Erdkröte
Bufo bufo (Linnaeus, 1758)
Die Erdkröten zeigen ein unterschiedliches Verhalten je nach der Art des Laichplatzes, den sie aufsuchen. Die meisten im Mittelland vorkommenden Erdkröten gehören zu einer Population, die sich im März oder April für 2–3 Wochen in der Uferzone eines dauerhaften Weihers oder in einem bestimmten Abschnitt eines Seeufers zur Fortpflanzung trifft. Überwintert haben die Tiere in der Regel in den umliegenden Wäldern.
Bei solchen oft grossen, mehrere tausend Individuen zählenden Populationen, ist die nächtliche Wanderung zum Laichplatz beeindruckend. Besonders augenfällig werden diese wenn dabei eine stark befahrene Strasse überquert werden muss und viele Kröten überfahren werden. In einem durch die aktuelle Witterung mitbestimmten populationstypischen Zeitabschnitt wandern die Kröten am zügigsten ab 5 °C nach Einbruch der Dunkelheit bei Regen. Die im Frühling zurückgelegte Wanderdistanz variiert nach Population und Individuum; mehrere hundert Meter bis 1 km sind häufig.
Die Sommerquartiere, besonders der Weibchen, sind zum Teil wesentlich weiter - bis gegen 3 km - vom Laichplatz entfernt; einen Teil der Laichwanderung legen die Kröten bereits im Herbst zurück. Auf der Wanderung springen die Männchen, die deutlich in der Überzahl sind, jedes sich bewegende Objekt von passender Grösse an, so dass die meisten Weibchen bereits mit einem Männchen auf dem Rücken am Laichplatz eintreffen. Nach etwa 5–14 Tagen Wasseraufenthalt laichen die meisten Paare innerhalb einer Woche in einem Bereich von wenigen Quadratmetern ab, häufig im Schilfgürtel, wo das Wasser etwa 60 cm tief ist. Zwischen den rund 10 und mehr einzelnen Laichakten, bei denen das Männchen die jeweils austretenden Abschnitte der beiden Laichschnüre besamt, bewegt sich das Paar soweit fort, bis die Schnüre straff in der Vegetation (oder als Ersatz zwischen Ästen und Steinen) aufgehängt sind.
Die Erdkröte kommt in ganz Europa mit Ausnahme von Nordskandinavien und einigen Inseln vor, tritt in den Alpen bis über 1'500 m, sporadisch bis gegen 2'200 m auf und ist unterhalb 1'500 m in der Schweiz weit verbreitet und häufig. Obwohl hier die meisten Kröten ausserhalb der Laichzeit in den Wäldern leben, findet man immer auch Tiere in offenem Land, in Siedlungen und Gärten.
Der Umstand, dass wohl die meisten grossen Krötengesellschaften des Mittellandes mit "sturer" Ortstreue an bestimmte Laichorte in dauerhaften Gewässer gebunden sind, bringt ihnen in der Zivilisationslandschaft Vor- und Nachteile. Der Vorteil liegt darin, dass viele der von der Erdkröte benutzten Weiher und Seeuferabschnitte auch dem Menschen reizvoll erscheinen und deshalb geschützt sind.
Mit rund 2500 bekannten Standorten in der Schweiz ist die Art zur Zeit nicht stark gefährdet, gilt aber dennoch als rückläufig. Denn die Bindung an bestimmte Orte bringt auch Nachteile: Wird ein Laichplatz ohne in unmittelbarer Nähe gelegenen Ersatz zerstört, kann die ganze Population aussterben. Die Ortstreue macht die Erdkröte wenig flexibel - es gibt Ausnahmen - im Besiedeln neuer an sich geeigneter Wasserstellen; die Neubesiedlung erfolgt in der Regel zögernd, und es kann Jahrzehnte dauern, bis sich eine stabile Population gebildet hat.
Auch dort, wo Erdkröten in scheinbar neuen Wasserstellen, etwa in Kiesgruben erscheinen, handelt es sich manchmal um Ersatz für einen wenige Jahre früher zerstörten dauerhaften Laichplatz. Der schnelle Landschaftswandel hat zur Folge, dass für die Erdkröte Laichplätze schneller verschwinden (besonders alte oder bereits als Ersatz dienende Teiche in Kiesgruben) als neue Angebote genutzt werden können.
Ein Erdkrötenpaar im "Amplexus", d.h. das Männchen umklammert in der Paarungszeit das Weibchen (im Bild: oben Männchen, unten Weibchen)
Portrait einer Erdkröte
Erst kürzlich metamorphosierte Erdkröte
Die Larven (Kaulquappen) der Erdkröte sind - wie bei der Kreuzrköte - ganz schwarz.
Die Erdkröte nutzt als Laichgewässer permanent wasserführende, grössere und über 50 cm tiefe Gewässer. Ausserhalb der Paarungszeit nutzen die Erdkröten Wälder als Landlebensraum.
Steckbrief
- Gestalt gedrungen
- Haut warzig
- Hinterbeine im Vergleich zu Fröschen kurz
- Grundfarbe braun, teilweise rötlich oder gelblich
- oft einfarbig, teilweise mit dunklem, diffusen Fleckenmuster
- Bauchseite grau, hellbraun, weisslich
- Kopf breit
- Pupille waagrecht-elliptisch
- Iris orangerot
- Ohrdrüsen (Parotiden) gross
- Trommelfell schlecht sichtbar
- Verwechslungsarten: Kreuzkröte, Geburtshelferkröte
- Status Rote Liste: verletzlich (VU) (Zu Rote Liste)
- Amphibienrufe
- Beobachtung melden
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