Amphibien fördern in der Landwirtschaft
Durch ein solches Gewässerangebot können Kreuzkröte, Gelbbauchunke, Laubfrosch und einige Molcharten gefördert werden. In einigen Regionen der Schweiz kommt auch die Geburtshelferkröte oft auf Landwirtschaftsflächen vor, wo sie z.B. Feuerlöschteiche oder andere, permanent wasserführende Gewässer nutzt. Von diesen Gewässern profitieren auch die häufigeren Amphibienarten, wie Grasfrosch, Erdkröte, Bergmolch, u.a.
- Ziel- und Leitarten (siehe Abschnitt Umweltziele Landwirtschaft) können in Vernetzungsprojekten und/oder in Landschaftsentwicklungskonzept (LEK) einbezogen werden.
- Ein Naturschutzvertrag zwischen Landwirt und Gemeinde resp. Kanton, welcher die Pflege des Gewässers regelt, ist sinnvoll. Nach Ablauf des Vertrages (i.d. Regel 6 Jahre) besteht die Möglichkeit, das Gewässer zurückzubauen oder den Vertrag zu verlängern.
- Der Landlebensraum und die Gewässerumgebung können durch extensive Beweidung oder durch Mahd mit dem Balkenmäher (wesentlich tierfreundlicher als Kreisel- oder Schlegelmäher!) gepflegt und offen gehalten werden. Die Schnitthöhe soll auf mind. 12 cm eingestellt und auf Mähgutaufbereiter soll verzichtet werden.
- Offene Wasserflächen und mehrheitlich unter Wasser stehende Flächen auf der Betriebsfläche sind anrechenbar an die ökologische Ausgleichsfläche.
- Im IP-Suisse Punktesystem sind sowohl spezifische und aufwändige Naturschutzmassnahmen, welche bedrohte Zielarten oder spezielle Lebensräume (Biotope, Trockenmauern) fördern, als auch die Strukturvielfalt (z.B. Ruderalflächen, Steinhaufen) auf öA-Flächen punkteberechtigt.
Welche Arten können in der Landwirtschaft gefördert werden?
- Feuersalamander
- Alpensalamander
- Molche
- Laubfrosch
- Gelbbauchunke
- Geburtshelferkröte
- Kreuzkröte
- Andere Amphibienarten
Der Feuersalamander nutzt kleine Fliessgewässer in Wiesen und Weiden und manchmal auch Quellfluren als Fortpflanzungsgewässer. Als Landlebensraum nutzt er in der Nähe gelegene feuchte Wälder und Gehölze.
Der Alpensalamander kommt hauptsächlich in höheren Lagen in verschiedenen Lebensräumen vor, unter anderem auch auf Alpweiden, welche mit Steinen (Trockenmauern, u.a.) durchsetzt sind. Er ist zur Fortpflanzung nicht auf Gewässer angewiesen
Der Teichmolch sowie auch der Kammmolch können mit überfluteten Wiesen und grösseren Tümpeln auf landwirtschaftlichen Flächen gefördert werden. Auch extensive, feuchte bis vernässte Weidestellen, Streueflächen, Tümpel in Feuchtgebieten und Riedwiesen eignen sich insbesondere für den Teichmolch als Laichgewässer.
Als Landlebensraum und Wanderkorridor dienen ihnen Saumvegetation, Hecken-, Feld- und Ufergehölze, Säume auf Ackerflächen, Hochstauden, Röhrichte, Steinhaufen und weitere Kleinstrukturen sowie Waldränder in der Nähe des Laichgewässers (< 50–200 m).
Der Laubfrosch kommt in temporär überfluteten Wiesen, Riedwiesen mit offenen Wasserflächen, Weihern und Tümpeln (z.B. offene Wasserstelle als Viehtränke in Weide) vor.
Als Landlebensraum und Wanderkorridor dienen ihm Hochstauden, Saumvegetation, Hecken-, Feld- und Ufergehölze sowie Waldränder in der Nähe des Laichgewässers.
Die Gelbbauchunke kommt in kleinen, temporären Gewässern, in Tümpeln von Fahrspuren, in vernässten Stellen auf Wiesen und Weiden, sowie in Entwässerungsgräben (am Rande landwirtschaftlicher Nutzflächen oder an einem Böschungsfuss) vor.
Solche Laichgewässer können auch mit minimalem Aufwand neu geschaffen werden und es wäre wünschenswert, wenn in der Nähe von Gelbbauchunkenvorkommen pro Betrieb insgesamt etwa 10–20 temporäre Gewässer an 2-4 Standorten angelegt werden.
Als Landlebensraum dienen ihr Waldränder, Saumvegetation, Ruderalflächen, Hecken-, Feld- und Ufergehölze, Säume auf Ackerflächen, Röhrichte sowie Steinhaufen und weitere Kleinstrukturen.
Im hügeligen Mittelland, den Voralpen und im Jura kommt die Geburtshelferkröte in verschiedenen Lebensräumen auf Landwirtschaftsland vor. Als Fortpflanzungsgewässer nutzt sie hauptsächlich natürliche Weiher, (ehemalige) Nutzteiche (meist Feuerlöschteiche) oder auch Gartenweiher. Als Landlebensraum dienen besonnte Böschungen, offene Bodenstellen in Weiden oder Wiesen, Trockenmauern, Steinhaufen, Bodenplatten, lückigen Terrassen oder strukturreiche Bauerngärten, welche sich in unmittelbarer Nähe zum Gewässer befinden.
Die Kreuzkröte kommt auf überfluteten Wiesen, an extensiv genutzten, vernässten Weidestellen und in Gewässern auf Streueflächen vor. Sofern Unterschlupfmöglichkeiten vorhanden sind, kann auch das Ackerbaugebiet als Lebensraum dienen. Da Äcker meist nur ein geringes Nahrungsangebot aufweisen, sind hier insbesondere Asthaufen sowie zusätzliche Strukturen wie Säume auf Ackerflächen oder Steinhaufen sehr wichtige Element.
Grasfrosch, Erdkröte, Bergmolch, Fadenmolch und Wasserfrösche können ebenfalls auf landwirtschaftlichen Flächen vorkommen und laichen meist in permanent wasserführenden Gewässern.
Welche Gewässer können auf Landwirtschaftsland angelegt werden?
Details zur Erstellung von Fortpflanzungsgewässern und zum Unterhalt von Gewässern und Landlebensraum sind den Praxismerkblättern zu entnehmen.
- Gewässer auf staunassem Untergrund
- Überflutete Wiesen
- Gräben und Entwässerungsgräben
- Gewässer mit künstlicher Abdichtung
- Feuerlöschteiche
- Andere Gewässerarten
Gewässer auf staunassem Untergrund oder auf verdichteten Bodenstellen führen in aller Regel nur temporär Wasser und eignen sich für die Gelbbauchunke und teilweise für die Kreuzkröte.
An geeignetenStandorten Wasser führende Radspuren von landwirtschaftlichen Maschinen belassen beziehungsweise anlegen. Geländeunebenheiten (Wasser führende Senken, Wälle) an vernässten Stellen auf dem Betriebsareal, auf Weiden, Wiesen- oder Ackerrändern, entlang von Feld- und Fahrwegen, Bächen, Krautsäumen und Waldrändern zulassen und vertiefen.
Kulturland & Wiesen ohne Drainagesystem
Auf staunassen Wiesen (lehmiger Untergrund) können flache Mulden ausgehoben werden, sodass genügend lange Regenwasser zurückbehalten wird.
Achtung: Nicht zu stark abtiefen, da ein gelegentliches Austrocknen von Vorteil ist und je nach Untergrund eine dichte Schicht durchstossen werden könnte.
Die Reinigung des Feuerlöschteiches soll möglichst nur alle 2 bis 10 Jahre im Spätherbst stattfinden. Vor der Reinigung sollen Kaulquappen abgefischt und anschliessend wieder eingesetzt werden.
Auch Brunnen, Viehtränken oder Gartenweiher können in Einzelfällen als Fortpflanzungsgewässer dienen (z.B. in Rebbergen, Weiden und auf dem Hofareal). Viehtränken sind vor allem im Jura wichtig (künstliche Teiche), wobei es sinnvoll sein kann, Uferpartien partiell auszuzäunen.
Laichgewässer für Amphibien schaffen - ein Kurzfilm des FiBL in Zusammenarbeit mit info fauna karch.
Landlebensraum
Für den Laubfrosch sind besonders Hecken, (Brombeer-)Gebüsche, Baumgruppen, Ufervegetation, Hochstaudenfluren und Krautsäume wertvoll.
Die Geburtshelferkröte hat noch etwas spezifischere Ansprüche an ihren Lebensraum: sie benötigt sonnige Böschungen und Rutschpartien, welche in (Alp-)Weiden durch Mahd oder Beweidung offen gehalten werden. Wichtig ist auch ein regelmässiger Rückschnitt der schattenwerfenden Gehölze, damit ihr Landlebensraum besonnt bleibt.

Umweltziele Landwirtschaft
Der Bericht "Umweltziele Landwirtschaft" (BAFU, 2008) nennt u.a. für die Amphibien die Ziel- und Leitarten auf landwirtschaftlichen Flächen sowie ihre Lebensräume, anhand welcher diese Amphibienarten gefördert werden können.
- Geburtshelferkröte
- Gelbbauchunke
- Kreuzkröte
- Europäischer Laubfrosch
- Italienischer Laubfrosch
- Teichmolch
- Italienischer Kammmolch
- Nördlicher Kammmolch
Weiterführende Informationen
- Merkblatt Kleinstrukturen auf Biodiversitätsförderflächen entlang von Fliessgewässern. Agridea.
- Merkblatt Erntetechnik und Artenvielfalt in Wiesen. Agridea. PDF
- Merkblatt Biodiversitätsförderung auf dem Landwirtschaftsbetrieb - Wegleitung. Agridea PDF
- Studie: Das Ackerbaugebiet - ein Lebensraum für die Kreuzkröte? E. Schweizer, 2014. Umwelt Aargau 65: 53-56. PDF
- Studie: Kreuzkröten im Landwirtschaftsgebiet. M. Frei, 2015. Umwelt Aargau 67: 39-42. PDF
Ausstiegshilfe für Amphibien aus Weiderosten
In Berggebieten können Weideroste zu Amphibienfallen werden. Der Amphibienschutz in Tirol hat empfehlenswerte Anleitungen zur Planung, dem Einbau und der Wartung von Amphibienleitern in Weiderosten verfasst:
- Amphibienleitern - Erhebungen im Vorfeld zur Leiterkonstruktion (pdf)
- Amphibienleitern in Weiderosten (pdf)
Es gibt noch weitere Fallen für Amphibien. Welche dies sind und was dagegen unternommen werden kann, erfahren Sie hier: