungestört erhalten werden können. Viele Beispiele zeigen das in der Praxis. Oft fehlt es an der zielgerichteten Beratung und in einigen Fällen wohl auch am Wissen oder Willen.
Erleidet eine Grube nicht das normale Schicksal des Aufgefülltwerdens und kann sie der Naturschutz sichern, so setzt ein Kampf um die Erhaltung der Pionierstadien ein. Dies bedingt den regelmässigen Einsatz von Baumaschinen, welche alle paar Jahre die zuwachsenden Böden und Hänge wieder aufreissen und neue Gewässer anlegen. Geeignete Unterschlüpfe in Form von groben Stein-, Backstein- oder Ziegelhaufen sollten zusätzlich errichtet werden.
Als Fernziel aber ist die Schaffung ursprünglicher Kreuzkrötenhabitate anzustreben, indem ein Teil der Fluss- und Seespiegeldynamik wiederhergestellt würde, wobei gleichzeitig der heutige Nährstoffeintrag massiv gesenkt werden müsste. Nur so kann die Kreuzkröte langfristig und selbständig überleben. Sicher würde sie aktiv an einem solchen Programm mitarbeiten, indem sie bald neu entstehende Lebensräume besiedelt. Der Mensch müsste lediglich günstige Rahmenbedingungen schaffen.
Rufendes Kreuzkrötenmännchen
Portrait einer Kreuzkröte. Gut sichtbar ist die gelbgrüne Iris, welche im Gegensatz bei der Erdkröte orange ist.
Die Kreuzkröten legen wie die Erdkröte ihre Eier in Laichschnüren ab. Bei der hier abgebildeten Laichschnur sind soeben die Larven (Kaulquappen) aus ihren Eiern geschlüpft.
Die Kreuzkröte ist eine Pionierart und besiedelt temporär wasserführende, besonnte und meist vegetationsarme Gewässer.
Steckbrief
- Gestalt plump und gedrungen
- Hinterbeine kurz
- Haut warzig, Warzen oft rötlich
- Grundfarbe bräunlich, beige oder grau
- Körperoberseite dunkelbraun oder olivgrün gezeichnet
- auffällige, gelblich bis weissliche Rückenlinie
- Iris gelbgrün
- Pupille waagrecht-elliptisch
- Parotiden (Ohrdrüsen) gut sichtbar, parall verlaufend
- Trommelfell undeutlich sichtbar
- Verwechslungsarten: Wechselkröte, Erdkröte; Maulwurfsgrille (Gesang!)
- Status Rote Liste: stark gefährdet (EN) (Zur Roten Liste)
- Amphibienrufe
- Beobachtung melden
Downloads
- Merkblatt: Die Kreuzkröte (pdf)
- Praxismerkblatt: Die Kreuzkröte (pdf)