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Amphibien fördern in der Landwirtschaft

Viele der heute landwirtschaftlich genutzten Flächen waren früher Feuchtgebiete (siehe Einleitung), welche Amphibien ideale Lebensräume boten (ein Fünftel der landwirtschaftlichen Nutzfläche wurde drainiert). Unter gewissen Bedingungen können Amphibien noch heute auf landwirtschaftlichen Flächen leben; besonders wertvoll sind in diesem Zusammenhang Ried- und Feuchtwiesen, temporär überflutete Wiesen sowie temporär wasserführende Gewässer als Ersatzstandorte der früheren Feuchtgebiete.
Durch ein solches Gewässerangebot können Kreuzkröte, Gelbbauchunke, Laubfrosch und einige Molcharten gefördert werden. In einigen Regionen der Schweiz kommt auch die Geburtshelferkröte oft auf Landwirtschaftsflächen vor, wo sie z.B. Feuerlöschteiche oder andere, permanent wasserführende Gewässer nutzt. Von diesen Gewässern profitieren auch die häufigeren Amphibienarten, wie Grasfrosch, Erdkröte, Bergmolch, u.a.
 
Der Schwerpunkt der Amphibienförderung auf landwirtschaftlichen Flächen liegt auf der Schaffung temporär wasserführender Gewässer für die stark gefährdeten Amphibienarten. Geeignete Standorte sind natürlicherweise zu Vernässung neigende Wiesen und Weiden oder unproduktive Flächen mit einer schlecht funktionierenden Drainage oder Riedflächen und Feuchtwiesen.
 
Ein wichtiger Aspekt bei der Amphibienförderung auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist, dass anorganische Dünger, Gülle und Pflanzenschutzmittel bei Amphibien zu Verätzungen und Vergiftungen führen, welche meist tödlich enden. Ihr Einsatz in potentiellen Landlebensräumen und in der Gewässerumgebung ist deshalb zu vermeiden und eine Pufferzone ist sinnvoll (mindestens 6 m, idealerweise 50 m).
 
Mit den „Umweltzielen Landwirtschaft“ (siehe Abschnitt Umweltziele Landwirtschaft) wird die Umsetzung der Fördermassnahmen für Amphibien auf landwirtschaftlichen Flächen auf nationaler Ebene gefördert.
 
Praktische Hinweise:
  • Ziel- und Leitarten (siehe Abschnitt Umweltziele Landwirtschaft) können in Vernetzungsprojekten und/oder in Landschaftsentwicklungskonzept (LEK) einbezogen werden.
  • Ein Naturschutzvertrag zwischen Landwirt und Gemeinde resp. Kanton, welcher die Pflege des Gewässers regelt, ist sinnvoll. Nach Ablauf des Vertrages (i.d. Regel 6 Jahre) besteht die Möglichkeit, das Gewässer zurückzubauen oder den Vertrag zu verlängern.
  • Der Landlebensraum und die Gewässerumgebung können durch extensive Beweidung oder durch Mahd mit dem Balkenmäher (wesentlich tierfreundlicher als Kreisel- oder Schlegelmäher!) gepflegt und offen gehalten werden. Die Schnitthöhe soll auf mind. 12 cm eingestellt und auf Mähgutaufbereiter soll verzichtet werden.
  • Offene Wasserflächen und mehrheitlich unter Wasser stehende Flächen auf der Betriebsfläche sind anrechenbar an die ökologische Ausgleichsfläche.
  • Im IP-Suisse Punktesystem sind sowohl spezifische und aufwändige Naturschutzmassnahmen, welche bedrohte Zielarten oder spezielle Lebensräume (Biotope, Trockenmauern) fördern, als auch die Strukturvielfalt (z.B. Ruderalflächen, Steinhaufen) auf öA-Flächen punkteberechtigt.
Die Praxismerkblätter enthalten zur Förderung dieser Arten ausführlichere Informationen.

Welche Arten können in der Landwirtschaft gefördert werden?

Der Feuersalamander nutzt kleine Fliessgewässer in Wiesen und Weiden und manchmal auch Quellfluren als Fortpflanzungsgewässer. Als Landlebensraum nutzt er in der Nähe gelegene feuchte Wälder und Gehölze.

 

Der Alpensalamander kommt hauptsächlich in höheren Lagen in verschiedenen Lebensräumen vor, unter anderem auch auf Alpweiden, welche mit Steinen (Trockenmauern, u.a.) durchsetzt sind. Er ist zur Fortpflanzung nicht auf Gewässer angewiesen

 

 

Der Teichmolch sowie auch der Kammmolch können mit überfluteten Wiesen und grösseren Tümpeln auf landwirtschaftlichen Flächen gefördert werden. Auch extensive, feuchte bis vernässte Weidestellen,  Streueflächen, Tümpel in Feuchtgebieten und Riedwiesen eignen sich insbesondere für den Teichmolch als Laichgewässer.

Als Landlebensraum und Wanderkorridor dienen ihnen Saumvegetation, Hecken-, Feld- und Ufergehölze, Säume auf Ackerflächen, Hochstauden, Röhrichte, Steinhaufen und weitere Kleinstrukturen sowie Waldränder in der Nähe des Laichgewässers (< 50–200 m).

 

 

Der Laubfrosch kommt in temporär überfluteten Wiesen, Riedwiesen mit offenen Wasserflächen, Weihern und Tümpeln (z.B. offene Wasserstelle als Viehtränke in Weide) vor.
Als Landlebensraum und Wanderkorridor dienen ihm Hochstauden, Saumvegetation, Hecken-, Feld- und Ufergehölze sowie Waldränder in der Nähe des Laichgewässers.

Die Gelbbauchunke kommt in kleinen, temporären Gewässern, in Tümpeln von Fahrspuren, in vernässten Stellen auf Wiesen und Weiden, sowie in Entwässerungsgräben (am Rande landwirtschaftlicher Nutzflächen oder an einem Böschungsfuss) vor.
Solche Laichgewässer können auch mit minimalem Aufwand neu geschaffen werden und es wäre wünschenswert, wenn in der Nähe von Gelbbauchunkenvorkommen pro Betrieb insgesamt etwa 10–20 temporäre Gewässer an 2-4 Standorten angelegt werden.
Als Landlebensraum dienen ihr Waldränder, Saumvegetation, Ruderalflächen, Hecken-, Feld- und Ufergehölze, Säume auf Ackerflächen, Röhrichte sowie Steinhaufen und weitere Kleinstrukturen.

 

 

Im hügeligen Mittelland, den Voralpen und im Jura kommt die Geburtshelferkröte in verschiedenen Lebensräumen auf Landwirtschaftsland vor. Als Fortpflanzungsgewässer nutzt sie hauptsächlich natürliche Weiher, (ehemalige) Nutzteiche (meist Feuerlöschteiche) oder auch Gartenweiher. Als Landlebensraum dienen besonnte Böschungen, offene Bodenstellen in Weiden oder Wiesen, Trockenmauern, Steinhaufen, Bodenplatten, lückigen Terrassen oder strukturreiche Bauerngärten, welche sich in unmittelbarer Nähe zum Gewässer befinden.

Die Kreuzkröte kommt auf überfluteten Wiesen, an extensiv genutzten, vernässten Weidestellen und in Gewässern auf Streueflächen vor.  Sofern Unterschlupfmöglichkeiten vorhanden sind, kann auch das Ackerbaugebiet als Lebensraum dienen. Da Äcker meist nur ein geringes Nahrungsangebot aufweisen, sind hier insbesondere Asthaufen sowie zusätzliche Strukturen wie Säume auf Ackerflächen oder Steinhaufen sehr wichtige Element.

 

 

Grasfrosch, Erdkröte, Bergmolch, Fadenmolch und Wasserfrösche können ebenfalls auf landwirtschaftlichen Flächen vorkommen und laichen meist in permanent wasserführenden Gewässern.

Welche Gewässer können auf Landwirtschaftsland angelegt werden?

Details zur Erstellung von Fortpflanzungsgewässern und zum Unterhalt von Gewässern und Landlebensraum sind den Praxismerkblättern zu entnehmen.

Gewässer auf staunassem Untergrund oder auf verdichteten Bodenstellen führen in aller Regel nur temporär Wasser und eignen sich für die Gelbbauchunke und teilweise für die Kreuzkröte.

An geeignetenStandorten Wasser führende Radspuren von landwirtschaftlichen Maschinen belassen beziehungsweise anlegen. Geländeunebenheiten (Wasser führende Senken, Wälle) an vernässten Stellen auf dem Betriebsareal, auf Weiden, Wiesen- oder Ackerrändern, entlang von Feld- und Fahrwegen, Bächen, Krautsäumen und Waldrändern zulassen und vertiefen.

 
 

Kulturland & Wiesen ohne Drainagesystem
Auf staunassen Wiesen (lehmiger Untergrund) können flache Mulden ausgehoben werden, sodass genügend lange Regenwasser zurückbehalten wird.
Achtung: Nicht zu stark abtiefen, da ein gelegentliches Austrocknen von Vorteil ist und je nach Untergrund eine dichte Schicht durchstossen werden könnte.

Kulturland & Wiesen mit Drainagesystem
Extensive Wiesen und Riedwiesen mittels Einstauen einer vorhandenen Drainage überfluten (eventuell Bodensenke zusätzlich durch Materialaushub vertiefen). Ideale Standorte sind dort, wo Drainagen defekt sind oder nicht mehr gut funktionieren. Die Fläche kann permanent durch fixen Verschluss eines Drainagerohres oder temporär anhand eines kontrollierbaren Ablasses überflutet werden. Der Verlauf des Drainagesystems ist vorgängig abzuklären. Bei Bedarf kann zusätzlich Wasser durch Einleiten anderer Drainagerohre zugeführt werden, sofern das Wasser nicht zu stark nährstoffhaltig ist.

Ehemalige Feuchtgebiete und torfhaltige Böden
In Riedwiesen, in Seggenrieden im Uferbereich von Seen, in verlandenden Altarmen, ehemaligen Torfstichen u.a. können Abzugsgräben mit Spundwänden verschlossen werden, damit das Wasser in den Gräben gestaut wird. Bei Bedarf können die Abzugsgräben etwas vertieft werden, damit das Wasser mindestens 20 cm hoch ist.
 
Damit die überflutete Fläche im Idealfall weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden kann (z.B. als Streuwiese, extensive Wiese oder Weide), muss die auszuhebende Senke eher grossflächig und flach angelegt werden. Steile Ufer sind zu vermeiden, damit eine maschinelle Befahrbarkeit nach dem Abtrocknen gewährleistet ist. Zur Mahd Balkenmäher verwenden (wesentlich tierfreundlicher als Kreisel- oder Schlegelmäher) und auf Mähgutaufbereiter verzichten. Schnitthöhe auf mind. 12 cm einstellen.
Wo Hangwasser in die landwirtschaftliche Nutzfläche übertritt (z.B. am Hangfuss einer Weide, Wiese) können zu Vernässung neigende Geländemulden vertieft oder ein Graben ausgehoben werden. Bestehende Entwässerungsgräben sollen offen geführt und nicht in Röhren abgeleitet werden. Mittels stellenweisen Vertiefungen in diesen Gräben können mit geringem Aufwand stehende Kleingewässer (Tümpelketten) geschaffen werden.
Alternativ kann auch ein Wiesengraben, ein Brunnenüberlauf oder ein Rinnsal (z.B. von Hangdruckwasser) eingestaut oder einer Geländemulde zugeleitet werden.

 

 

Wenn kein dichter Untergrund vorhanden ist, kann ein künstlich abgedichtetes Gewässer mit Ablassvorrichtung in Betracht gezogen werden. Der Gewässerboden kann mit Grünsaat eingesät werden, sodass eine Art überflutete Wiese entsteht.

 

Feuerlöschteiche werden vor allem in einigen Regionen von der Geburtshelferkröte als Fortpflanzungsgewässer genutzt. Im Gewässer sollen keine Fische oder Enten gehalten werden bzw. die Fische sind zu entfernen. Falls nötig, Ein- oder Ausstiegshilfen in Form von Rampen oder Steinriegeln anbieten. Ergänzend können allenfalls Versteckstrukturen in den Teich eingebracht werden.
Die Reinigung des Feuerlöschteiches soll möglichst nur alle 2 bis 10 Jahre im Spätherbst stattfinden. Vor der Reinigung sollen Kaulquappen abgefischt und anschliessend wieder eingesetzt werden.

 

Auch Brunnen, Viehtränken oder Gartenweiher können in Einzelfällen als Fortpflanzungsgewässer dienen (z.B. in Rebbergen, Weiden und auf dem Hofareal). Viehtränken sind vor allem im Jura wichtig (künstliche Teiche), wobei es sinnvoll sein kann, Uferpartien partiell auszuzäunen.

 

Laichgewässer für Amphibien schaffen - ein Kurzfilm des FiBL in Zusammenarbeit mit info fauna karch.  

Landlebensraum

Versteckmöglichkeiten wie Lesestein- und Sandhaufen, Trockenmauern, Ast- oder Holzhaufen, Krautsaum, Gehölze, etc. in Nähe des Fortpflanzungsgewässers sind wichtig.
Für den Laubfrosch sind besonders Hecken, (Brombeer-)Gebüsche, Baumgruppen, Ufervegetation, Hochstaudenfluren und Krautsäume wertvoll.
Die Geburtshelferkröte hat noch etwas spezifischere Ansprüche an ihren Lebensraum: sie benötigt sonnige Böschungen und Rutschpartien, welche in (Alp-)Weiden durch Mahd oder Beweidung offen gehalten werden. Wichtig ist auch ein regelmässiger Rückschnitt der schattenwerfenden Gehölze, damit ihr Landlebensraum besonnt bleibt.
 

Umweltziele Landwirtschaft

Der Bericht "Umweltziele Landwirtschaft" (BAFU, 2008) nennt u.a. für die Amphibien die Ziel- und Leitarten auf landwirtschaftlichen Flächen sowie ihre Lebensräume, anhand welcher diese Amphibienarten gefördert werden können. 

Folgende Amphibienarten sind Ziel- & Leitarten auf landwirtschaftlichen Flächen:
 
Zielarten (gesamtschweizerisch)
Leitarten

 

Weiterführende Informationen

  • Merkblatt Kleinstrukturen auf Biodiversitätsförderflächen entlang von Fliessgewässern. Agridea.
  • Merkblatt Erntetechnik und Artenvielfalt in Wiesen. Agridea. PDF
  • Merkblatt Biodiversitätsförderung auf dem Landwirtschaftsbetrieb - Wegleitung. Agridea PDF
  • Studie: Das Ackerbaugebiet - ein Lebensraum für die Kreuzkröte? E. Schweizer, 2014. Umwelt Aargau 65: 53-56. PDF
  • Studie: Kreuzkröten im Landwirtschaftsgebiet. M. Frei, 2015. Umwelt Aargau 67: 39-42. PDF

Ausstiegshilfe für Amphibien aus Weiderosten

Amphibie in Weiderost_Amphibienschutz Tirol.JPG

In Berggebieten können Weideroste zu Amphibienfallen werden. Der Amphibienschutz in Tirol hat empfehlenswerte Anleitungen zur Planung, dem Einbau und der Wartung von Amphibienleitern in Weiderosten verfasst: 

Es gibt noch weitere Fallen für Amphibien. Welche dies sind und was dagegen unternommen werden kann, erfahren Sie hier: