Westliche Smaragdeidechse
Lacerta bilineata bilineata Daudin, 1802
Etwa Mitte März verlassen die ersten Männchen ihre Winterquartiere und setzen sich der Sonne aus. Etwa zwei Wochen später folgen die Weibchen. Die Smaragdeidechse ist tagaktiv und in ihrem Aktivitätsrhythmus stark temperaturabhängig.
Die Nahrung der Smaragdeidechse ist vielfältig, besteht aber im Wesentlichen aus Gliederfüsslern wie Käfern, Heuschrecken, Raupen, Asseln und Spinnen, ferner aus Schnecken mit dünnwandigen Häuschen und reifen Beeren, deren Saft die Tiere auflecken. Gelegentlich werden auch neugeborene Eidechsen und Mäuse verzehrt. Die Smaragdeidechse trinkt oft, in Form von Tautropfen oder im Sommer aus Wasserlöchern. Sie hat zahlreiche Feinde. Im Wallis haben wir Turmfalken beobachtet, die sich auf Eidechsenfang spezialisiert und die Tiere oft ans Nest gebracht haben. Um Genf und im Tessin macht vor allem die Zornnatter Jagd auf Smaragdeidechsen. Jungtiere werden von jungen Vipern gefressen. Im Siedlungsbereich ist die Hauskatze der Hauptfeind. Deren Geduld wird selbst mit den aufmerksamsten Individuen fertig.
Die nördliche Verbreitungsgrenze der Smaragdeidechse liegt auf der mittleren 18°-Isotherme im August. Die Art erreicht die Kanalinseln im Norden, Spanien im Westen und Kleinasien im Osten. In der Schweiz beschränkt sie sich auf die klimatisch wärmsten Regionen: Wallis, Tessin, Bündner Südtäler, Genf und Chablais vaudois. Auf der Alpennordseite war sie nur in der Region Basel heimisch, wo sie heute verschwunden ist.
Im Wallis und Tessin ist die Art dank grosser Populationsreserven noch nicht bedroht. Dennoch werden viele ihrer Lebensräume durch Intensivlandwirtschaft verwüstet. In unteren und mittleren Hanglagen werden die grössten Dichten beobachtet. In den Kantonen Genf und Graubünden existieren wenig geeignete Lebensräume, welchen deshalb besondere Beachtung zukommen muss.
Im Kanton Waadt ist die Smaragdeidechse am stärksten bedroht: Im Chablais zerstören Flurbereinigungen im Rebgebiet zahlreiche der bereits zersplitterten Lebensräume. Die Situation der Art am Genferseeufer gibt zu Pessimismus Anlass: Zwischen Genf und Montreux existieren gerade noch zwei bis drei kleine und völlig isolierte Populationen! Allgemein ist die Smaragdeidechse im Rebgelände am stärksten gefährdet. Hier kommt der Artenschutz in Konflikt mit der Landwirtschaft.
Folgende Massnahmen können den Fortbestand der Art oder gar ein Populationswachstum begünstigen:
- Flurbereinigungen im Rebgebiet einschränken oder von Reptilien-Fachleuten begleiten lassen.
- Um Rebparzellen wenigstens drei Meter breite Pufferzonen schaffen. Diese sollten mit einem Krautsaum enden und nicht direkt ins Rebgelände übergehen.
- Böschungen ausschliesslich im Winter entbuschen und im Zwei- oder Dreijahresrhythmus zwischen bearbeiteten und unberührten Sektoren abwechseln.
- Bahn- und Strassenborde, Waldränder und Böschungen als Verbindungskorridore zwischen Lebensräumen erhalten. Am Rand Brachstreifen entstehen lassen. Wo Reptilien vorhanden sind, den zuständigen Beamten die Schaffung von Steinhaufen und Bestockung mit einheimischen Büschen vorschlagen.
- Helikoptersprühflüge in Rebgebieten einstellen, da wichtige Kleinstflächen nicht ausgespart werden können und bestehende Nahrungsketten längerfristig unterbrochen werden.
- Streunende Hauskatzen im Siedlungsraum entfernen.
- Auf den Einsatz von Flächenfeuern in der Landwirtschaft verzichten, weil dadurch viele Insekten als Nahrungsgrundlage vernichtet werden.
- Chemieeinsatz in Gebieten mit hoher Reptiliendichte massiv einschränken.
- Lichtungen und aufgegebenes Kulturland vor dem Verwalden bewahren.
- Die Winzer über die Bedeutung der Eidechsen in der Nahrungskette und als Insektenvertilger informieren.
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Portrait eines Smaragdeidechsen-Männchens während der Paarungszeit.
Juvenile Smaragdeidechsen haben eine graue oder braune Grundfärbung und eine grün gefärbte Kehle. Im Gegensatz zu (juvenilen) Zauneidechsen haben sie keine Augenfleckenzeichnung auf der Körperoberseite.
Smaragdeidechsen kommen in Lebensräumen vor, welche sowohl sonnige und offene Stellen als auch ausreichend Deckungsmöglichkeiten (dornige Büsche, dichte Krautschicht) bieten, wie zum Beispiel in lichten Wäldern, an Rändern von Wiesen und Weiden, an Böschungen, in Blockhalden oder in Rebbergen.
Steckbrief
- Gestalt gross & kräftig
- Kopf massig, vor allem beim Männchen
- Grundfarbe grün bis gelbgrün
- Schwanz etwa doppelt so lang wie Kopf und Rumpf zusammen, dünn auslaufend
- Männchen: v.a. während Paarungszeit: leuchtend blaue Kehle
- Weibchen: manchmal zwei bis vier helle Längslinien auf dem Rücken und Flanken
- Jungtiere unifarben braun, Kehlbereich grün oder gelbgrün; ältere Jungtiere zwei bis vier helle Linien auf Rücken und Flanken
- Verwechslungsarten: Zauneidechse (v.a. Jungtiere)
- Status Rote Liste: verletzlich (VU) (Zur Roten Liste)
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- Merkblatt: Die Westliche Smaragdeidechse (pdf)